Italienische Lebensfreude und grosses Drama
11.06.2024 Rheinfelden, KulturGut gelungenes Opernfestival im Schloss Beuggen
Vor einem Jahr wurde auf Schloss Beuggen «Rigoletto» gespielt. Dieses Jahr waren es im Rahmen eines veritablen Festivals gleich zwei Opern und eine Operette: «Tosca» von Puccini, «Der Barbier von ...
Gut gelungenes Opernfestival im Schloss Beuggen
Vor einem Jahr wurde auf Schloss Beuggen «Rigoletto» gespielt. Dieses Jahr waren es im Rahmen eines veritablen Festivals gleich zwei Opern und eine Operette: «Tosca» von Puccini, «Der Barbier von Sevilla» von Rossini und schliesslich «Die lustige Witwe» von Lehár. Dazu bereits am Mittwoch die «Zauberflöte» von Mozart für Kinder.
Edi Strub
Es war ein spannender Augenblick, als am Donnerstag die Uhrzeiger am Beugger Schloss sich halb acht näherten. Eben hatte es noch wie aus Kübeln gegossen und manche fürchteten, der Festivalauftakt könnte buchstäblich ins Wasser fallen. Orchester und Bühne waren zwar durch Zeltdächer geschützt, die Zuschauer, die auf die erste Vorstellung warteten, hatten aber nur Schirme und Pelerinen zum Schutz vor Platzregen. Doch nicht nur die Seele hinter dem Festival, Schlossherr Alexander Schwabe und seine Frau Franziska Tanner, sind offenbar grosse Freunde des Belcanto, sondern auch die Zuständigen fürs Wetter. Kurz nach sieben Uhr hörte es auf zu schütten und die gut vierhundert Opernfreunde konnten beginnen, ihre Sitzplätze mit allerlei Tüchern und Lumpen trockenzureiben.
Unter der linken Zelthaube hatte ein kleines Orchester aus Napoli Platz genommen, hinter der Bühne warteten rund zwanzig Sängerinnen und Sänger darauf, das zu bieten, was Italien so gut kann: Musik machen, die das Herz erfreut, und das mit südländischem Temperament und Witz. «Tosca» ist eine reichlich komplizierte Geschichte mit allen Ingredienzen des italienischen Musikdramas: Intrigen, Liebe und feuriges Begehren, Leidenschaft, abgrundtiefe Bosheit. Allen (auch jenen, die nur wenig Italienisch verstehen) wurde trotz aller Verwicklungen bald einmal klar, dass die Geschichte nur schlimm enden konnte – mit Tod und Verrat. Schon im zweiten Akt war es so weit: einer der männlichen Helden, Scarpa, will Tosca frevelhaft an sich ziehen («Tosca, finalmente mia»), doch diese stösst ihm einen Dolch in die Brust («Questa è il bacio di Tosca»). So wurde zu Puccinis Zeiten offenbar Übergriffigkeit von Männern geahndet. Mit blutiger Direktheit. Doch auch Tosca ereilt im dritten Akt ein schlimmes Schicksal: Betrogen und getäuscht stürzt sie sich in ihrer Verzweiflung von der Römer Engelsburg in die Tiefe. Zuvor singt sie noch eine der schönsten und berühmtesten Arien, die Puccini je geschrieben hat: «E lucevan le stelle» (Es leuchten die Sterne). Das ist italienische Oper und Gefühlsfülle vom Feinsten. Die Sänger der Opera Classica Europa wurden den hohen Anforderungen der «Tosca» einigermassen gerecht, das Orchester in seiner Minibesetzung wirkte aber über weite Strecken überfordert. Einige Zuhörer an diesem Abend störte das, andere konnten darüber hinwegsehen.
Im nächsten Jahr wieder
Besser gelang dem Orchester der zweite Abend mit «Il Barbiere di Sevilla». Der Dirigent dieses Abends schaffte es dank dem Einsatz eines Keyboards, die zum Teil glänzend disponierten Sänger gut zu begleiten. Die Zuschauer erkannten die berühmten Arien und Klänge, freuten sich an allerlei Schabernack des Figaro, und spendeten dem ganzen Team am Ende viel Beifall. Die Frau des Begehrens, Rosina, erhielt aus der Hand der Schlossherrin einen prächtigen Blumenstrauss, Figaro und die andern männlichen Rollenträger gemeinsam eine Kiste Bier.
«Die lustige Witwe» musste wegen des anhaltenden Regens am Samstagabend in der Bogenhalle und unter einem Zeltdach genossen werden. Das war natürlich schade, so sind aber die Bedingungen, mit denen man an einem Freiluftfestival rechnen muss. Alexander Schwabe will sich jedenfalls nicht entmutigen lassen. Bereits ist einiges für das Festival 2025 aufgegleist. Das Orchester Mercadente aus Napoli hofft, erneut in Beuggen spielen zu dürfen, und Alexander Schwabe hat sich von einem grosszügigen Unternehmer Unterstützung für eine Opernaufführung für Kinder eingeholt, wie er der NFZ verriet. Auch die Unterstützung des Publikums scheint da zu sein. Der «Barbier von Sevilla» zum Beispiel war bei herrlichem Wetter praktisch ausverkauft und auch der Umsatz der Ess- und Trinkbuden des Schlosses liess sich an diesem Abend sehen. Franziska Tanner meinte jedenfalls schon am Freitag, dass die Rechnung für das Festival dank den Subventionen der Stadt Badisch Rheinfelden in etwa aufgehen dürfte.