«Ich bin masslos enttäuscht und frustriert»

  22.06.2023 Magden

Magdener Gemeindeammann blickt auf denkwürdige Versammlung zurück

Was ist in Magden los? Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben am Freitag das geplante Asylzentrum auf dem Forstwerkhof-Areal abgeschmettert. Auch der beantragte Umbau des Gemeindehauses fand keine Mehrheit. Gemeindeammann André Schreyer erklärt im Interview, wie er die kommunalpolitische Lage einordnet.

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr Schreyer, wie haben Sie persönlich die Gemeindeversammlung erlebt?
André Schreyer:
Im Unterschied zur Infoveranstaltung empfand ich die Gemeindeversammlung als deutlich sachlicher und gemässigter. Von daher war es gut. Kumulierte Eigeninteressen haben dann aber zu diesem Ergebnis geführt.

Der Kredit für das Asylzentrum ist mit 83 Ja zu 314 Nein geradezu abgeschmettert worden. Haben Sie mit so starkem Gegenwind gerechnet?
Wir haben mit starkem Gegenwind gerechnet, aber nicht damit, dass die Vorlage im Verhältnis 1:4 abgelehnt wird. Das hätte ich nicht erwartet.

Nicht nur die Asylunterkunft auf dem Areal des Forstwerkhofs wurde verworfen, sondern auch der Umbau des Gemeindehauses. Wie erklären Sie sich das?
Ich bin darüber masslos enttäuscht und auch frustriert, dass es gelungen ist, die Vorlage zu kippen. Ich kann mir vorstellen, dass es unter anderem auch um Baugesuche ging, die seitens Gemeinde aus verschiedensten Gründen nicht bewilligt werden konnten. Das führt immer wieder zu Unmut in der Bevölkerung. Der Gemeinderat ist jedoch verpflichtet, alle Gesuche genau zu prüfen und entsprechend der Bau- und Nutzungsordnung darüber zu befinden. Das stösst nicht immer auf Verständnis bei der Bevölkerung.

In den vergangenen Jahren haben die Magdener bereits das Projekt für einen Gemeindewerkhof auf dem Forstwerkhof-Areal und die Umzonung Bünn abgelehnt. Kritische Stimmen werfen dem Gemeinderat in diesem Zusammenhang ein «selbstherrliches Vorgehen» vor. Was sagen Sie dazu?
Damit bin ich absolut nicht einverstanden und bedaure das sehr. Im Gemeinderat sind beinahe sämtliche Parteien vertreten, und wir arbeiten viel und gut zusammen. Nach bestem Wissen und Gewissen wollen wir jeweils die beste Lösung für unser Dorf finden. Solche Voten sind ernüchternd, und es erschwert unsere Arbeit enorm, wenn das Vertrauen der Bevölkerung fehlt. Zudem hat sich die personelle Zusammensetzung des Gemeinderates in der letzten Zeit stark verändert. Ebenso kann ich festhalten, dass beim Projekt Bünn die Bevölkerung mit einem Mitwirkungsverfahren einbezogen wurde. Auch das Projekt Werkhof ist zusammen mit einer Kommission erarbeitet worden. Ich glaube nicht, dass der Gemeinderat selbstherrlich unterwegs ist, leider verhindern aber immer wieder Partikularinteressen die Verwirklichung gewisser Projekte.

Gibt es einen Graben zwischen Gemeinderat/Verwaltung auf der einen Seite und den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern auf der anderen Seite?
Nein, ich glaube nicht, dass es einen solchen Graben gibt. Die Rechnung und das Budget sind in den vergangenen Jahren immer problemlos bewilligt worden. Es hiess ja schon, dass die Gemeindeversammlungen eintönig seien, weil vieles einstimmig angenommen wurde. Es gibt aber Projekte, die politisch unterschiedlich beurteilt werden. Das ist jedem sein gutes Recht. Ich wünsche mir aber, dass dies ohne persönliche Diffamierungen geschieht.

Wie geht es jetzt bei den beiden abgelehnten Geschäften weiter?
Beim Gemeindehaus und der zugrundeliegenden Verwaltungsanalyse schauen wir, was sich umsetzen lässt. Eventuell gibt es gewisse Anpassungen, das wird noch diskutiert. Der revidierte Vorschlag wird im Budget 2024 enthalten sein. Für das Thema Asylzentrum werden wir Ende Oktober oder Anfang November eine ausserordentliche Gemeindeversammlung durchführen und dort verschiedene Vorschläge unterbreiten. Falls alle abgelehnt würden, müsste Magden die Ersatzabgaben zahlen. Das wäre die Folge davon.


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