«Förster sind Erfinder der Nachhaltigkeit»
23.05.2023 MettauertalGeneralversammlung des Aargauischen Försterverbandes
«Es gibt Gründe, wieder etwas mehr Freude am Wald zu haben», stellte Christoph Schmid, der Präsident des Aargauischen Försterverbandes, an der Generalversammlung fest, die im Flösserhaus Hottwil in ...
Generalversammlung des Aargauischen Försterverbandes
«Es gibt Gründe, wieder etwas mehr Freude am Wald zu haben», stellte Christoph Schmid, der Präsident des Aargauischen Försterverbandes, an der Generalversammlung fest, die im Flösserhaus Hottwil in der Gemeinde Mettauertal stattfand.
«Auch die Politik hat offenbar etwas mehr Freude am Wald. Sie hat die Probleme des Waldes erkannt. Das Parlament hat beschlossen, den Wald zu unterstützen. Wenn man aber das ‹Kleingedruckte› liest, stellt man Einschränkungen fest. Der Beitrag an die Wiederbewaldung ist positiv zu werten. Es ist aber schwierig, dass das Geld auch in den Wald kommt. Wenn dann von einem ‹Luxusproblem› des Waldes gesprochen wird, versetzt das einem Förster einen Stich ins Herz. Auch angesichts der Auswirkungen der Klimaerwärmung, und vor allem der Eschenwelke, ist es oft schwierig, positiv zu bleiben.»
Regierungsrat Stephan Attiger dankte den Förstern – «den Erfindern der Nachhaltigkeit», wie er sagte – für ihr Engagement für den Wald. «Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Ansprüche an den Wald. Wichtig ist, dass man dabei die Holznutzung nicht vergisst. Auch den Zielkonf likt zwischen der Freizeitnutzung und dem Schutz des Waldes müssen wir angehen. Wir gehen das mit dem neuen Waldgesetz an.»
Klimaschäden und Holznutzung
2022 sei das wärmste Jahr gewesen, so Stephan Attiger. «Jetzt hat man das Gefühl alles sei gut. Die Schäden am Wald durch die Erwärmung werden sich aber erst in zwei, drei Jahren zeigen. Der Klimawandel bleibt ein wichtiges Thema.» Er verwies dabei auf das Programm «Klimaschutz – Klimaanpassung» und auf laufende Teilprojekte. «Es gibt keine Entwarnung bei den Klimaschäden im Wald», stellte er fest. «Die Situation bleibt volatil. Wir wollen den Kredit für das Waldschadenprojekt verlängern. Das braucht aber einen politischen Prozess.»
Ein politisches Diskussionsthema sei auch der Holzmarkt, sagte er mit Blick auf das Holzheizkraftwerk, das nach dem Wegfall der Abwärme aus dem Kernkraftwerk Beznau die Energie für das Refuna-Fernwärmenetz liefern soll. «Es ist klar, dass dabei viel Holz als Energieholz verwendet wird. «Wir möchten aber, dass keine Fehlanreize entstehen. Daher der klare Appell für eine Kaskadennutzung des Holzes.» Das Holzheizkraftwerk, respektive dessen Holzbedarf, sollte später wieder aufs Tapet der Versammlung kommen. In einem Votum wurde jedenfalls die «Angst vor einem Kannibalisierung» des Waldes zum Ausdruck gebracht und eine bessere Nutzung des Privatwaldes gefordert. Dazu nahm Fabian Dietiker, der Leiter der Abteilung Wald, Stellung. «Ein solches Steigerungspotenzial im Aargau ist eine Illusion», betonte er. «Wir werden im Privatwald nicht das Holz mobilisieren können, das für Refuna benötigt wird.»
Auch im Wald fehlen Fachkräfte
Wie Christoph Schmid in seinem Jahresbericht ausführte, leidet auch die Forstbranche unter Fachkräftemangel. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass in diesem Jahr 27 Forstwart-Lernende ihre Lehre abschliessen, aber nur 15 die Lehre antreten werden.
Die Versammlung wählte Martin Blattner, den Leiter des Forstbetriebs Jura, als Nachfolger von Werner Lutz in den Vorstand, und sie verabschiedete Micha Plüss, der im letzten Jahr das Amt des Ausbildungsverantwortlichen an Linus Staubli abgegeben hat.
Alain Morier stellte ein Projekt vor, bei dem er – im Auftrag von WaldAargau – Entscheidungsgrundlagen für eine gesamtkantonale Holzvermarktungsorganisation erarbeitet. Gemeindepräsident Christian Kramer präsentierte seine Gemeinde Mettauertal und Vreni Friker, die Präsidentin von WaldAargau, bedankte sich bei den Förstern für den Einsatz beim Jubiläumsanlass im vergangenen Jahr. (mgt)