«Genau das macht unsere Stadt lebendig und einzigartig»
14.08.2025 PersönlichFür Franziska Winter braucht es das Zusammenspiel vieler Akteure für einen guten Tourismus
Franziska Winter ist Leiterin vom Tourist-Info Laufenburg und präsidiert zugleich den Förderverein Tourismus Laufenburg. Für sie ergänzen sich die beiden Aufgaben perfekt. Sie freut sich über das aktive Mitmachen vieler für einen lebendigen Tourismus. Wieder mehr Lebendigkeit erhofft sie sich bei der Gastronomie.
Susanne Hörth
NFZ: Frau Winter, greifen Ihre beiden Aufgaben für das touristische Laufenburg ineinander?
Franziska Winter: Ja, auch wenn ich persönlich eine klare Trennung ziehe: In der Tourist-Info arbeite ich für die Stadt, das ist mein Beruf. Dem Förderverein widme ich meine Freizeit und mein ehrenamtliches Engagement. Dass ich in beiden Bereichen aktiv bin, führt nach aussen manchmal zu Verwirrung – vor allem, weil wir in der Tourist-Info auch Veranstaltungen und Projekte des Fördervereins mitbewerben.
Wer ist für was zuständig?
Inhaltlich verfolgen wir sowohl in der Tourist-Info als auch im Förderverein sehr ähnliche Ziele: Uns liegt der sanfte Tourismus am Herzen. Wir wollen Laufenburg als attraktiven Ausflugs- und Tagungsort positionieren, die touristische Infrastruktur gezielt weiterentwickeln und den Bekanntheitsgrad unserer Stadt als Naherholungsziel stärken. Der Förderverein hat dabei eine eher unterstützende Rolle. Er fördert ausgewählte Projekte im Bereich Tourismus, arbeitet eng mit den Einwohnern beidseits des Rheins zusammen– und das alles auf gemeinnütziger Basis. Unser Ziel ist es, die Marke «Laufenburg – zwei Länder, eine Stadt» zu stärken, Angebote zu entwickeln und Menschen für unsere Stadt zu begeistern.
In der Tourist-Info liegt der Fokus auf der operativen Umsetzung: Wir informieren Gäste, beraten bei der Planung von Aufenthalten, organisieren Stadtführungen und Trotti-Touren, betreuen Veranstaltungsformate und unterstützen auch touristische Partner – wie zum Beispiel den Förderverein – in der Kommunikation.
Sie haben es mit «Laufenburg – zwei Länder, eine Stadt» angesprochen. Wie wichtig ist hier auch die Zusammenarbeit über die Grenze?
Die Zusammenarbeit mit der Tourist-Info auf der deutschen Seite ist für mich von zentraler Bedeutung. Der tägliche Austausch ist für uns selbstverständlich – sei es telefonisch, per WhatsApp oder persönlich. Dadurch, dass unsere beiden Büros nur wenige Gehminuten voneinander entfernt liegen, ist diese enge Abstimmung im Alltag auch unkompliziert möglich.
Welche Angebote werden grenzüberschreitend angeboten?
Wann immer es möglich ist, organisieren wir unsere Projekte auf beiden Seiten des Rheins. Das zeigt sich zum Beispiel bei den Osterbrunnen oder unseren Sommerprojekten, bei denen wir bewusst beide Städte einbeziehen.
Unser Altstadtweihnachts-Dekoteam ist zwar auf Schweizer Seite aktiv, schmückt aber auch die ganze Laufenbrücke – in enger Absprache mit dem Dekoteam auf deutscher Seite. Dieser Austausch ist uns sehr wichtig, darum ist auch immer mindestens ein Vorstandsmitglied aus Deutschland in unserem Vereinsvorstand vertreten.
Ein gemeinsames Tourismusangebot ist sicher auch die im April 2022 eröffnete Laufenburger Acht. Gibt es Erhebungen, wie viele Personen diesen Erlebnis-Rundwanderweg seit seiner Eröffnung unter die Füsse genommen haben?
Ja, tatsächlich – gleich nach der Eröffnung wurde eine erste Erhebung gemacht. Schon nach nur sechs Monaten durften wir rund 60 000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen – eine Zahl, die uns selbst überrascht und natürlich auch sehr gefreut hat. Die Laufenburger Acht wird seither täglich begangen. Mit ihren 6,3 Kilometern Länge, die man gemütlich in rund zwei Stunden bewältigen kann, passt sie hervorragend in ein Tagesprogramm. Und wer nicht die ganze Acht laufen möchte, kann sich auch nur für eine der beiden Schlaufen entscheiden – die sogenannte «Laufenburger Null» – was sie noch flexibler macht.
Also ein richtiger Publikumsmagnet …
Absolut. Die Laufenburger Acht ist – neben unserem charmanten Habsburger Mittelalterstädtchen – mittlerweile der zweite grosse Publikumsmagnet in Laufenburg. Wir haben am Schalter mehrmals pro Woche auch internationale Gäste, besonders aus dem französisch- und englischsprachigen Raum, denen ich den Rundweg gerne empfehle – und fast alle Tagestouristen, die bei uns vorbeischauen, machen sich auch tatsächlich auf den Weg.
Das Deko-Team des Fördervereins hat unter der Leitung von Jutta Leuenberger letztes Jahr das grenzüberschreitende Sommerprojekt «Laufenburg umgarnt» initiiert. Heuer wurden viele Velos von rund 60 Personen fantasievoll gestaltet …
Wir bekommen viele Rückmeldungen – und das freut uns natürlich sehr. Die Resonanz ist durchweg positiv, sowohl von Einheimischen als auch von Touristen, die teils sogar eigens wegen dieser fantasievollen Sommerausstellung anreisen. Uns als Förderverein ist es ein grosses Anliegen, mit der Ausstellung nicht nur die Kreativität im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, sondern auch den Zusammenhalt über die Grenze hinweg zu stärken. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der durch die Altstadtsanierung viele Restaurants geschlossen sind, wollten wir ein Zeichen setzen: Laufenburg lohnt sich trotzdem für einen Besuch. Und wenn ich mir die Besucherströme ansehe, bin ich überzeugt: Dieses Ziel haben wir, wie schon bei «Laufenburg umgarnt», wieder erreicht.
Was empfinden Sie persönlich beim Betrachten der Velos?
Wenn ich die Velos betrachte, löst das in mir jedes Mal eine Mischung aus Freude, Staunen und Stolz aus. Einerseits sind sie für mich echte Blickfänge – kleine Farbtupfer im Alltag, die sich wunderbar in das Stadtbild der Altstadt einfügen, in der ich mich täglich bewege. Besonders schön finde ich, wie oft Menschen stehen bleiben, ihr Handy zücken und ein Foto machen.
Ich denke auch daran, wie diese Velos entstanden sind: Dass jemand die Muse hatte, seine Kreativität und Zeit in so ein fantasievolles Projekt zu stecken. Das begeistert mich sehr. Für mich ist es ein echtes Geschenk zu sehen, wie unsere Ideen nicht einfach nur auf dem Papier bleiben, sondern Form annehmen und gelebt werden.
Apropos gelebt werden: Wie wichtig ist es für Laufenburg mit Ortsteil Sulz, dass die Bevölkerung aktiv am touristischen Angebot mitgestaltet?
Für uns ist es von zentraler Bedeutung. Genau das macht unsere Stadt lebendig und einzigartig. Unser Förderverein, wie auch viele andere Vereine hier, ist auf Menschen angewiesen, die sich ehrenamtlich engagieren. Ohne unsere Mitglieder und die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer könnten wir viele unserer Ideen und Projekte gar nicht umsetzen.
Ebenso schätze ich die Unterstützung und Wertschätzung von Seiten der Stadt sehr. Letztlich ist es genau dieses Zusammenspiel aus engagierter Bevölkerung, unterstützenden Mitgliedern und einer wohlwollenden Stadt, das unser Wirken möglich macht. Dafür bin ich von Herzen dankbar.
Was muss stimmen, damit in Laufenburg der sanfte Tourismus weiterhin gefördert werden kann?
Für mich ist klar, dass der sanfte Tourismus in Laufenburg nur dann nachhaltig gefördert werden kann, wenn wir an Bewährtem festhalten und gleichzeitig neue Impulse setzen. Die Aktivitäten und Events, die wir im Förderverein und in der Tourist-Info organisieren, stossen bereits auf grossen Anklang – genau diese wertvollen Angebote möchte ich unbedingt weiter pf legen und ausbauen.
Was fehlt?
Was Laufenburg meiner Meinung nach aber ganz besonders fehlt, ist eine lebendige Gastronomie. Nach der Altstadtsanierung hoffe ich sehr, dass die aktuell geschlossenen Lokale wieder zum Leben erweckt werden und die Altstadt mit kulinarischem Leben bereichern. Hier sehe ich eine grosse Aufgabe für die Stadt und Laufenburg Tourismus: Sobald die Baukräne verschwunden sind und die Baustellen nicht mehr den Alltag bestimmen, muss mit Nachdruck daran gearbeitet werden, die Gastronomie wieder zu stärken. Aus meiner Sicht sollte der Stadtrat zeitnah ein durchdachtes Konzept entwickeln, das von Experten aus der Gastronomie unterstützt wird. Nur so kann Laufenburg seine Attraktivität als sanftes Reiseziel nachhaltig sichern und weiter ausbauen.