Fische nehmen uns mit auf ihre Reise
06.02.2025 Fricktal, EtzgenIm Rahmen des Projektes «Klimawandel und Bewegungsmuster» der Eawag und des BAFU werden Fische zwischen dem Kraftwerk Laufenburg und Albbruck-Dogern besendert. Die Empfänger sind bereits installiert.
Bernadette Zaniolo
Der Gemeinderat Mettauertal erteilte der ...
Im Rahmen des Projektes «Klimawandel und Bewegungsmuster» der Eawag und des BAFU werden Fische zwischen dem Kraftwerk Laufenburg und Albbruck-Dogern besendert. Die Empfänger sind bereits installiert.
Bernadette Zaniolo
Der Gemeinderat Mettauertal erteilte der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, die Bewilligung, im Rhein beim Schiffsteg in Etzgen sowie bei der Pontonierstation Schwaderloch jeweils ein Hydrophon* für die Untersuchung der Fischwanderung mittels akustischer Telemetrie anzubringen. «Wir sind an den grossen Wanderungen der Fische und dem Zeitpunkt der Abwanderung interessiert und durch welche Umwelteinflüsse eine Abwanderung ausgelöst wird», hält Sara Süess, Projektmitarbeiterin (sie ist als wissenschaftliche Assistentin für die Projektkoordination zuständig) bei der Eawag auf Anfrage fest.
Welche Hindernisse werden nicht passiert
Zu den Umwelteinflüssen nennt sie unter anderem steigende Temperaturen. «Durch die Installation von vielen Empfängern über das ganze Rhein-Aare-Flussnetz wissen wir somit die Richtung, die Zeit und die Entfernung der Wanderung. Ausserdem können wir Aussagen machen, welche Hindernisse nicht passiert werden.» Derzeit werden die letzten der über 150 Empfänger installiert, welche im ganzen Aare-Rhein-Flussnetz angebracht sind. Die Montagen in Etzgen sowie flussabwärts beim Pontonierhaus in Schwaderloch sind bereits erfolgt. «Wir haben unsere Empfänger in möglichst gleichmässigem Abstand über das Rhein-Aare-Flussnetz verteilt. Zudem haben wir versucht, die Sektionen zwischen Barrieren wie Kraftwerken abzudecken, so dass wir wissen, ob die Fische diese Barrieren überwinden können», erklärt die Projektmitarbeiterin. Etzgen befindet sich zwischen den Kraftwerken Laufenburg und Albbruck-Dogern.
Doch wie läuft das Ganze ab? Den Fischen wie Barben, Flussbarsch (Egli), Europäischer Wels, Alet, Hecht, Schleie und wie Sara Süess sagt, «auch gefährdete Arten wie Flussforelle, Nasen und Äschen», wird ein Sender eingepflanzt. Dafür müssen die Fische kurz narkotisiert werden. «Die Bewilligung dafür unterliegt strengen Auflagen», betont Süess. Pro Fischart und Gebiets-Sektion werden etwa fünf bis acht Fische aus dem Wasser genommen.
Grösseren Fischen, wie etwa Welsen, könne ein grösserer Sender in den Bauch eingepflanzt werden als kleineren Arten wie beispielsweise dem Egli. Der Vorteil sei unter anderem, dass die Lebensdauer der grösseren Batterien etwa bei zehn Jahren, jene der kleineren bei drei Jahren liege.
Wohin fliehen Fische, wenn es ihnen zu heiss wird?
Über 150 Empfänger wurden von Mitarbeitern der Eawag, dem heutigen Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, auf dem ganzen Aare-Rhein-Flussnetz verteilt, installiert. So auch zwischen Laufenburg und Schwaderloch. Jetzt werden bestimmte Fischarten mit einem Sender ausgestattet. Ab dann öffnet sich ihr Reise-Tagebuch.
Bernadette Zaniolo
Ab diesem Monat werden die ersten Fische – so auch zwischen den Kraftwerken Laufenburg und Albbruck-Dogern – mit den akustischen Sendern ausgestattet. «Diese senden ein individuelles Signal – eine Abfolge an Tönen – aus, so dass jeder Fisch, wenn er in Reichweite eines Empfängers kommt, individuell erkannt und aufgezeichnet wird. Erst ab dann werden die Daten aufgezeichnet», verrät Sara Süess von der Eawag. Wie die Projektmitarbeiterin weiter ausführt, läuft das Projekt erstmal für vier Jahre, also bis 2028, «allerdings mit der Möglichkeit auf eine Verlängerung». Die Eawag werde das Projekt, welches in Zusammenarbeit mit dem BAFU (Bundesamt für Umwelt) 2024 gestartet wurde, für mindestens zehn Jahre weiterführen, beziehungsweise die Empfänger während dieser Zeit installiert lassen und weiter betreiben.
Einflüsse des Klimawandels
«Dies ist besonders wertvoll in Zeiten des Klimawandels, in welchen wärmere Temperaturen schon früher und bis später im Jahr auftreten und einen Einf luss auf Abwanderungen zum Beispiel zu Laichplätzen haben», erklärt Sara Süess. Angesprochen auf die Zusammenarbeit mit den Fischervereinen vor Ort, sagt die Eawag-Mitarbeiterin, dass diese in den kommenden Wochen, wenn mit dem Fangen der Fische und deren Besendern begonnen werde, informiert werden. Und wie sieht es aus mit der Nachverfolgung der Reise des Lachses? «Wir in unserem Projekt besendern noch nicht den Lachs, aber dies wird sehr wahrscheinlich die nächsten Jahre in Form eines Zusatzprojektes starten. Da gibt es sehr grosses Interesse», sagt die Projektmitarbeiterin. Weiter: «Unser Projekt ist beim European Tracking Network (ETN) registriert. Dadurch können von uns besenderte Fische theoretisch auch von anderen Empfängern, zum Beispiel im Rheindelta bei der Mündung ins Meer erkannt werden oder andersherum, dort besenderte Fische von uns aufgezeichnet werden», so Sara Süess. Die Empfänger zeichnen alle zehn Minuten die Wassertemperatur auf; die Sender übertragen die Temperatur des Fisches (Wassertemperatur, da wechselwarme Tiere) zusammen mit dem Signal. «So lassen sich Fischwanderungen mit sich ändernden Wassertemperaturen in Verbindung bringen.»
*Apropos Hydrophone (akustische Empfänger): Diese werden mittels Rohrmontage am Ufer oder mittels Grundmontage am Grund versenkt und mit einer Kette zum Ufer gesichert. In Etzgen wurde die Grundmontage gewählt.