Im Schnellzugtempo an die WM
25.10.2025 RheinfeldenFachsimpeln geht immer
Vielleicht sollte man die Italiener auf der Rechnung haben. Und die Franzosen. Argentinien? Oder doch Brasilien? Die richtig schlauen Experten zählen gleich alle auf, um im Nachhinein sagen zu können, man habe es doch schon immer vorausgesagt. So eine WM ist eben eine grosse Sache. Das gilt auch für Dana Waldburger, 15, aus Möhlin. Sie reist jetzt in die Bretagne, durchaus mit Ambitionen. Übrigens: Auch San Marino ist ein ganz, ganz heisser Anwärter auf Gold. Aber was heisst das schon. Manchmal verläuft eben selbst beim Boccia nicht alles in geordneten Bahnen. (rw)
Im Schnellzugtempo an die WM
Dana Waldburger und ihr Abenteuer mit der U18-Nationalmannschaft
Das Grosse San Marino ist Topfavorit. Doch was, wenn der Titel ins kleine Fricktal geht? Zugegeben, die Sache ist komplex. Wir reden hier schliesslich von Boccia.
Ronny Wittenwiler
Und jetzt zum Sport: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und nun steht ein ganz Grosses an für Dana Waldburger, die fünfzehnjährige Schülerin aus Möhlin. Sie, die Volleyball spielt, kann nämlich auch anders, kann mit weitaus kleineren Kugeln. Beim Besuch der NFZ zuhause bei ihren Eltern holt Dana die Munition hervor. 920 Gramm schwer, formvollendet, erinnert sie ein wenig an die legendären Benissimo-Kugeln aus den Neunzigern und doch: Millionen verdient man damit nicht.
Boccia ist eine Randsportart in höchstem Masse und das Regelwerk, zumindest für alle, die noch etwas weiter im Abseits stehen, relativ komplex. Wir verzichten an dieser Stelle deshalb auf eine detaillierte Erklärung, aus grosszügiger Nachsicht und eigener Unwissenheit. Steigen stattdessen direkt ins Geschehen ein. Mit Dana mittendrin.
Sie vertritt die Schweizer Farben
Ihre Karriere, wenn man so will, verlief im Schnellzugtempo. Seit vier Jahren ist sie Mitglied im Bocciaclub Möhlin. Im vergangenen Jahr wurde sie in die U15-Nationalmannschaft einberufen. Es folgten die Europameisterschaften in Innsbruck, und jetzt geht es in diesem Schnellzugtempo weiter: Mit dem TGV in die Bretagne. U18-Weltmeisterschaften. Vom 28. Oktober bis 2. November. Nationen rund um den Erdball werden dort eintreffen und keine ruhige Kugel schieben. Einzelwettkampf, Mixed-Wettkampf, und zusammen mit ihrem Tessiner Kollegen Ryan Regazzoni (kein Künstlername!) wird Dana die Schweizer Farben vertreten. Das Nationalmannschaftstrikot, zumindest für den Fototermin, trägt die aufgestellte Schülerin schon mal. «Eigentlich sollte es neue Trikots geben. Wir hoffen, dass sie noch vor unserer Abreise eintreffen», sagt jetzt ihr Vater Franco und lacht. Ja, auch das ist Boccia: Am besten, man lässt sich nicht von Nebensächlichkeiten aus der Ruhe bringen.
Familiensache
Die Schweizer National-Hymne hat Dana zwar im Ohr. Die würde aber vielleicht sowieso erst bei der Siegerehrung gespielt, wenn überhaupt. Und deutlich mehr als die Melodie im Ohr hat sie eine Medaille im Kopf. Ja, sagt sie, das wäre was!
«Chancen sind sicher da, ob es für Gold reicht, sieht man dann» – meint jetzt der Papa und nein, bevor nun das Bild eines überehrgeizigen Vaters entsteht: Er weiss einfach ziemlich gut, wie der Hase läuft oder die Kugel rollt. Er ist Vorstandsmitglied im Bocciaclub Möhlin und präsidiert im Schweizer Verband die Jugendkommission. Boccia, oh ja, das ist hier eine richtige Familienangelegenheit. Klar, dass auch er mit in den TGV steigen wird. Die Bretagne ruft. WM ist nicht alle Tage.
Grosser Bahnhof
Nervös? Dana lächelt: «bitzli.» Doch hat sie bereits das Gegenmittel für sich entdeckt, und das Bild für diese Geschichte hier spricht allein schon Bände: «Ich freue mich einfach auf diese Weltmeisterschaft.» Dann umklammert sie, die junge Volleyballerin, ihre 920 Gramm schwere Munition für die Boccia-WM. Randsportart hin oder: Gibt’s Edelmetall, dann sollte auf dem Rückweg der TGV einen Extrahalt in Möhlin einlegen. Die NFZ wäre bei einem solch grossen Bahnhof auf jeden Fall mit dabei, versprochen.
Und jetzt: viel Glück, Dana!

