Jäger sein ist eine Lebensaufgabe
21.08.2024 Persönlich, ZuzgenGilbert Binkert schätzt die Natur und die Freiheit
Die Aufgaben als Jäger sind vielfältig. Beobachten, hegen und pflegen gehören genauso dazu, wie interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Zusammenhänge von Tier und Wald näher zu bringen. ...
Gilbert Binkert schätzt die Natur und die Freiheit
Die Aufgaben als Jäger sind vielfältig. Beobachten, hegen und pflegen gehören genauso dazu, wie interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Zusammenhänge von Tier und Wald näher zu bringen. Ein Beispiel dazu ist etwa der regelmässig angebotene Ferienspass mit den Kindern im Juli.
Hans Zemp
Seit 25 Jahren ist der Zeininger Gilbert Binkert im Revier Zuzgen Ost Jäger. In der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts hat ihn ein Kollege motiviert, in Wegenstetten als Treiber mit auf die Jagd zu gehen. Dies hat bei Gilbert Binkert die Neugierde geweckt, mehr über die Jagd und ihre Geheimnisse zu erfahren. Darum hat er in den Jahren 1997 bis 1999 unter dem Zeininger Walter Freiermuth, im Dorf war er als Spitz bekannt, die Jagdprüfung vorbereitet. Bereiche wie unter anderem Waffenkunde, Munition, das Jagdgesetz, Pflanzen- und Tierkunde, aber auch das Schiessen waren zu lernen und wurden geprüft. Weil Gilbert Binkert grosses Interesse an diesen Sachgebieten hatte, übernahm er diese «Zusatzlehre» gerne. Der Empfang des Jagdbrevets aus der Hand des Aargauer Jagdministers auf Schloss Habsburg im Jahr 1999 hob ihn in den Stand der Jungjäger. Seine Freude war gross.
Nach der Brevetierung kam Gilbert Binkert mit den Jägern des Reviers Zuzgen Ost in Kontakt und erhielt die Jagdkarte. Schon zwei Jahre später, also 2002, nahm ihn die Jagdgesellschaft als Mitpächter auf. Seine Jagdkollegen gaben ihm im Revier grosse Freiheiten. Damals war im Wegenstettertal die Population der Wildsauen hoch. Der Kanton hatte zur Regulierung des Bestandes seine Vorstellungen. Und weil Gilbert Binkert mit den Wildsauen recht schnell «per du» war, konnte er an den vom Kanton geforderten Abschuss einen wertvollen Beitrag leisten.
Das Verweilen in der Natur macht Freude
Sehr schnell wurde Gilbert Binkert in seinem Team vertieft in die Verantwortung einbezogen. Der Team-Player schätzt die kameradschaftliche und gemeinsame Wahrnehmung dieser Verantwortung.
Gilbert Binkert liebt das Verweilen in der Natur über alles. Dies gebe ihm Gelegenheit, nach der Arbeit herunterzufahren, Ruhe zu gewinnen, zu beobachten was alles geschieht. Bei den Tierbeobachtungen lerne man viel über das Verhalten des Wildes. Und dies sei spannend. Besonderheiten sind etwa das Auftauchen eines Baummarders oder einer Wildkatze. Deren Population steigt momentan wieder. Aber auch der Anblick von Luchs und neuerdings Gämsen erfreuen ihn genauso wie die vielen Vögel und das Kleingetier.
Dieses Beobachten, zusammen mit den Rundgängen, stelle oft besondere Anforderungen. Vor allem die Wildschweine, meint Gilbert Binkert lachend. Es ist ihm darum wichtig, dass Veränderungen frühzeitig registriert werden und der gegenseitige Informationsfluss über Gesehenes zuverlässig spielt.
«Ich habe das Glück, dass auch meine Gattin Jolanda gerne mit auf den Ansitz kommt», meint Binkert. So habe man gemeinsame Erlebnisse. Und wenn die Gattin mitgehe, würde er daheim viel weniger fehlen. Das Verweilen in der Natur bei allem Wetter ist für ihn genauso wertvoll wie gute Kameradschaft im Jägerteam.
Der Jäger ist nicht Schütze im Hauptamt
Hege und Pflege nehmen im Aufgabenbereich von Gilbert Binkert einen breiten Raum ein. Das Herausnehmen kranker Tiere und das Regulieren der Bestände zählen zur Pflege der Nachhaltigkeit. Die Wildbestände dürfen nach Gilbert Binkert nicht zu gross werden und müssen gesund sein. Dabei denkt er auch etwa an die Füchse mit Räude und Staupe. Auch sind verunfallte Tiere einzusammeln und fachgerecht zu entsorgen.
Als Obmann ist Gilbert Binkert auch für die Führung der Statistiken über Reviervorkommnisse gegenüber dem Kanton verantwortlich. Besondere Aufgaben seien für ihn auch das Eingreifen bei unkontrolliertem und verbotenem Herumstreunen von Hunden oder die wilde Bikerei querwaldein, also neben den Bikerouten, zu ahnden. Es gebe auch Zeiten, in denen die Wildschweine den Kulturen der Landwirte arg zusetzen würden. Hier gelte es, die Wildschäden zusammen mit Fachleuten abzuschätzen. Mühe bereitet Gilbert Binkert auch, wenn viele sich im Wald aufhaltende Leute die Eigenheiten der Natur egoistisch missachten. Viele Tiere verpflegen sich in der Dämmerung oder in der Nacht. Sie sollten in dieser Zeit nicht gestört werden.
Wenn sich Leute nicht an das halten, was tier- und waldverträglich und auch erlaubt ist, spricht Gilbert Binkert mit den betroffenen Personen und erinnert sie an die gesetzlichen Vorgaben. Das komme im Revier Zuzgen Ost allerdings nicht so oft vor.
Gilbert Binkert als Heger und Pfleger
Gilbert Binkert schätzt die Einzeljagd deshalb mehr, weil Selektionen seriöser gemacht werden können und die Ruhe im Wald vermehrt aufrecht erhalten bleibt. «Klar gehört die Gesellschaftsjagd auch dazu. Sie gibt Chancen für fachmännischen Gedanken- und Erlebnisaustausch.
Das gute Einvernehmen mit den Landwirten sei wichtig und könne bei Schadenabschätzungen und Gesprächen gepflegt werden. «Solche Gespräche bringen viel», so Binkert. Dabei erwähnt er die Suche nach Rehkitzen mit Drohnen, bevor die Heumatten gemäht werden.
Nach seinem schönsten Erlebnis gefragt, meint Gilbert Binkert, dass er einmal eine Bache (Muttersau) mit acht Frischlingen vom Hochsitz herab gesehen habe, wie sie sich mitten auf der Matte hinlegte und den Nachwuchs verpf legte. «Das war wirklich ein prächtiges Bild», so der Jagdobmann. Traurig ist für ihn, wenn er gerissene Tiere vorfindet und die Schadenverursacher nicht zugeordnet werden können. Das bewege immer. Bei ihm steige noch heute der Adrenalinspiegel, wenn er aus verschiedenen Gründen Abschüsse tätigen müsse. Es gehöre aber halt dazu. Darum sei es wichtig, dafür besorgt zu sein, dass Tiere nicht leiden müssten. Hier hätten Tierschützer bisweilen andere Ansichten. Es sei aber wichtig, dass gegenseitige Akzeptanz ein Nebeneinander ermögliche. Jagdaufgaben seien sehr wichtig und wahrzunehmen.
Gilbert Binkert hofft, seine Aufgabe als Jäger noch viele Jahre bei guter Kameradschaft in der Jagdgesellschaft wahrnehmen zu können. Die Gesundheit ist ihm auch darum ein köstlich Gut.