«Für den Ausstieg brauchen wir alle»
16.01.2025 RheinfeldenReges Interesse an Infoveranstaltung in Rheinfelden
Grossaufmarsch im Bahnhofsaal: Die Stadt informierte über die Zukunft der Wärmeversorgung in Rheinfelden und die Stilllegung des Gasnetzes. Es gibt noch einige Herausforderungen zu meistern.
Valentin Zumsteg
...Reges Interesse an Infoveranstaltung in Rheinfelden
Grossaufmarsch im Bahnhofsaal: Die Stadt informierte über die Zukunft der Wärmeversorgung in Rheinfelden und die Stilllegung des Gasnetzes. Es gibt noch einige Herausforderungen zu meistern.
Valentin Zumsteg
Rund 400 Leute versammelten sich auf Einladung der Stadt am Montagabend im Bahnhofsaal in Rheinfelden. «Das Thema Wärmezukunft interessiert sehr, uns als Stadt aber auch sie alle», sagte Stadtammann Franco Mazzi eingangs. Die Stadt Rheinfelden sei beim Thema Fernwärme schon seit vielen Jahren pionierhaft unterwegs. Aktuell beträgt der Anteil der fossilfreien Wärmeversorgung in Rheinfelden rund 50 Prozent, im Jahr 2000 waren es erst 2 Prozent. Bis ins Jahr 2050 ist gemäss dem nationalen Ziel der komplette Ausstieg aus der fossilen Energie geplant, bis dann wird auch das Gasnetz etappenweise stillgelegt. «Für diesen Ausstieg brauchen wir alle. Gas- und Ölheizungen müssen durch solche ersetzt werden, die Umweltwärme oder Holz als Energieträger nutzen», erklärte Stadträtin Claudia Rohrer.
«Für alle eine Lösung»
Einige Eckpunkte sind bereits festgelegt. So werden die ersten Gasleitungen ab 2030 gekappt. «Die Wärmeversorgung bleibt gewährleistet. Für herausfordernde Situationen finden wir eine Lösung. Liegenschaftsbesitzende werden spätestens fünf Jahre vor der Stilllegung persönlich informiert», schilderte Claudia Rohrer. Auf dem Weg in die saubere Zukunft arbeitet die Stadt eng mit der AEW Energie AG und der IWB zusammen, die am Infoanlass ebenfalls vertreten waren. So werden der Ausbau von Wärmeverbünden und Strassenbauprojekte der Stadt koordiniert. «Es gibt nicht eine Lösung für alle – aber für alle eine Lösung», betonte Reto Rigassi, Präsident der Rheinfelder Energiekommission. Die Stilllegung des Gasnetzes erfolge in drei Zeiträumen, nämlich von 2030 bis 2033, von 2034 bis 2038 und von 2039 bis 2050. Jeder Gebäudeeigentümer kann auf der Webseite der Stadt nachschauen, wann in seiner Strasse das Gas abgestellt wird und so rechtzeitig neue Lösungen suchen. Welche Optionen am jeweiligen Standort in Frage kommen, sieht man auf der Webseite ebenfalls.
Restwert soll entschädigt werden
Aktuell gibt es in Rheinfelden noch rund 800 Gasanlagen. «Einige Gasheizungen und Gaskochherde werden beim Zeitpunkt der Gasabschaltung noch nicht amortisiert sein. Der Stadtrat will für diese Anlagen eine Restwertentschädigung bezahlen», führte Reto Rigassi weiter aus. Das entsprechende Reglement soll im Sommer 2025 der Rheinfelder Einwohnergemeinde-Versammlung vorgelegt werden. «Wärme war mit Heizöl und Erdgas für lange Zeit sehr günstig und unbestritten – diese Zeiten sind vorbei», so Rigassi. Der Umstieg auf eine fossilfreie Wärmeerzeugung sei nicht immer einfach. «Teilweise sind bedeutende Anfangsinvestitionen nötig. Meist ist es über die Lebensdauer der Anlage aber lohnenswert.»
Eine besondere Herausforderung stellt die Altstadt dar, die heute kaum mit Fernwärme erschlossen ist. Auch die Bedingungen für Wärmepumpen und Pelletsfeuerungen sind dort erschwert, wie Rigassi erläuterte. Eine Studie zeige aber die Machbarkeit und die Kosten für Fernwärme in der Altstadt auf. «Weitere Abklärungen sind nötig», so Rigassi. Auch ausserhalb der Altstadt sei an gewissen Orten die Realisierung einer Wärmepumpe oder einer Pelletsfeuerung unter bestimmten Umständen stark erschwert oder gar unmöglich. «Nano- oder Mikrowärmeverbünde können dort eine optimale Lösung sein», sagte Rigassi.
Im Anschluss an die Vorträge gab es zahlreiche Fragen aus der Versammlung, die teilweise im Plenum und teilweise anschliessend beim Apéro beantwortet wurden. Die Stadt will die Bürgerinnen und Bürger bei der Umstellung auf eine fossilfreie Wärmeversorgung begleiten. Weitere Informationsanlässe sind in den kommenden Jahren geplant.