Wölflinswil-Oberhof nimmt erste Hürde

Sie waren mit Spannung erwartet worden, die beiden ausserordentlichen Fusions-Gemeindeversammlungen in Wölf linswil und Oberhof. Und sie mobilisierten in beiden Gemeinden überdurchschnittlich viele Stimmberechtigte.

Zuerst in Oberhof und eine Stunde später auch in Wölflinswil sprach sich am Dienstagabend eine Mehrheit der Stimmberechtigten an den ausserordentlichen Gemeindeversammlungen für eine Fusion mit der jeweils anderen Gemeinde aus. Damit fällt der abschliessende Entscheid am 9. Juni an der Urne.

Simone Rufli

Von «entsetzlich dumm», die Kräfte nicht zu bündeln, bis «keine Fusion jetzt, um den Weg freizuhalten, für eine spätere grössere, regionale Fusion» – die Voten in der Wölf linswiler Turnhalle Huebmet kamen mit einer Ausnahme aus der Fusion-befürwortenden Ecke. Zwei Männer outeten sich als Oberhöf ler, verheiratet mit einer Wölflinswilerin, «was bestens funktioniert, darum lasst uns mit dem Herzen entscheiden», einer als Grossvater «mit zwei Enkelkindern in Oberhof und zwei in Wölflinswil». Geld sei eine gute Entscheidungsbasis, «aber wir verlieren nichts und werden gewinnen, wenn wir an eine gemeinsame Zukunft glauben», prophezeite ein anderer. Mit 133 Ja zu 117 Nein – es waren 253 von 769 Stimmberechtigten anwesend – sagte die Wölflinswiler «Gmeind» nach zwei Stunden und in geheimer Abstimmung Ja zum Fusionsvertrag und setzte sich damit über die Empfehlung des Gemeinderats hinweg, der Ablehnung empfohlen hatte.

Grosse Beteiligung auch in Oberhof
Anders die Situation am gleichen Abend in der Turnhalle «Moos» in Oberhof, wo 128 von 417 Stimmberechtigten an der ausserordentl ichen Gemei ndeversam m lu ng teilnahmen. Ihnen hatte ihr Gemeinderat die Zustimmung zum Fusionsvertrag beantragt. Auch dort war der Gemeindeammann nochmals kurz auf die wichtigsten Punkte des Fusionsvertrages eingegangen. Nach wenigen Wortmeldungen und – wie in Wölflinswil – einem Antrag auf geheime Abstimmung, wurde dem Vertrag über den Zusammenschluss der Einwohnergemeinden Oberhof und Wölf linsw il zur Einwohnergemeinde Wölf linswil-Oberhof per 1. Januar 2026 mit 69 Ja-Stimmen gegenüber 59 Nein-Stimmen zugestimmt.

Noch ist nichts entschieden
Mit dem zweifachen Ja haben Wölflinswil und Oberhof die erste Hürde auf dem Weg zur Einwohnergemeinde Wölflinswil-Oberhof genommen. Die zweite Hürde folgt am 9. Juni, dann kommt es zur obligatorischen Referendumsabstimmung an der Urne. Wenn am 9. Juni in beiden Gemeinden wiederum ein Ja zum Fusionsvertrag resultiert, kommt es – vorbehältlich der Genehmigung durch den Grossen Rat – zum Zusammenschluss. Wenn eine oder beide Gemeinden im Juni an der Urne Nein sagen, ist die Fusion gescheitert.

Ein Lob auf die Demokratie
«Der Gemeinderat von Wölflinswil kann mit dem Entscheid der Gemeindeversammlung gut leben», erklärte ein zufriedener Gemeindeammann Giuliano Sabato am späten Dienstagabend gegenüber der NFZ. «Auch wenn der Antrag des Gemeinderates anders gelautet hat». Was wie ein Widerspruch klingt, ist keiner. Giuliano Sabato hatte im Vorfeld der Gemeindeversammlung mehrfach betont, dass er rein von den Emotionen her für eine Fusion sei, Wölf linswil aufgrund von Zahlen und Fakten als selbstständige Gemeinde in Zukunft aber mindestens gleich gut fahren würde, im besten Fall sogar besser. Sichtlich erfreut über das grosse Interesse seitens der Bevölkerung, das Engagement der Arbeitsgruppen und den reibungslosen Ablauf der Versammlung meinte er deshalb: «Ein demokratischer Entscheid ist immer richtig.» Er habe keine Mühe damit, wenn Emotionen höher gewichtet würden als Zahlen. «Als Gemeinderat war es uns einfach wichtig, keine Schönfärberei zu betreiben, den ganzen Prozess über transparent zu informieren und die Fakten offen zu präsentieren.» Es sei immer die höchste Priorität der beiden Gemeinderäte gewesen, «dass die Bevölkerung die Frage entscheiden kann, die seit so vielen Jahren schon bewegt».