Geboren im Jahr der Revolution
12.06.2025 PersönlichNoch sammelt er Zweige. Jungschwinger Jonas Bühler aus Herznach ist aber ein Versprechen für die Zukunft.
Ronny Wittenwiler
Als Jonas Bühler zur Welt kommt, ist gerade eine Revolution im Gang. Monate später wird der König gestürzt. Doch der Reihe ...
Noch sammelt er Zweige. Jungschwinger Jonas Bühler aus Herznach ist aber ein Versprechen für die Zukunft.
Ronny Wittenwiler
Als Jonas Bühler zur Welt kommt, ist gerade eine Revolution im Gang. Monate später wird der König gestürzt. Doch der Reihe nach. Anruf bei Jonas Bühler.
Zarte fünfzehneinhalb ist er, ein ganz gewöhnlicher Teenie und doch tragen ihn seine Kollegen immer mal wieder auf ihren Schultern. Dann nämlich, wenn Bühler gerade wieder mal ein Fest für sich entschieden hat. Das Gewinnen hat der Fricktaler Jungschwinger vor zwei Jahren gelernt. Im Mai 2023 holte sich Bühler seinen ersten Feststieg, seither sind weitere hinzugekommen und in diesem Jahr beispielsweise hat er einen bemerkenswerten Lauf, worüber auch die NFZ berichtete.
Zweimal innert 24 Stunden
Jonas Bühler schaffte das Kunststück, bei den Jungschwingern zuerst das Kantonale im Baselbiet und tags darauf gleich noch das Zürcher Kantonale zu gewinnen. Zuvor in dieser Saison triumphierte er ausserdem beim Aargauer Kantonalen in Lengnau und die Frage drängt sich auf: Woran liegt das? Seine Antwort fällt nicht sonderlich blumig aus, aber vielleicht ist es die Beste auf eine solche Frage: «Ich habe viel trainiert.» Auffallend, und das ist bloss eine Ferndiagnose, ist aber auch seine körperliche Voraussetzung, die er mit seinen erst fünfzehn Jahren mitbringt. Oft ist Bühler Jonas am längeren Hebel beim Zusammengreifen im Sägemehl.
Zweige pflastern seinen Weg, die Auszeichnung für die besten Jungschwinger an einem Fest. Doch Bühler verweist darauf, dass es in seinem Jahrgang durchaus Gegner gibt, gegen die er bisher «bloss» gestellt oder gar verloren habe. «Gerade in der Innerschweiz hat es zwei, drei sehr starke Schwinger.» Dass seine bisherigen Leistungen aber Ambitionen wecken, die weit über den Fricktaler Sägemehlrand hinausgehen, steht ausser Frage: «Mein Ziel ist es, am Eidgenössischen Jungschwingertag 2027 einen Zweig zu holen.» Dieses Fest, quasi das Pendant zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest bei den Aktiven, findet ebenso nur alle drei Jahre statt. Bei der Austragung 2024 konnte Bühler noch nicht teilnehmen – er war zu jung. Im Jahr 2021 gewann der Sulzer Tobias Dünner den Zweig am Eidgenössischen Jungschwingertag, heute bildet der Kranzschwinger zusammen mit dem Wittnauer Sämi Schmid die Speerspitze der Fricktaler Aktivschwinger. Schmid und Dünner sind zwei Beispiele, die aufzeigen, wohin der Weg für einen talentierten Jugendlichen wie Bühler später führen kann. Ein anderes Beispiel nimmt sich Bühler zudem an Sämi Schmids Bruder David, dem zweifachen Eidgenossen, mittlerweile zurückgetreten. «Er gehört sicher zu meinen Vorbildern und hat mir auch schon ein paar Schwünge gezeigt, vor allem Bodenschwünge.»
Erstes Schwingfest im Jahr 2018
Etwas Sägemehl hat Jonas Bühler bereits in die Wiege gelegt bekommen. «Mein Vater hat früher geschwungen, durch meinen Bruder bin ich dann hinzugekommen.» Sechs, vielleicht sieben Jahre alt sei er gewesen, sagt er, auf jeden Fall: zu jung für Wettkämpfe. Mittrainieren aber, das ging. «2018 durfte ich dann mein erstes Schwingfest bestreiten.» Ein Jahr später krönt Christian Stucki am Eidgenössischen in Zug seine Karriere mit dem Titel. «Er war der erste Schwingerkönig, den ich selbst schwingen gesehen habe.» Ein Fabian Staudenmann, noch so ein Berner, oder ein Werner Schlegel, der Ostschweizer, gehören derzeit zu jenen Besten des Landes, die den jungen Jonas Bühler beeindrucken.
War das nicht erst gestern?
In einem Jahr ist es soweit. Dann darf Jonas Bühler bei den Aktiven wettkampfmässig ins Sägemehl steigen. «Natürlich hat man schon auch Respekt davor. Das wird strenger, aber auch lehrreich.» Und auch wenn ihn die Kollegen seines Jahrgangs schon jetzt immer mal auf Schultern überm Sägemehl tragen, wenn er gerade wieder ein Fest gewinnt, liegt ihm das Abheben fern. «Später einen Kranz bei den Aktiven zu gewinnen, das wäre sicher mal was. Aber jetzt muss ich mich zuerst auf meine Lehre konzentrieren, die ich nach den Sommerferien beginne.» Aus dem Schüler Bühler wird ein angehender Landmaschinenmechaniker. So vergeht die Zeit. Als er im Jahr 2010 zur Welt kommt, ist gerade eine Revolution im Gang. Sieben Monate später in Frauenfeld, an einem nebligen Sonntagmorgen, verliert der dreifache Schwingerkönig Jörg Abderhalden in einem spektakulären fünften Gang gegen einen jungen Wilden und wird später von ebendiesem vom Thron gestürzt. War das nicht eben erst gestern gewesen? Von wegen. Vor einem Jahr ist Kilian Wenger, dieser junge Wilde von damals, zurückgetreten. Und Jonas Bühler, das Kind aus dem Jahr der Revolution, scheint erst richtig anzufangen.