Herausforderung Gesundheitspolitik
22.10.2024 Bözen, BöztalRuth Humbel Naef referierte am Forum Botia
Die Aargauer Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel Naef zeigte dem grossen Publikum auf, wo das schweizerische Gesundheitswesen heute steht und in welchen Bereichen es griffigere Massnahmen braucht.
Vreni Weber
Was vor sechzehn ...
Ruth Humbel Naef referierte am Forum Botia
Die Aargauer Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel Naef zeigte dem grossen Publikum auf, wo das schweizerische Gesundheitswesen heute steht und in welchen Bereichen es griffigere Massnahmen braucht.
Vreni Weber
Was vor sechzehn Jahren mit der Idee von drei ehemaligen Gemeindeammännern von Bözen begann, fand auch dieses Jahr mit dem topaktuellen Thema «Herausforderung Gesundheitspolitik und weshalb die Prämien weiter steigen» eine interessante Fortsetzung. Der Aufmarsch von Personen aus Wirtschaft und Politik aus dem Fricktal und dem Aaretal zeigt, dass das Forum Botia mit Referaten von fachlich ausgewiesenen Persönlichkeiten, die anschliessenden Diskussionen und die Netzwerkmöglichkeiten mit ihren jährlichen Anlässen den Nerv der Zeit treffen.
Die Komplexität des Schweizer Gesundheitswesens aufgezeigt
Ruth Humbel Naef, die Aargauer Gesundheitspolitikerin der letzten 20 Jahre in Bern, zeigte in ihrem Referat auf, wo das schweizerische Gesundheitswesen heute steht und in welchen Bereichen es griffigere Massnahmen braucht, um vor allem die Prämienzahlenden zu entlasten. Die Gesundheitsversorgung ist Sache der Kantone. Gewisse Bereiche sind seit dem 1. Januar 1996 im Krankenversicherungsgesetz, dem KVG, auf nationaler Ebene geregelt. Dieses Regelwerk geniesst eine immer höhere Akzeptanz. Für Angst und Unmut in der Bevölkerung sorgen hingegen die hohen Krankenkassenprämien. Die Prämien sind je nach Kasse und Kanton unterschiedlich hoch. Der Wohnortskanton kann von Personen, welche in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen leben, um Prämienverbilligung angefragt werden.
Spannungsfelder sieht Humbel in der Demographie, der Anspruchsmentalität, in unnötigen und vermeidbaren Behandlungen und einer zu geringen Effizienz. Die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS), über welches das Stimmvolk am 24. November abstimmt, würde zu einer Vereinfachung des Finanzierungssystems, zur Beseitigung von Fehlanreizen, zur Herstellung von Transparenz und zur Dämpfung des Prämienwachstums führen. Die Kosten-Entwicklung im ambulanten Bereich würde somit gleichermassen auf Prämien- und Steuern-Zahlende verteilt und würde die koordinierte integrierte Versorgung über die ganze Behandlungskette fördern – eine Vision, die Humbel seit Jahren vertritt. Zudem fordert sie weniger «Kantönligeist» bei der Spitalplanung und die digitale Transformation mit einem praxistauglichen EPD (elektronisches Patienten-Dossier).Dass das Thema Gesundheitspolitik aktuell ist und beschäftigt, zeigten der grosse Applaus und die unzähligen Fragen an die Referentin. Daniel Büeler, Mitinitiant Forum Botia, bedankte sich bei Ruth Humbel Naef für die interessanten Einblicke in unser Gesundheitswesen und ihre klaren Aussagen. Vor dem herrlichen Apéro riche, für welchen das Gasthaus Post bekannt ist, gab Marc Joss mit dem 16. Oktober 2025 bereits den Termin für den nächstjährigen Anlass bekannt, für welchen der Geograph und Politikwissenschaftler Michael Hermann gewonnen werden konnte.
Ruth Humbel Naef
Ruth Humbel Naef, Primarlehrerin und Juristin, stieg 1981 als Grossrätin des Kantons Aargau in die Politik ein und wurde 2003 in den Nationalrat gewählt. Im Nationalrat war sie als Gesundheitspolitikerin Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit, zudem gehörte sie der Staatspolitischen Kommission und der Begnadigungskommission der Vereinigten Bundesversammlung an. Während 20 Jahren im Bundesparlament profilierte sich Ruth Humbel Naef als führende und einflussreiche Gesundheitspolitikerin.Weiter war sie Spitzenläuferin im Orientierungslauf und vertrat die Schweiz 1975-1987 im Nationalkader. (vwe)