Gut gekleidet und dabei nachhaltig gedacht
09.11.2025 PersönlichKristina Neuenschwander will Secondhand-Mode noch selbstverständlicher machen
Sie mag Menschen und Mode. In ihrem Laden in Frick kann Kristina Neuenschwander das erfolgreich miteinander verbinden. Selbstbewusstsein stärken, Frauen Mut für Veränderung machen und dabei ...
Kristina Neuenschwander will Secondhand-Mode noch selbstverständlicher machen
Sie mag Menschen und Mode. In ihrem Laden in Frick kann Kristina Neuenschwander das erfolgreich miteinander verbinden. Selbstbewusstsein stärken, Frauen Mut für Veränderung machen und dabei anregen, nachhaltig zu denken, ist ihr ein Anliegen und die Motivation, für Secondhand einzustehen.
Petra Schumacher
Kristina Neuenschwander, die alle Nina nennen, Jahrgang 1970, fällt in ihrem Wohnort Frick auf. Die gut 1,80 Meter grosse Frau zieht sich auffallend geschmackvoll an. Schmuck und Nägel sind aufs Outfit abgestimmt. Schon im Alter von sechs Jahren war Kleidung ein Thema für Kristina Neuenschwander: «Schön angezogene Frauen haben mich eigentlich immer schon fasziniert. Ich habe diese Frauen bewundert und wusste, so will ich mich auch mal kleiden». Geprägt wurde sie in der Kindheit sicherlich auch von ihrer Mutter und Tante, die beide als Mannequins, wie man früher zu den Models sagte, für regionale Modeschauen, Anlässe und Magazine arbeiteten. Im Teenageralter begann sie dann ihren eigenen Stil zu entwickeln. «Da ich in eher bescheidenen finanziellen Verhältnissen aufgewachsen bin, war am Anfang viel Improvisation und Übung nötig. Dabei hat sich aber meine Kreativität entwickelt. Eigentlich war es mein überschaubares Budget, was mich dann zu den Secondhand-Läden geführt hat», erzählt Kristina Neuenschwander. «Damals hatten diese Läden keinen guten Ruf, viele Leute haben sich fast geschämt, dort einzukaufen». Dass sie selbst mal einen Secondhand-Shop führen würde, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht.
Der Weg zum eigenen Geschäft
Eigentlich wäre die gebürtige Baslerin gerne Visagistin geworden, um am Theater als Maskenbildnerin zu arbeiten. Doch die Eltern machten ihr einen Strich durch die Rechnung, sie wollten eine solide Ausbildung für ihre Tochter. Und so ging Kristina Neuenschwander einen anderen Weg. Sie erwarb nach der Matur das höhere Wirtschaftsdiplom und arbeitete viele Jahre in Basel und Zürich im In- und Export als Direktionsassistentin und wechselte, als sie mit Mann und Sohn nach Frick umzog, in eine dort ansässige Anwaltskanzlei in die Assistenz. «Alle Themen rund um Mode und individuellem Stil haben mich weiterhin beschäftigt», berichtet Kristina Neuenschwander. Vor zwölf Jahren liess sie sich dann in Bern bei der Koloristika zur eidgenössisch diplomierten Stylistin ausbilden und machte sich mit diesem Abschluss selbständig. Zeitgleich entstand der Wunsch nach einem eigenen Secondhand-Laden. «Diese Art Läden haben mich mein ganzes Leben begleitet und irgendwann hatte ich ganz genaue Vorstellungen von meinem eigenen Laden im Kopf. Nur der Mut zur Umsetzung, der fehlte mir», erklärt Kristina Neuenschwander.
Als kurz vor Corona in Frick ein Secondhand-Laden aufging und eine Mitarbeiterin gesucht wurde, habe sie die Chance ergriffen. Corona und das Alter der Ladeneigentümerin führten dann aber doch relativ kurz darauf zur Schliessung des Ladens. Die beiden Frauen wurden sich für eine Geschäftsübernahme nicht einig. Als Kristina Neuenschwander in Frick eine Ladenfläche angeboten wurde, war für sie klar, jetzt ist es Zeit für das eigene Geschäft. Am 27. November 2021 eröffnete sie in Frick ihren Secondhand-Laden, der gut angenommen wurde. Im Jahr 2024 zog sie in einen grösseren Laden. «Ältere Leute aus Frick wissen noch, dass an der Hauptstrasse 90 das Bekleidungshaus Müller war», erzählt Kristina Neuenschwander. Sie fühle sich hier genau richtig. «Ich mag die Mode und ich arbeite gern mit Menschen. Hier kann ich beides miteinander verbinden.» Sie möchte Frauen Mut machen, sich auszuprobieren, modisch zu verändern. «Kleidung kann das Selbstbewusstsein stärken und ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor, dass möchte ich den Frauen bei mir im Laden vermitteln», führt Kristina Neuenschwander aus. «Ich nehme mir Zeit für die Beratung, führe mit den Frauen oft ganz persönliche Gespräche – hier im Laden passiert definitiv mehr, als einfach nur ein Kleidungsstück zu kaufen».
Der Nachhaltigkeitsfaktor
Kristina Neuenschwander, die sich ihre Inspirationen auf Reisen holt und gerade von farbintensiven Ländern wie Mexiko, Marokko und dem Orient fasziniert ist, bezeichnet sich als ehemalige Fast-Fashion-Shopperin. An einem Punkt sei ihr dann bewusst geworden, welche Kleiderberge es weltweit gibt. Sie habe sich dann intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. «Es war nicht nur die Menge, sondern auch die Art der Herstellung und die Bedingungen, unter denen die Kleidung entsteht, die mich umdenken liessen», sagt Kristina Neuenschwander. «Ich möchte keinen moralischen Zeigef inger heben, auch nicht den Neukleiderkauf verbieten, aber ich möchte den Secondhand-Bereich als Alternative noch mehr etablieren. Secondhand bietet eine Vielfalt an Farben, Formen und Grössen – jeder Laden ist mit seinem Angebot einzigartig und überrascht immer wieder. Für die junge Generation sind diese Art Läden cool. Meine Altersgruppe hat da noch eher Mühe. Das möchte ich ändern.»

