«Es war fast alles schön»

  30.04.2023 Persönlich, Hellikon

Hedi und Karl Hasler werden 100 und 101 Jahre alt

«Man muss alles annehmen, wie es ist, ob gut oder böse, einfach annehmen», sagt Karl Hasler. Er und seine Frau dürfen im Mai beide einen ungewöhnlich hohen Geburtstag feiern. Das Ehepaar blickt mit grosser Zufriedenheit auf das lange Leben zurück.

Karin Pfister

Am 2. Mai feiert Hedi Hasler ihren 100. Geburtstag. Ihr Mann Karl Hasler wird am 23. Mai 101 Jahre alt. Die beiden wirken sehr «zwäg». Bei Hedi Hasler ist das Laufen etwas schwierig geworden und auch die Arme tun ihr weh. «Ein Altersgebrechen», sagt sie. Kochen kann sie nicht mehr. Das macht seit einigen Jahren ihr Mann. «Er kocht gut», erzählt sie auf Nachfrage. Auch waschen könne er. Die beiden wohnen alleine in einer Wohnung, gleich oberhalb ihres Sohnes Marcus Hasler, bei der Autogarage, die Karl Hasler Anfangs der 50er Jahre aufgebaut hat und die inzwischen von Enkel Dominique Hasler geführt wird. Hedi und Karl Hasler leben sehr selbstständig. Sie werden von Tochter Gabi Hasler und Schwiegertochter Cornelia Hasler im Alltag unterstützt, aber vieles gehe noch alleine, sagt Marcus Hasler. Er ist mit Jahrgang 1951 der älteste Sohn.

Es begann mit einem Kaffee
Karl Hasler hat fast sein ganzes Leben in Hellikon verbracht. Während dem Aktivdienst nach dem Zweiten Weltkrieg war er im Freiamt stationiert. Dort sei ihm eine junge Frau aufgefallen und er habe sie zum Kaffee eingeladen. Die junge Frau war Hedi aus Hägglingen. 1950 haben die beiden geheiratet und fünf Kinder zusammen grossgezogen. Zur Familie gehören inzwischen neun Enkel und eine Enkelin sowie drei Urenkel.

«Als die Urenkel zur Welt kamen, hätte ich nicht gedacht, dass ich sie so lange beim Aufwachsen begleiten darf», sagt Hedi Hasler. Die drei Urenkel sind inzwischen vier, sieben und neun Jahre alt.

Einmal in der Woche isst das Ehepaar Hasler auswärts in einem Restaurant in der Umgebung. Sie werden inzwischen von der Familie dorthin chauffiert, da Karl Hasler seinen Führerausweis mit 99 abgegeben hat. Die grosse Familienfeier zu den beiden hohen Geburtstagen findet im Mai in ihrem Lieblings-Restaurant statt. Die Musikgesellschaft Hellikon könne leider an der Feier nicht auftreten, da sie dann in Rom beim Papst spiele, aber Sohn Marcus Hasler – im Fricktal bekannt durch seine Band Silverbirds – wird die Feier zusammen mit Urenkel Nico Hasler musikalisch umrahmen; die beiden spielen Akkordeon und Trompete.

Heimweh nach dem Fricktal
Karl Hasler erinnert sich trotz seines hohen Alters detailliert an sein Leben und weiss noch viele Einzelheiten aus seiner Jugend und von seiner Lehrzeit als Mechaniker in einer Traktorenfabrik in Schaffhausen. Er ist stolz darauf, dass er nach dem Krieg den Mut hatte, in Hellikon ein eigenes Geschäft zu gründen. Sein Lehrmeister in Schaffhausen habe ihn eigentlich behalten wollen, aber er habe Heimweh nach dem Fricktal gehabt. In seiner Anfangszeit verkaufte Karl Hasler Meili-Traktoren, später wechselte er auf Autos der Marke Opel. Die technische Entwicklung, welche das Ehepaar Hasler während seines Lebens miterlebt hat, ist enorm. Karl Hasler: «In meiner Kindheit gab es fast nur Pferde und dann wurden so viele technische Geräte entwickelt.» Sogar ein Handy hatten die beiden eine Zeitlang, benutzen es aber schon länger nicht mehr.

Schweren Unfall überlebt
Nach dem passenden Rezept gefragt, um mindestens 100 zu werden, meint Karl Hasler: «Nicht rauchen. Das ist Gift». Geholfen habe ihm sicher auch, dass er lange eigene Hunde hatte und mit ihnen jeden Tag draussen war. «Ein positives Naturell hilft auch.» 1980 hat er einen schweren Unfall erlebt. Er arbeitete in der Werkstatt unter einem Auto; dieses löste sich vom Lift und fiel auf ihn herunter. «Ich hatte sehr viel Glück, dass ich überhaupt überlebt habe.» Die Ärzte seien aufgrund der schweren Rücken-, Becken- und Beinverletzungen pessimistisch gewesen. Er war 26 Wochen im Spital und man hatte wenig Hoffnung, dass er wieder ohne Probleme werde laufen können. «Ich habe mich vollständig erholt», sagt Karl Hasler und lächelt verschmitzt. Der Wille mache viel aus und eine gesunde Einstellung, aber vermutlich habe er auch einfach gute Gene. Auch seine Geschwister seien fast alle mindestens 90 Jahre alt geworden.

Nach dem schönsten Erlebnis in ihrem langen Leben gefragt, sagt Hedi Hasler: «Das kann ich nicht sagen, es war fast immer schön.» Karl Hasler ergänzt: «Wir hatten schon ab und zu Streit und «es Gnätsch»», aber das gehöre dazu.


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