Fricktaler Konjunkturindikatoren
01.10.2024 FricktalDIE WIRTSCHAFT SIND WIR
Niklaus Leemann
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) veröffentlichte am vergangenen Mittwoch ihre neueste Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum: Magere 1,1 Prozent Wachstum im aktuellen Jahr und ...
DIE WIRTSCHAFT SIND WIR
Niklaus Leemann
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) veröffentlichte am vergangenen Mittwoch ihre neueste Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum: Magere 1,1 Prozent Wachstum im aktuellen Jahr und genauso läppische 1,6 Prozent im nächsten werden prognostiziert.
Die Aussagen der KOF basieren auf einem riesigen Datenberg, der mittels komplexer Modelle in eine Prognose mündet. Doch Konjunktur findet nicht in diesen Modellen statt. Diese bilden die Realität nur nach. Vielmehr sind wir Menschen die Wirtschaft und verursachen somit auch die Konjunktur. In diesem Sinne gelänge es auch ganz ohne Datenberg, eine – zumindest grobe – Konjunkturprognose zu machen. Man muss dabei nur aufmerksam auf Konjunkturindikatoren wie Geschäftsklima, Konsum, Investitionen oder Exporte schauen – so auch im Fricktal:
Um sich ein Bild vom Geschäftsklima zu machen, empfiehlt sich das aufmerksame Zuhören der Konversationen in den Fricktaler Pendlerzügen nach Basel und nach Zürich. Pendlerinnen und Pendler tauschen sich dort oft unverhohlen über die Probleme an ihren Arbeitsplätzen aus. Werden Stellen abgebaut oder Budgets gestrichen? Man erfährt es in einem Pendlerzug.
Die Konsumlaune der Fricktalerinnen und Fricktaler erkennt man beispielsweise an der Länge der Schlangen am Samstag bei den Fricktaler Traditionsconfiserien Graf, Auki, Kunz oder Maier. Je mehr Crèmeschnitten abgeholt werden, desto grösser muss die Konsumlaune sein. Aber Vorsicht: Ein hoher Crèmeschnittenkonsum könnte auch auf so genanntes «Cocooning» hinweisen, die Tendenz sich in wirtschaftlich schlechten Zeiten zwar nichts Grosses, aber dafür kleine Freuden zu leisten.
Die Investitionsfreude könnte man natürlich an der Anzahl Baukräne im Fricktal ablesen. Je mehr Baukräne, desto mehr Investitionen. Doch die Baukräne bilden nur den Status Quo ab. Als Prognose eignet sich vielmehr ein Blick in die Neue Fricktaler Zeitung, genauer auf die Baupublikationen. Sie sagen voraus, wie die Baukonjunktur in 12 bis 18 Monaten sein wird.
Den Zustand der Exportwirtschaft leitet man schliesslich am besten durch einen Blick auf die vielen exportorientierten Fricktaler Unternehmen ab. Bei Roche in Kaiseraugst reicht etwa ein Blick auf die Belegung des Parkhauses entlang der Autobahn. Grüne Lichter heisst, wenig los und Verdacht auf schlechte Exportzahlen. Und bei roten Lichtern: alles im grünen Bereich.
In der Kolumne «Die Wirtschaft sind wir» beschreibt der Ökonom und Unternehmensberater Niklaus Leemann, wie die Wirtschaft fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres Lebens ist.