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  12.11.2023 Frick, Hornussen

Im August hat er beim FC Aarau den ersten Profi-Vertrag unterzeichnet, im Oktober war er mit der U19-Nationalmannschaft in Spanien. Das langfristige Ziel: die Premier League. Wie ihn seine fussballbegeisterte Familie prägt und warum er trotzdem Hip-Hop machte, erzählt der 18-Jährige aus Hornussen beim Treffen mit der NFZ.

Simone Rufli

«Fussballprofi zu werden, davon träume ich, seit ich klein bin», sagt Ryan Kessler. «Für diesen Traum bin ich gerne bereit, auf Vieles zu verzichten.» Es ist der 1. November und er hat trainingsfrei. Der junge Mann sitzt am Stammtisch im Clubhaus des FC Frick. Im Blick das Spielfeld, auf dem seine Karriere ihren Anfang nahm – damals bei den F-Junioren des FC Frick. Zwei Jahre lang spielte er im Dress des FCF, dann nahm ihn der FC Aarau unter seine Fittiche. Ein Privileg, genannt der «Aargauer Weg», für Spieler, deren Anlagen mehr versprechen als einen Platz im Breitensport. Sie sollen gefördert werden, gleichzeitig aber auch der Region erhalten bleiben.

Dreijahresvertrag unterschrieben
Diesen Sommer ist Ryan Kessler seinem Ziel einen Schritt näher gerückt, ist ein erster grosser Wunsch in Erfüllung gegangen. Der FC Aarau hat den talentierten Fricktaler mit einem Dreijahresvertrag an sich gebunden. Spielpraxis erwirbt er sich in Meisterschaftsspielen mit der U19 des FC Aarau, für mehr als ein Dutzend Freundschaftsspiele – unter anderem gegen GC, den FC Luzern und YB – erhielt er aber auch schon ein Aufgebot aus der ersten Mannschaft, die seit dem Sommer vom Basler Alex Frei trainiert wird. In ein paar Jahren hoffe er, fest in der ersten Mannschaft spielen zu können – «dann vielleicht in der Super League».

Apropos U19: Ryan Kessler gehört seit diesem Jahr auch der U19-Nationalmannschaft an. Im Oktober erhielt er von Trainer Ilija Borenovic ein Aufgebot für einen 10-tägigen Zusammenzug in Marbella, vor ein paar Tagen ein provisorisches Aufgebot für einen Zusammenzug im Hinblick auf die bevorstehende EM-Qualifikationsrunde der U19. «Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich EM-Qualifikationsspiele bestreiten könnte.»

Am wohlsten fühlt sich Ryan auf der Position des Innenverteidigers. Erfahrungen hat er aber auch als Aussenverteidiger und von der U18 her als Mittelfeldspieler. So defensiv seine Position sei, «so laut und leadermässig trete ich auf dem Feld auf», sagt Ryan von sich und lächelt verschmitzt.

Fussball im Blut
Ryan Kessler ist gewissermassen mit dem Ball am Fuss zur Welt gekommen. Ryan ist der Sohn von Marc-Alain Kessler, der derzeit zusammen mit Ivan Petrovic die erste Mannschaft des FC Frick trainiert, in der auch Ryans drei Jahre älterer Bruder Levin spielt. Doch damit nicht genug: Ryans Grossvater ist Ambrosius Kessler. Der ehemalige Bezirksamtmann gründete und leitete beim FC Frick einst eine Italienermannschaft und war viele Jahre lang Juniorentrainer in Aarau. Ryan lacht. «Mein Grossvater war in der U9 beim FC Aarau auch mein erster Trainer.»

Bei all dem Fussball im Blut, «meine Eltern bestanden darauf, dass mein Bruder und ich auch noch eine andere Sportart ausprobieren». Mit bescheidenem Erfolg, wie sich schnell zeigen sollte. «Mein Bruder hat ein halbes Jahr lang Judo gemacht, ich habe ein halbes Jahr Hip-Hop gemacht.» Pflicht erfüllt, und schnell zurück zum Fussball, oder wie? «Genau so war es.» Ryan lacht.

Wechsel in die Sport-Kanti
So zielstrebig und ehrgeizig er den Traum von der Fussball-Karriere verfolgt – «am liebsten würde ich eines Tages in der Premier League spielen» – so wichtig ist Ryan und seinen Eltern die schulische Ausbildung. Nach der Oberstufe in der Sportschule in Buchs und einem Jahr in der «normalen» Kantonsschule, besucht er seit einem Jahr die Sport-Kanti in Aarau. Eine spürbare Erleichterung, so Ryan. «Die Schule nimmt extrem viel Rücksicht auf uns», meint er dankbar. Zwei Fussballer und eine Fussballerin sind sie in der Klasse von verschiedenen Leistungssportlern. Dass er die Matur nun in fünf anstatt in vier Jahren machen kann, nimmt er sportlich. «So bleibt mir noch etwas länger Zeit herauszufinden, was ich danach machen will.» Ein Studium könne er sich neben dem Fussball gut vorstellen. «Bei einem Fernstudium genügt es, bei den Prüfungen anwesend zu sein.»

Zurzeit hat er jeden Morgen Training, am Nachmittag Schule. Findet er neben Sport und Lernen freie Zeit, wovon er allerdings nicht viel hat, besucht er noch heute gerne Spiele und Kollegen beim FC Frick.

Professioneller Berater
Obwohl sich Ryan glücklich schätzt, dass sich seine Familie, wenn immer möglich seine Spiele anschaut und sie diese dann zusammen analysieren können, haben sie sich in diesem Sommer doch dazu entschieden, mit einem professionellen Berater zusammenzuarbeiten. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Profi.

Hat er ein Vorbild? Die Antwort kommt schnell: «Früher war es Sergio Ramos, heute ist es Manuel Akanji. Er hat seine ganze fussballerische Ausbildung in der Schweiz absolviert.» Und er hat geschafft, wovon Ryan Kessler träumt: Der Innenverteidiger steht in England bei Manchester City unter Vertrag und ist A-Nationalspieler.

Gab es jemals einen anderen Berufswunsch als Fussball-Profi? Ryan überlegt. «Als ich klein war, wollte ich Tierarzt werden.» Er lächelt und ist in Gedanken schon längst wieder beim Fussball. «Ich bin nicht der grösste Techniker, aber ich verfüge über einen sehr starken Willen.»

Man darf gespannt sein, wohin ihn der Weg noch führen wird.


Zwei Tage nach dem Treffen, am 3. November, kam Ryan Kessler im FCA-Trikot zu seinem Pflichtspieldebüt in der Challenge League. Die Aarauer siegten im Heimspiel gegen den Tabellenführer, FC Thun Berner Oberland, mit 5:2. (sir)


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