Seit rund eineinhalb Jahren engagiert sich der Schriftsteller und ehemalige Lehrer Markus Moor für Geflüchtete. Für ihn ist das ein Akt der gelebten Solidarität.
Valentin Zumsteg
Die Rheinfelder Stadträtin Susanna Schlittler ist voll des Lobes: ...
Seit rund eineinhalb Jahren engagiert sich der Schriftsteller und ehemalige Lehrer Markus Moor für Geflüchtete. Für ihn ist das ein Akt der gelebten Solidarität.
Valentin Zumsteg
Die Rheinfelder Stadträtin Susanna Schlittler ist voll des Lobes: «Aus meiner Sicht gehört Markus Moor zu den ausserordentlich engagierten Menschen, die still und leise seit gut eineinhalb Jahren im Begegnungszentrum Drei Könige Deutsch-Kurse erteilen.» Der Einsatz des Schriftstellers und pensionierten Gymi-Lehrers ist tatsächlich überdurchschnittlich. Aktuell gibt er pro Woche zwölf Stunden Deutsch, es waren aber auch schon 18 Stunden. Am Morgen sind jeweils die Einsteiger an der Reihe, am Nachmittag die Fortgeschrittenen. Das alles macht Moor freiwillig und unentgeltlich. Was motiviert ihn zu diesem Einsatz? Die NFZ hat ihn besucht und ihm diese Frage gestellt.
«Die Schweiz kam mir kleinkariert vor»
«Ich war sehr lange im Ausland. Ich lebte unter anderem in Frankreich, Tansania und Marokko. Ich habe dort eine grosse Solidarität erfahren, dagegen kam mir die Schweiz immer sehr kleinkariert und egoistisch vor», erklärt der 67-Jährige. In Tansania erlebte er marodierende Soldaten, die Angst und Schrecken verbreiteten. Er hat deswegen grosses Verständnis für gef lüchtete Menschen. «Ich finde es ganz schlimm, was in der Ukraine passiert – und dass die Welt dies zulässt.» Sein Einsatz als ehrenamtlicher Sprachlehrer ist sein Beitrag zur gelebten Solidarität. «Ich gebe nicht Geld, ich gebe Zeit», sagt er. Das hat er schon früher so gemacht, als er Schülern, die aus schwierigen Verhältnissen kamen, unentgeltlich Nachhilfeunterricht offerierte. «Ich finde es sinnvoll, etwas zurückzugeben.»
«Ein ganz anderes Sprachverständnis»
Mittlerweile sind seine Schülerinnen und Schüler, die nicht nur aus der Ukraine, sondern auch aus anderen Ländern stammen, deutlich vorangekommen. «Alle sind so weit, dass sie das Alltägliche verstehen.» Deswegen wollte er eigentlich mit dem Unterricht im Begegnungszentrum Drei Könige auf Ende Jahr aufhören. Doch seine Schülerschaft hat ihn überzeugt, dass er weitermachen soll. Moor hat sich dazu bereit erklärt – aber er stellt klare Forderungen. «Ich mache mit jedem Schüler so etwas wie einen Vertrag, der ihn verpflichtet, mindestens 20 Stunden pro Woche Deutsch zu lernen. Das umfasst nicht nur den Unterricht, sondern auch das Lesen von Zeitungsartikeln oder Büchern, das Hören von Radiosendungen oder das Schauen eines deutschsprachigen Films. Ich möchte auch Richtung Literatur gehen», erzählt Moor, der selbst mehrere Bücher geschrieben und als Dramaturg gearbeitet hat. Mit anderen Worten: Seine Schülerinnen und Schüler sollen nun einen deutlichen Schritt nach vorne machen.
«Die Sprache ist ganz wichtig», sagt Markus Moor und ergänzt: «Wenn ich etwas mache, dann richtig.» Er selber profitiere auch vom Unterricht und der aufwändigen Vorbereitung: «Ich habe ein ganz anderes Sprachverständnis bekommen.»