Frieden fördern, aber wie?
22.06.2025 PersönlichPolitologe Laurent Goetschel zu Gast in Rheinfelden Wie lassen sich Konflikte bewältigen? Und was tut die Friedensforschung? Darüber spricht Ueli Mäder am kommenden Mittwoch im Hotel Schützen mit Politologe Laurent Goetschel.
«Die moderne Friedensforschung entstand nach dem Ersten Weltkrieg, zusammen mit dem neu gegründeten Völkerbund», erklärt Laurent Goetschel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel. Internationale Normen sollten eine weitere Tragödie verhindern. Gleichwohl folgte ein Zweiter Weltkrieg. Und danach häuften sich Konf likte zwischen West und Ost. Also galt es, einen Nuklearkrieg zu verhindern und den Rüstungswettlauf einzudämmen. Nach dem überraschenden Fall der Berliner Mauer (1989) verlagerte sich dann die Friedensforschung auf Bürgerkriege, Prävention und Mediation.
Aktivere und mutigere Friedenspolitik
Goetschel ist seit vielen Jahren Direktor von Swisspeace. Die Schweizerische Friedensstiftung kooperiert eng mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie ergründet Ursachen von Kriegen und hilft mit Projekten, gewaltsame Konf likte zu vermindern. Swisspeace berät auch Regierungen und internationale Organisationen. Zum Beispiel im Nahen Osten, in Afghanistan, Afrika, Kolumbien und im Balkan. Von der Schweiz erhofft sich Goetschel eine aktivere und mutigere Friedenspolitik. Die Neutralität könnte im Ukraine- und Gaza-Krieg helfen, Verhandlungen zu befördern.
Danach gefragt, ob sich seine Zuversicht auf eine friedliche Zukunft in den letzten Jahren verändert hat, meint Goetschel: «Eigentlich nicht, aber ich war auch nie übermässig optimistisch.» Friedensprozesse benötigten eben viel Zeit. In den 1990er-Jahren sei eine technokratische und wenig nachhaltige «Friedensindustrie» aufgekommen. Und die aktuelle Weltlage sei gewiss ernüchternd. Allerdings gäbe es auch beachtliche Erfolge der Friedensförderung, die kaum wahrgenommen würden. An sie lasse sich anknüpfen, global und regional.
Friedenspolitisch erfolgreich ist für Goetschel beispielsweise die europäische Integration. Zudem die Neuordnung des Westbalkans, besonders in Bosnien-Herzegowina. Hinzu kämen das Ende des Apartheidregimes in Südafrika oder der Friedensprozess in Kolumbien. Sie zeugten vom möglichen Übergang von gewaltsamen zu friedlicheren Verhältnissen.
Was können wir als Einzelne tun?
Goetschel verknüpft theoretische
Grundlagen mit friedlicher Praxis.
In Medien erörtert er immer wieder, was Konflikte verursacht und wie Frieden möglich ist. Im Schützen Rheinfelden geht er auch darauf ein, was wir als Einzelne tun können. Wir könnten ja nicht alle vor Ort gehen und den Menschen helfen, sagt der künftige Dekan der Philosophischen Fakultät der Uni Basel. Wichtig sei jedoch, sich dafür zu interessieren, was in Kriegsgebieten geschieht. Wir könnten uns auch für geflüchtete Menschen engagieren. Dazu böten sich viele Gelegenheiten. Solchen Menschen «offen zu begegnen, ihre Geschichten ernst zu nehmen und ihre Bemühungen zu unterstützen, hier Fuss zu fassen», das seien «sehr wichtige Beiträge».
Zur Zeit arbeitet der Politologe auch über visuelle Kommunikation.
Die neue Studie eruiert anhand von Bildern, wie sich Menschen in Kolumbien den Frieden vorstellen. Im Vordergrund steht aber weiterhin der Konflikt zwischen Israel und Palästina. Hier sieht Goetschel die Aufgabe von Swisspeace und der Universität Basel vor allem darin, «einen Raum für unterschiedliche Ansichten zu bewahren und aufzuzeigen, wie wichtig es ist, andern Menschen zuhören zu können». (mgt)
Frieden fördern, aber wie? Am Mittwoch, 25. Juni, um 19.30 Uhr, im Hotel Schützen (Bahnhofstrasse 19) in Rheinfelden. Gast: Laurent Goetschel. Moderation: Ueli Mäder. Musikalische Begleitung: Peter Schmid. Eintritt: freie Kollekte. Anmeldung über: www.schuetzenhotels.ch/de/entdecken