Ihre Herzen schlagen für die «Krone»
06.01.2024 Persönlich, WittnauSeit 30 Jahren wirten Barbara und Michel Schmid im Oberen Fricktal
Das Lied «Griechischer Wein» von Udo Jürgens diente als Inspiration: 1999 begann Michel Schmid in der Wittnauer «Krone» griechische Gerichte anzubieten. Die mediterrane Küche kam im ...
Seit 30 Jahren wirten Barbara und Michel Schmid im Oberen Fricktal
Das Lied «Griechischer Wein» von Udo Jürgens diente als Inspiration: 1999 begann Michel Schmid in der Wittnauer «Krone» griechische Gerichte anzubieten. Die mediterrane Küche kam im Fricktal gut an und die griechischen Wochen bestehen bis heute.
Karin Pfister
Wer einen Gasthof führt, der ein wenig abseits von den Verkehrsströmen liegt, muss wie ein Pionier denken, so die Meinung von Michel Schmid. Anfang 2024 feiert das Ehepaar Schmid das 30-Jahre-Wirtejubiläum in Wittnau. Michel Schmid ist im Restaurant aufgewachsen; seine Eltern Karl und Maria Schmid, die inzwischen verstorben sind, haben die «Krone» 1974 übernommen. Gebaut wurde das Gasthaus anno 1900. Michel Schmid hat Koch gelernt und bildet auch Lehrlinge aus. Momentan geht sein Sohn Fabian, der bereits eine Schreinerausbildung absolviert hat, bei ihm in die Lehre. Bruder Matthias Schmid ist beruflich in einer anderen Branche tätig. Barbara und Michel Schmid waren vor der Zeit im Fricktal eine Zeitlang als Wirte auf dem Sörenberg tätig. In der «Krone» sind die Aufgaben verteilt. Michel Schmid kümmert sich um die Küche, Barbara Schmid ist fürs «Frontoffice» und den Service verantwortlich. Der Gasthof ist regional, saisonal und auch gerne etwas experimentell. «Qualität ohne Nachhaltigkeit ist schon heute nicht mehr wirklich Qualität. In der Krone versuchen wir einen Weg der Qualität zu beschreiten, der darauf achtet, dass Mensch und Natur Hand in Hand gehen.»
Um die geografische Lage des Landgasthofes wettzumachen, setzte Michel Schmid von Anfang an auf Innovation. Als Meilensteine nennt er im Jahre 1997 die ersten vegetarischen Gerichte, den Internet-Auftritt, das Kartenlesegerät und die Eröffnung der Tandem-Vermietung. 1999 begann Michel Schmid griechisch zu kochen: «Es musste ein Sommer-Knaller her». Der Grund dafür war das Lied «Griechischer Wein» von Udo Jürgens. «Alle kannten das Weinlied und nirgends konnte man griechischen Wein trinken. Ich kaufte mir einige griechische Kochbücher und bot autodidaktisch griechische Gerichte an.» Die griechischen Wochen wurden ein grosser Erfolg und bestehen bis heute. Inzwischen hat Michel Schmid Griechenland diverse Male besucht und in der Schweiz Kontakt zu verschiedenem griechischem Lebensmittel- und Wein-Lieferanten, wo man die spezifischen Zutaten kaufen kann.
Weitere Innovationen
Auch 2010 war er einer der ersten im Fricktal, der einem Heimweg-Service anbot. Als Michel Schmid erfuhr, dass die Promillie-Grenze gesenkt wird, kaufte er einen Bus für das Heigo-Taxi, der bis heute regelmässig im Einsatz ist und den er oft persönlich fährt. Weitere Meilensteine waren die Eröffnung einer finnischen Grill-Kota (2011) sowie die E-Bike-Ladestation (2019).
Auch wenn sich das Konzept der gutbürgerlichen Küche mit den Spezial-Anlässen über die Jahre bewährt hat und grundsätzlich nichts verändert wurde, kocht Michel Schmid inzwischen anders als zu den Anfangszeiten. «Ich muss in der Küche anders denken», fasst er zusammen. Alle Gewürze sind heute Gluten- und laktosefrei, das Angebot grösser. «Wenn früher Metzgete war, gab es nur Metzgete. Heute möchten die Gäste weitere Angebote auf der Karte.» Wirten sei schon eine «Passion», sagt Michel Schmid. Die Arbeit mache ihm persönlich immer noch grosse Freude. «Mir gefällt die Vielseitigkeit, die Kreativität und der Kontakt zu den Gästen.» Barbara Schmid ergänzt: «Wirtin zu sein war nie mein Lebenstraum. Jetzt ist es für mich der schönste Beruf der Welt. Manchmal ist es eine Herausforderung und manchmal ein Vergnügen». Als Erholung zum Wirte-Alltag dient der eigene Rebberg. Auf 25 Aaren produzieren Michel und Barbara Schmid verschiedene Blauburgunder, wie das Martini-Tröpfli, den Rosé «Barbara» und ab 2025 den Barrique «Michel»
Krisen gut überstanden
Als schwierigste Phasen während den vergangenen drei Jahrzehnten bezeichnet Michel Schmid die Einführung der Mehrwertsteuer, das Rauchverbot und der Corona-Hammer. «Das Rauchverbot führte anfangs für einem spürbaren Einbruch bei dem Gästezahlen», erinnert er sich. Dieser hielt aber nur kurz an. Die Coronakrise hat Michel Schmid nicht nur als negativ in Erinnerung. «Schwierige Situationen fordern ein Umdenken», sagt er. Durch den Mahlzeiten- und Lieferdienst, den er damals anbot, lernte er ein anderes Kunden-Segment kennen. Ein Opfer der Coronakrise wurde hingegen die hauseigene Zeitung. Viele Jahre lang gab es eine Kronenzeitung, welche aktuelle Themen behandelte. Die Herbst-Ausgabe 2010 zum Beispiel ist dem roten Gold aus Wittnau gewidmet. Michel Schmid erzählt von den Safran-Zwiebeln, welche er aus Frankreich importiert und in Wittnau zum Blühen gebracht hatte. «Der geöffnete Kelch mit der lilafarbenen Blüte, in deren Mitte glänzend drei hauchdünne ziegelrote Fäden thronen, sind eine wahre Pracht», schreibt der Wirt. Gedruckt wurde die Kronenzeitung vierfarbig in einer Fricktaler Druckerei. Eine spezielle Ausgabe war die Duftausgabe, die aufgrund von speziellen Farb-Pigmenten nach Erdbeeren roch und auch Jahre danach noch einen leichten Erdbeergeruch verströmt. Ganz verschwunden ist die Hauszeitung nicht. Michel Schmid geht auch hier mit der Zeit; die News sind nun alle online aufgeschaltet oder abonniert auf den sozialen Medien. Eine Nachfolgeregelung für den Gasthof ist angedacht, aber noch nicht konkret. «Wir wirten gerne noch ein paar Jahre weiter und überraschen unsere Gäste mit weiteren innovativen Ideen.»