«Für mich ist das Glas halb voll»
21.11.2025 PersönlichVize-Schweizermeister der Maurer 2022, Dritter bei den EuroSkills im Jahr 2025 und vor kurzem der Abschluss als Vorarbeiter – die beruflichen Erfolge von Mattia Plattner sind trotz seinen erst 22 Jahren beachtlich.
Petra Schumacher
Tiefenentspannt, dieses Wort ...
Vize-Schweizermeister der Maurer 2022, Dritter bei den EuroSkills im Jahr 2025 und vor kurzem der Abschluss als Vorarbeiter – die beruflichen Erfolge von Mattia Plattner sind trotz seinen erst 22 Jahren beachtlich.
Petra Schumacher
Tiefenentspannt, dieses Wort beschreibt Mattia Plattner wohl am besten, jedenfalls wirkt er so, wenn man sich mit ihm unterhält. Von sich selber sagt er, dass er grundlegend positiv eingestellt sei. In Oeschgen mit zwei jüngeren Geschwistern auf einem Hof aufgewachsen, hat Mattia Plattner seine Kindheit überwiegend draussen verbracht. «Eine bessere Zeit kann ich mir nicht vorstellen», erklärt Mattia Plattner. «Der Wald und die Wiesen drum herum waren unser grosser Spielplatz.» Unihockey, Boxen, Turnverein – während der Schulzeit habe er nebenher immer etwas gemacht, erzählt der Oeschger, der aktuell noch als Präsident der Jugendgruppe amtet und bei der Vorbereitung für Anlässe auch im OK ist. Der Spassfaktor bei der Arbeit und das Miteinander, waren ihm bei all seinen Aktivitäten wichtig. Die Freude an der Sache und der Teamgeist begleiten ihn bis heute, bestätigt Mattia Plattner.
Berufliche Erfolge
Etwas Handwerkliches zu machen, war für Mattia Plattner früh klar. «Ich habe in einige Berufe reingeschnuppert und dann war es der Maurerberuf, den ich schon durch meinen Vater kannte, der mich überzeugt hat», berichtet Mattia Plattner. Die körperliche Arbeit an der frischen Luft gefalle ihm und dass man am Ende vom Tag ganz genau sieht, was man geschafft hat. Das Mitdenken sieht er als seine persönliche Stärke. «Schauen, mit welcher Lösung man die Arbeit zügig und mit einem guten Ergebnis schafft, das liegt mir. So habe ich von Anfang an gearbeitet», erklärt der Maurer. Früh wurde er für sein Engagement belohnt. Bereits 2019 erhielt er das erste Aufgebot für einen Wettkampf. «Ich war der jüngste Teilnehmer, kam gerade vom Militär und hatte nicht genug Zeit für die Vorbereitung und deswegen hat es zu diesem Zeitpunkt nicht für mich gereicht.» Das Ausscheiden war für ihn eher Ansporn als Enttäuschung. Mit dem zweiten Platz an den SwissSkills in Bern 2022 qualifizierte sich Mattia Plattner für die Europameisterschaften, die EuroSkills, 2025 in Herning, Dänemark.
Mit einer Gruppe von etwa 20 Leuten: Schneiderinnen, Köchen und Handwerkern aus ganz verschiedenen Berufsrichtungen, vertrat Mattia Plattner in Herning die Schweiz. Schon in der intensiven Vorbereitungszeit habe ihn die spürbare Freude an der Sache begeistert. «So verschieden wir von Wohnort, Beruf und den bisherigen Erfahrungen auch waren – alle wollten unbedingt an den EuroSkills ihr Bestes geben. Diese positive Einstellung hat mir extrem gefallen», erklärt Mattia Plattner. «Dazu kam der Teamgeist. Niemand hat gegen jemanden gearbeitet, alle haben sich unterstützt und zueinander geschaut. Wir sind in der Zeit zusammengewachsen.» Nach dem dritten Platz und der Prämierung mit dem «Medallion for Excellence», ging es für Mattia Plattner beruflich direkt weiter. Ende Oktober 2025 hat er erfolgreich die Weiterbildung als Bauvorarbeiter absolviert. So rund zwei Jahre möchte er jetzt weitere Berufserfahrungen sammeln und sich dann als Bauführer oder Polier qualifizieren.
Neben den Teamerfahrungen während der Wettkämpfe, sei ihm bewusst geworden, wie wichtig mentale und körperliche Stärke sind. «Ich bin von Grund auf positiv eingestellt und möchte so auch bleiben. Sinnbildlich ist für mich das Glas immer halb voll», erklärt Mattia Plattner. «Zudem ist mir meine körperliche Gesundheit wichtig, gerade weil ich auf dem Bau schaffe.» Fünf Mal in der Woche trainiere er dafür im Fitness-Studio in Frick.
Freude als Motivationsfaktor
Auf die Frage, welche besondere Erfahrung er aus diesem Jahr mitnehmen konnte, kommt eine schnelle Antwort. «Foto- und Fernsehkameras machen mich definitiv nicht mehr nervös, auch keine Mikrofone», erklärt Mattia Plattner. «Ich habe gestaunt, wie viel Aufmerksamkeit es für uns gegeben hat, besonders dann auch in Dänemark. Teilweise standen die Fotografen und Fernsehteams ganz dicht um uns herum. Da ist mein Mörtel dann aus Versehen auch einmal auf einer SRF-Fernsehkamera gelandet», erseine Auftritte vor der Kamera wird er privat manchmal hochgenommen, aber das nimmt er gelassen.
Privat ist der Fricktaler im Dezember 2024 in ein neues Abenteuer gestartet. Zusammen mit der Freundin bezog er in Frick die erste eigene Wohnung. «Von den grossen Veränderungen und der Herausforderung, von der alle gesprochen hatten, habe ich aber bisher nichts gemerkt», meint Mattia Plattner und wirkt auch jetzt sehr entspannt. «Ich glaube, meine Freundin und ich, wir kriegen das gemeinsam ganz gut hin. Meine Eltern haben mir früher viel Freiraum gegeben, aber auch gefordert. So mussten meine Geschwister und ich jeweils einmal pro Monat mit Vor- und Hauptspeise sowie Dessert für die ganze Familie kochen. Also, richtig kochen, einfach nur Teigwaren mit Sugo gab es da nicht», verrät Mattia Plattner schmunzelnd.
Bisher ist er um alle Erfahrungen froh, die er bis jetzt gemacht hat. «Beruflich wie privat habe ich Glück gehabt, denn egal was man macht, wenn das Team nicht funktioniert, bringt es keine Freude. Und die braucht es, damit der Plan aufgeht», erklärt Mattia Plattner abschliessend.

