«Für einen schönen Klang müssen viele Details stimmen»
17.02.2025 PersönlichReto Borer dirigiert die Stadtmusik Laufenburg
Als Dirigent sei er nebst der Aufgabe als künstlerischer Leiter auch ein Tontechniker, sagt
Reto Borer. «Viele Feinheiten müssen zusammenpassen, damit der Klangausgleich und die Dynamik aller Instrumente schön ...
Reto Borer dirigiert die Stadtmusik Laufenburg
Als Dirigent sei er nebst der Aufgabe als künstlerischer Leiter auch ein Tontechniker, sagt
Reto Borer. «Viele Feinheiten müssen zusammenpassen, damit der Klangausgleich und die Dynamik aller Instrumente schön gelingen.»
Karin Pfister
Während im Hintergrund Tische und Stühle für die 146. Generalversammlung geschoben und aufgestellt werden, hat Reto Borer Zeit für ein Gespräch mit der NFZ. 16 Interessenten hatten sich 2024 für die Nachfolge von Martin Burgunder, welcher die Stadtmusik Laufenburg 24 Jahre lang dirigiert hatte, beworben. Vier davon wurden zum Probedirigieren eingeladen, von den Musikantinnen und Musikanten gewählt wurde schliesslich Reto Borer. Der 57-jährige wohnt in Laufen, im Baselbiet.
«Mit 19 Jahren habe ich zum ersten Mal eine Brass Band dirigiert», erinnert er sich. Das sei ein spontaner Einsatz gewesen. Reto Borer hat als Kind Blockflöte und später Klavier gelernt. «Da ich bei der Musikgesellschaft mitmachen wollte, habe ich meine Eltern gefragt, ob ich auch noch Trompetenunterricht nehmen darf.» Er durfte und trat als 15-Jähriger der Musikgesellschaft Nunningen bei. «Da mir das Dirigieren gefiel, absolvierte ich einige Kurse in diesem Bereich.» Später spielte er als Aushilfe bei der Musikgesellschaft Röschenz. Als dort der Dirigent ausfiel, meinte einer seiner Mitspieler, du hast doch diesen Kurs gemacht. Der spontane Einsatz als Taktgeber war der Beginn einer 14-jährigen Karriere als Brass Band-Dirigent.
Trompeter in der Militärmusik
Sehr gute Erinnerungen hat Reto Borer an die Auftritte als Trompeter in der Militärmusik, bei der er den Militärdienst absolvierte. «Die Aufnahmeprüfung war sehr schwer, nur wenige haben sie geschafft.» Beruflich liess sich Reto Borer an der ETH zum Bauingenieur ausbilden. Er arbeitet bis heute in einem 80-Prozent-Pensum in diesem Beruf. «Nach der ETH studierte ich drei Jahre lang berufsbegleitend am Konservatorium in Zürich.» Die Ausbildung als Blasmusik-Dirigent schloss er mit dem Bachelor ab, der damals noch anders hiess. «Ich übe beide Berufe leidenschaftlich gerne aus.» So unterschiedlich wie sie auf den ersten Moment wirken, seien sie nicht. «Die Harmonielehre zum Beispiel ist auch sehr mathematisch aufgebaut.»
Als Dirigent stand Reto Borer ab dem Jahre 2000 13 Jahre der Musikgesellschaft Harmonie Büsserach vor, danach folgten kürzere Stationen in Muhen und Zwingen. «Ob ich auch 24 Jahre in Laufenburg bleiben werde wie mein Vorgänger, weiss ich noch nicht», antwortet er schmunzelnd auf Nachfrage. Vorgesehen sei auf jeden Fall ein langfristiges Engagement.
Abwechslungsreich, gut und zum Wohlfühlen
Sein Ziel ist es, die Proben abwechslungsreich zu gestalten. «Wir arbeiten konzentriert zusammen, aber die Stimmung soll auch gut und wohlfühlend sein. Wir sind alle berufstätig und haben schon einen ganzen Arbeitstag hinter uns.» Für ihn gehöre auch das Gesellige dazu. «Während der Probe bin ich der Chef, nach der Probe im Restaurant bin ich einfach ein Kollege.» Ab und zu erhalte er im Nachgang von den Musikantinnen und Musikanten per WhatsApp positive Rückmeldungen. «Diese Resonanz freut mich sehr.» Am 14. August des vergangenen Jahres stand Reto Borer zum ersten Mal vor der Stadtmusik. Die über 40 Mitglieder sind zwischen 17 und 70 Jahre alt. Der erste grosse Auftritt unter dem neuen Taktgeber fand schon im September statt. Bei schönstem Wetter und bester Stimmung präsentierten die Musikantinnen und Musikanten ihr Können am Promenadenkonzert im Schlosspark in Bad Säckingen. «Das war ein gelungener Einstieg», erinnert sich Reto Borer. Präsentiert wurden zwölf Stücke, die noch unter seinem Vorgänger eingeübt worden waren. Für neue Stücke sei die Zeit zu kurz gewesen.
Am Adventskonzert im Dezember wurden dann neue Stücke vorgeführt. «Wegen der Akustik in der Kirche war das ein komplizierter Auftritt, es hallt jeweils durch die Kirchengänge.» Als Dirigent sei er auch ein Tontechniker. «Viele Details müssen zusammenpassen, damit es ansprechend klingt.» Die technischen und emotionalen Komponenten seien eine spannende Aufgabe. «Wir möchten gemeinsam die Freude an der Musik zeigen und ausdrücken.»
Im April in der Stadthalle
Der nächste grosse Auftritt findet am 4./5. April in der Stadthalle statt; auf dem Programm stehen moderne Stücke sowie Filmmusik. Ausserdem freuen sich Reto Borer und die Stadtmusik auf den Musiktag diesen Sommer in Sulz. Dort wird ein Wett-Stück gespielt, welches von einem Experten bewertet wird; zusätzlich gibt es Marschmusik auf der Stras se. Es ist gut möglich, dass die Laufenburger Stadtmusikanten künftig einen Marsch präsentieren werden, den Reto Borer komponiert hat. Er hat dieses Kunsthandwerk während des Studiums gelernt. Komponieren sei eine Kombination von Harmonielehre und dem Instrumentieren, das heisst dem Umschreiben der Stücke für die einzelnen Instrumente. Rund sechs Märsche und vier Unterhaltungstücke hat Reto Borer bisher geschaffen. Privat hört er verschiedene Stilrichtungen, von Pop im Radio bis Klassik. «Nur Jazz gefällt mir nicht.» Seine Lieblingskomponisten seien Beethoven und Mozart. «Diese Musik ist einfach genial, beinahe göttlich», schwärmt Reto Borer.