Gemeinsame Wasserversorgung im Sisslerfeld
11.06.2025 SteinStein stimmt über einen Anteil von 11,2 Millionen Franken ab
Die Gemeinden Stein, Münchwilen, Sisseln und Eiken wollen die Wasserversorgung für die nächsten Generationen gemeinsam sicherstellen. Gesamtkosten 15 Millionen Franken. Auf Stein entfallen 11,2 Millionen. Ein ...
Stein stimmt über einen Anteil von 11,2 Millionen Franken ab
Die Gemeinden Stein, Münchwilen, Sisseln und Eiken wollen die Wasserversorgung für die nächsten Generationen gemeinsam sicherstellen. Gesamtkosten 15 Millionen Franken. Auf Stein entfallen 11,2 Millionen. Ein entsprechender Verpflichtungskredit liegt der Gemeindeversammlung diesen Donnerstag zur Genehmigung vor.
Simone Rufli
Die Trinkwasserbeschaffung der Gemeinden Stein, Münchwilen und Sisseln wird aktuell grösstenteils durch die Grundwasserfassungen Bäumliacker in Stein und Stichmatt in Sisseln abgedeckt. Auch Teile des Trinkwassers der Wasserversorgung Eiken stammen aus dem Pumpwerk Stichmatt in Sisseln. Wegen Schutzzonenkonflikten müssen beide Fassungen aufgegeben werden. Das wissen die Gemeinden seit langem und haben sich vor über zehn Jahren schon auf die Suche nach Alternativen gemacht (die NFZ berichtete mehrfach). Das Ziel: eine regional koordinierte Versorgung. Mit den Projektierungskrediten im Sommer 2023 wurde der Fokus auf eine koordinierte Lösung zur gemeinsamen Wasserbeschaffung aus dem kantonalen Grundwasserschutzareal Hardwald West in Eiken gelegt.
Drei bauliche Massnahmenpakete
Die Gesamtausbaukosten betragen 15 Millionen Franken. Zur Umsetzung der Pläne sind drei bauliche Massnahmenpakete nötig: Die Leistung im Pumpwerk Hardwald von heute 2000 l/min (Liter pro Minute) muss auf neu 4500 l/min erhöht werden, um den Wegfall des Grundwasserpumpwerks (GWPW) Stichmatt zu kompensieren. Zweitens ist der Bau eines neuen GWPW Ägerte geplant, rund 600 Meter nordöstlich des bestehenden Pumpwerks Hardwald. Versorgt werden damit die Gemeinden Stein und Münchwilen als Ersatz für die wegfallende Wassergewinnung aus dem Pumpwerk Bäumliacker. Drittens sind für den Wassertransport vom Grundwasserschutzareal in die vier Wasserversorgungen umfangreiche Leitungsbauten, Netzverbindungen und Steuerungsanpassungen notwendig. Geregelt wird das Ganze durch ein gemeinsames Vertragswerk, das von allen vier Gemeindeversammlungen genehmigt werden muss.
Total 15 Millionen Franken
Von den 15 Millionen Gesamtkosten entfallen 11,2 Millionen Franken auf die Gemeinde Stein; allein der Bau des GWPW Ägerte kostet über 4 Millionen Franken, weitere 1,15 Millionen der Umbau des GWPW Bäumliacker in ein Notpumpwerk. Der Gemeinderat wird der Gemeindeversammlung morgen Donnerstag, 12. Juni, die Genehmigung des Verpflichtungskredits (brutto) über 11,2 Millionen Franken beantragen, die Genehmigung des Vertragswerks über die gemeinsame Nutzung von Anlagen und Leitungen, sowie die Zustimmung zur Erhöhung der Verbrauchsgebühr pro m3 Trinkwasser von 0,60 Franken auf 1,20 ab Beginn der Abrechnungsperiode vom 1. Oktober 2025. Gleichzeitig soll die Verbrauchsgebühr pro m3 Abwasser von 1,50 Franken auf 0,90 Franken gesenkt werden.
Vorausgesetzt alle vier Gemeinden stimmen ihren Anteilen und dem Vetragswerk zu, soll Anfang 2026 die Baueingabe erfolgen. Die Baubewilligung könnte dann ca. Mitte 2026 erteilt werden, der Baustart im Herbst 26 erfolgen, die Inbetriebnahme des Gesamtsystems im Frühling 2028.
Antrag bereits angekündigt
Es sei denn, es kommt zu einer Verzögerung. Die könnte eintreten, wenn ein von Franz Meier bereits angekündigter Antrag von der Gemeindeversammlung in Stein angenommen wird. Meier verlangt eine Verifizierung der Situation und eine Vertagung des Entscheids mit dem Ziel, Klarheit darüber zu bekommen, wie stark das Wasser im Versorgungsgebiet mit PFAS (vgl. separaten Info-Text) verunreinigt ist.
Auf Anfrage der NFZ betont Steins Gemeindeschreiber Sascha Roth, dass die PFAS-Thematik seit Jahren bekannt und mitberücksichtigt werde.
Der Gemeindeschreiber verweist auf den jüngsten Untersuchungsbericht, datiert vom 29. April 2025. Darin äussert sich das Fachbüro Jäckli detailliert zu 35 untersuchten PFAS. Demzufolge konnten acht Verbindungen in Spuren nachgewiesen werden. Wobei die Höchstwerte, aufgelistet in der Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV), in allen untersuchten Proben deutlich eingehalten würden. Um weitere Fragen beantworten zu können, werde der projektverantwortliche Ingenieur an der Einwohnergemeindeversammlung anwesend sein, so Sascha Roth.
Einwohnergemeinde-Versammlung:
Donnerstag, 12. Juni 2025,
20 Uhr, Saalbau, Stein.
PFAS, was ist das?
Mit PFAS sind Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen gemeint (PFAS, engl. per- and polyfluoroalkyl substances). Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Chemikalien, die seit Jahrzehnten industriell hergestellt und weltweit eingesetzt werden und praktisch nicht abbaubar sind, wenn sie in die Umwelt gelangen. Zu finden sind PFAS unter anderem in Textilien, Lebensmittelverpackungen, Pfannen, Skiwachsen, Schmiermitteln, Galvanik, Schutzbekleidung, Schaumlöschmitteln, Pflanzenschutzmitteln. PFAS gelangen über die Umwelt in die Nahrungskette und stellen für den Menschen ein mögliches gesundheitliches Risiko dar. (sir)