«Für zwei Wochen Cowboy sein…»
29.05.2023 KaiseraugstNatur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst sucht Nachwuchs
Die Natur ist ein kostbares Gut, das gehegt und gepflegt werden muss. Dieser Aufgabe hat sich der Natur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst (NVVK) seit rund 38 Jahren angenommen. Doch nun droht der Verein einzugehen, wenn nicht ...
Natur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst sucht Nachwuchs
Die Natur ist ein kostbares Gut, das gehegt und gepflegt werden muss. Dieser Aufgabe hat sich der Natur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst (NVVK) seit rund 38 Jahren angenommen. Doch nun droht der Verein einzugehen, wenn nicht neue Mitglieder, vor allem im Vorstand, gefunden werden.
Catherine Hossli
Es ist kein gewöhnliches Interview am Stubentisch, welches die Schreibende mit Paul Füglistaller, seit 2005 Präsident des NVVK, erwartet. Er nimmt die Journalistin, zusammen mit drei anderen Vereinsmitgliedern, mit in die Natur. Wo sonst könnte man sich einen besseren Einblick in die Tätigkeit eines Naturschutzvereins verschaffen! Wir begeben uns zum Naturschutzgebiet an der Ergolzmündung. Ursprünglich wurde hier der Aushub der Ergolz deponiert und das Gebiet wurde dann von der Gemeinde in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. «Dieses Stück Land zum Beispiel muss vom Verein an einem Abendeinsatz gepflegt werden», erklärt Füglistaller. «Das Gebiet muss gesäubert werden und man muss schauen, dass es nicht zuwuchert. Dabei helfen uns neuerdings auch Geissen, die uns von der Fischzucht Violenbach zur Verfügung stehen. Eine Win-win-Situation sozusagen. Rund sieben solcher Naturschutzgebiete werden in Kaiseraugst vom NVVK betreut», erklärt er weiter.
Einmal Cowboy sein
Weiter berichtet er, dass auch eine Eisvogelwand an der Ergolz für die Brutvögel errichtet wurde, ein Blick darauf würde sich für alle Vogelfreunde lohnen. Aber jetzt geht es weiter zu den «Rindli». Natur- und Vogelschutzverein und Rinder? Auf einem ca. 1,8 Hektar grossen Stück Land südlich der Autobahn, welches der Verein 2002 von der Ortsbürgergemeinde gepachtet hat, befindet sich der letzte Hochstamm-Obstgarten von Kaiseraugst. Kirschen- Apfel- Birnen- und Zwetschgenbäume zieren die Wiese und die Früchte werden vom Verein geerntet und verkauft oder auch zu Schnaps verarbeitet. Ein kleines, aber willkommenes Einkommen für den NVVK. Die Äpfel werden seit Jahren an der Chilbi frisch gepresst und am Moststand verkauft.
«Da kommen die drei!», ruft Zoé Franzen, jüngstes Vorstandsmitglied, plötzlich. Tatsächlich, drei Gallowayrinder, von der Farnsburg ausgeliehen, schauen neugierig vom Hang herunter. «Die Rinder sind unsere Rasenmäher und müssen jeweils während zwei Wochen von einem Vereinsmitglied betreut werden. Das heisst, man muss schauen, ob alles in Ordnung ist und etwas Körner nachfüttern, damit sie zahm bleiben. Die Rinder sind an Menschen gewohnt und relativ zutraulich. «Und ganz ehrlich, einmal für zwei Wochen Cowboy sein, macht einfach Spass», schwärmt Zoé Franzen. «Überhaupt macht die Arbeit im Verein Freude, jeder Einsatz ist mit Arbeit verbunden, aber die Arbeit ist schön und für einen guten Zweck und jeder Einsatz hat immer auch einen geselligen und gemütlichen Teil».
Ein Verein für die ganze Familie
Der NVVK hat viele Aufgaben, auch das Tier-Wohl liegt dem Verein besonders am Herzen. So müssen Amphibien-Zäune bei den verschiedenen Weihern und Biotopen gesetzt und wieder entfernt werden. Auch Echsenmauern werden erstellt. «Übrigens die Eidechsenmauer ‹Böse Sulz› ist teils aus Steinen vom ehemaligen Restaurant Löwen gebaut worden, es ist sozusagen der Leue-Friedhof», informiert Urs Wullschleger. Das neuste Projekt, das in Angriff genommen wird, sind die Schwalbennester beim Altersheim. Der Altbau vom Altersheim Rinau ist voll mit Schwalbennestern, die bei einem Abbruch zerstört würden. Anwohner haben dem NVVK ihre Ängste gemeldet und der Verein plant nun einen mobilen Schwalbenturm zu errichten und die Vögel umzusiedeln.
«Unser Verein ist leider überaltert und an der übernächsten GV treten gleich vier Mitglieder aus dem Vorstand aus. Zum Glück haben wir mir Zoé Franzen und Tilman Brodmeier zwei junge, engagierte Leute, aber wir brauchen noch mehr motivierte Mitglieder, die bereit sind, anzupacken», appelliert der Präsident. Zoé Franzen ergänzt: «Man muss einfach motiviert sein, etwas mitzugestalten und tier- und naturverbunden sein. Das Schöne ist auch, man kann die ganze Familie mit einbeziehen und etwas Gutes für die Natur tun.»
«Die ganze Welt können wir leider nicht retten, aber mit unserem Einsatz für die Natur können wir ein kleines Stück dazu beitragen», beendet Paul Füglistaller den interessanten Ausflug ins Grüne. Es wäre dem Verein zu gönnen, wenn sich ihm weitere Naturliebhaber anschliessen würden, damit die rund 300 Stunden Arbeit im Jahr auf viele Hände aufgeteilt werden können.


