Geht nicht gibt’s nicht
10.08.2025 FokusIn der Überbauung Lanzenberg in Magden hatte die Ölheizung aus dem Jahr 1994 nach 30 Jahren ihre technische Lebensdauer erreicht und ein Ersatz wurde notwendig. Für die Eigentümerschaft war schnell klar, dass die neue Energielösung erneuerbar sein soll. Doch wie setzt man ...
In der Überbauung Lanzenberg in Magden hatte die Ölheizung aus dem Jahr 1994 nach 30 Jahren ihre technische Lebensdauer erreicht und ein Ersatz wurde notwendig. Für die Eigentümerschaft war schnell klar, dass die neue Energielösung erneuerbar sein soll. Doch wie setzt man ein solch gross angelegtes Projekt um?
Eine Ölheizung versorgte die 48 Wohnhäuser der Überbauung Lanzenberg in Magden bis letzten Winter mit Wärme und bereitete das Warmwasser auf. Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 109 000 Litern Heizöl pro Jahr. Nach einer Betriebsdauer von 30 Jahren musste die alte Ölheizung nun ausgetauscht werden. Auf Initiative des Verwaltungsausschusses wurde an der Miteigentümerversammlung der Ersatz der Heizungsanlage zur Diskussion gestellt. Schnell wurde klar, dass nur eine Variante aus erneuerbarer Energie in Frage kommt.
Strukturierte Planung als Schlüssel zum Erfolg
Die Miteigentümerschaft stand vor vielen Herausforderungen, offenen Fragen und Unsicherheiten. Für ein gutes Gelingen musste das Projekt also strukturiert und ganzheitlich angegangen werden. Den Auftakt dafür bildete eine durch den Kanton geförderte «Grobberatung Stockwerkeigentümergemeinschaft». Durchgeführt wurde diese von Raffael Mäder, Energie- und Effizienzberater der Nova Energie Impuls AG und akkreditiertes Mitglied der energieberatungAARGAU, eines Netzwerks des Kantons Aargau von neutralen und unabhängigen Energieberatern. Raffael Mäder stellte der Arbeitsgruppe verschiedene Varianten vor und erläuterte deren erwartete Investitions- und Betriebskosten. Im Laufe der Analyse stellte sich heraus, dass eine Grundwassernutzung vor Ort nicht realisierbar war und eine Erdsondenlösung aufgrund der erforderlichen Anzahl Bohrungen aus Platzgründen ausschied. Zudem wollte die Eigentümerschaft Rauchentwicklung im Sommer verhindern, da dies die Bewohnerinnen und Bewohner in den Gärten oder auf den Terrassen stören könnte. Somit war eine Holzschnitzelheizung für die Warmwasserauf bereitung ebenfalls keine Option.
Die Wahl der optimalen Heizlösung
Drei mögliche Varianten wurden detailliert geprüft:
• Der Ersatz der bestehenden Ölheizung mit einer neuen Ölheizung für den Heizbetrieb und der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Warmwasserauf-bereitung.
• Eine bivalente Lösung mit einer Kombination aus Ölheizung und Luft-Wasser-Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser.
• Eine bivalente Variante mit einer Pelletfeuerung und einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sowohl für den Heizbetrieb als auch für die Warmwasseraufbereitung.
Die Eigentümerschaft entschied sich für die dritte Variante aus vollständig erneuerbaren Energieträgern. Im Sommer und bei Aussentemperaturen über 14°C übernimmt die 70 Kilowatt starke Wärmepumpe die Warmwasserauf bereitung und den Heizbetrieb. Sinkt die Temperatur unter 14° C, übernimmt die Pelletheizung mit 350 Kilowatt.
Herausforderungen und innovative Lösungen
Bei der Umsetzung des Projekts traten einige Herausforderungen auf. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe dieser Leistungsklasse benötigt beispielsweise mehrere grosse Ventilatoren, die die Aussenluft zu den Verdampfern leiten. Die ringhörige Betonbauweise der Überbauung machte eine Aufstellung im Aussenbereich somit lärmtechnisch problematisch. Hier war eine kreative Lösung gefragt: Die Ventilatoren, die Pelletheizung und die Wärmepumpe wurden im Heizungsraum installiert. Damit ausreichend Luft angesaugt werden kann, wurde der Raum mit einer Gitterwand versehen. Die Abluftführung erfolgt über den bestehenden Kamin: Die alten Kaminrohre der Ölheizung wurden entfernt und stattdessen wird nun die Abluft der Wärmepumpe nach aussen geleitet. In der Mitte des Kamins, dort, wo früher der Aufstieg für den Kaminfeger war, wurde das Rauchrohr für die Pelletheizung integriert. Abschliessend wurde die Konstruktion mit Photovoltaikmodulen ergänzt.
Finanzierung und Realisierung
Die Finanzierung des Projekts erfolgte über den Erneuerungsfonds der Miteigentümergemeinschaft. Um die Umsetzung zu ermöglichen, war zudem eine ausserordentliche Einzahlung der Eigentümerinnen und Eigentümer erforderlich. Für den Grossteil war dies tragbar; in wenigen Fällen wurde eine Ratenrückzahlung innerhalb der Miteigentümerschaft vereinbart. Der Kanton Aargau unterstützt den Ersatz der Gebäudetechnik mit Fördergeldern – mehr dazu ist im Förderprogramm des Kantons Aargau zu finden.
Erfolgreiche Umsetzung trotz anfänglicher Skepsis
Die Anlage ist nun seit einiger Zeit in Betrieb, und erste wertvolle Erfahrungen konnten gesammelt werden. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Konzept funktioniert und die gesamte Überbauung zuverlässig mit erneuerbarer Energie versorgt wird. Massgeblich zum Erfolg beigetragen hat Christof Stalder, Leiter Liegenschaftsunterhalt der Gemeinde Magden und selbst Bewohner der Überbauung. Er widmete sich mit grossem Engagement und selbst erworbenem Fachwissen diesem Projekt und ist nun auch für den Unterhalt der Anlage verantwortlich. Dank seiner täglichen Präsenz vor Ort kann er schnell und gezielt eingreifen, falls einmal etwas nicht wie geplant funktioniert. Anfangs gab es einige kritische Stimmen und Bedenken. Doch dank dem proaktiven Engagement der Miteigentümerschaft, der vorausschauenden Planung und der fachkundigen Unterstützung konnte das Projekt nicht nur erfolgreich umgesetzt, sondern auch nachhaltig in den Alltag integriert werden.
Artikel aus Umwelt Aargau Nr. 98 / Mai 2025