«Es war eine schöne, spannende und intensive Aufgabe»
28.12.2025 LaufenburgFast 30 Jahre hat sich Herbert Weiss für die Gemeindepolitik engagiert
1996 wurde Herbert Weiss in den Sulzer Gemeinderat gewählt, übernahm später das Amt des Gemeindeammannes. Dann folgte 2010 die Fusion mit Laufenburg. Zuerst als Ratsmitglied, dann als Stadtammann ...
Fast 30 Jahre hat sich Herbert Weiss für die Gemeindepolitik engagiert
1996 wurde Herbert Weiss in den Sulzer Gemeinderat gewählt, übernahm später das Amt des Gemeindeammannes. Dann folgte 2010 die Fusion mit Laufenburg. Zuerst als Ratsmitglied, dann als Stadtammann setzte sich Herbert Weiss weiterhin für alle Belange der Gemeinde ein. Nun endet eine lange Amtszeit.
Susanne Hörth
NFZ: Herr Weiss, im November haben Sie letztmals als Stadtammann die Laufenburger Gemeindeversammlung geleitet. Wie haben Sie diesen Abend erlebt? Herbert Weiss: Durch die vielen Traktanden war es bis zu den Verabschiedungen eine fast normale Gemeindeversammlung. Am Schluss, nachdem ich Regina Erhard und Christian Rüede verabschiedet hatte, kam dann aber schon etwas Wehmut auf.
Was mich sehr gefreut hat, dass ich meine letzte Gemeindeversammlung im Ortsteil Sulz abhalten durfte, nachdem ich ja als letzter Gemeindeammann von Sulz im Einsatz war.
Haben Sie selbst diesen Durchführungsort gewählt?
Nein, es hat sich vom Turnus her so ergeben.
Ein schöner Zufall und ein guter Ort zum Abschluss?
Auf jeden Fall. Als Behördenmitglied machte ich aber keinen Unterschied zwischen den Ortsteilen. Ich wohne in Sulz und bin ein Laufenburger.
Sie haben es schon erwähnt: Vor der Fusion mit Laufenburg gehörten Sie bereits dem Sulzer Gemeinderat an. Können Sie sich noch an Ihren allerersten Einsatz als Gemeinderat erinnern.
(schmunzelt) Ja, sicher. An der ersten Sitzung sagte mir der damalige Gemeindeammann Dieter Deiss: jetzt wirst du ins kalte Wasser geschmissen. Und so war es auch tatsächlich. Eine Schonfrist wurde mir schon vor über 29 Jahren nicht gegönnt. Ich wurde von Anfang an mit Aufgaben betraut.
War das ein Problem?
Nein, im Gegenteil. Heute bin ich dafür sehr dankbar. Ich bin von Anfang mit viel Vertrauen und Verantwortung im Team aufgenommen worden.
Was hat Sie bewogen, Ihre Zeit und Energie ab 2010 auch weiterhin für die Fusionsgemeinde Laufenburg-Sulz zur Verfügung zu stellen?
Da ich beim gesamten Zusammenschluss-Prozess mit dabei gewesen bin, war es mir ein Anliegen, den Zusammenschluss auch funktional in der Umsetzung begleiten zu dürfen.
Wichtig war mir dabei, dass der partnerschaftliche Ansatz zwischen Sulz und Laufenburg beibehalten sowie die Umsetzungsversprechen eingehalten und wo immer möglich realisiert werden konnten. Was meiner Meinung nach grösstenteils auch gelungen ist.
Sind Sie vom Zusammenschluss von Sulz und Laufenburg nach wie vor überzeugt?
Auf jeden Fall! Ganz klar! Laufenburg wie auch Sulz konnten profitieren. Synergiegewinne sind in vielen Belangen entstanden, die Verwaltung wurde gestärkt und konnte weiter professionalisiert werden. Dadurch wurden attraktivere und interessante Stellen geschaffen. Was wiederum dazu führte, dass die Mitarbeiterf luktuation verringert werden konnte.
Was ich nicht verhehlen möchte, ist, dass die Verwaltung nicht billiger geworden ist, da die Anforderungen auch laufend gestiegen sind. Diese hätten aber auch bei der ursprünglichen Gemeindestruktur ihren Einfluss gehabt.
Sie sind also ein klarer Befürworter von grösseren Gemeinden, sprich Zusammenschlüssen?
Kleine Gemeinden werden es zunehmend schwerer haben, ihren Aufgaben nachzukommen. Dann sind Kooperationen gefragt, was wiederum zusätzliche Schnittstellen entstehen lässt, welche ihrerseits die Aufgabenumsetzung erschweren und ineffizient machen.
Ich bin davon überzeugt, dass sich die Gemeindelandschaft in 20 Jahren weiter verändert haben wird.
Also weniger Gemeinden?
Gut möglich. Die Menschen haben sich geändert, verändern sich weiter. Ebenso das Umfeld. Für mich ist deshalb für die Zukunft die Idee der fünf Fricktaler Regionen nach wie vor ein guter Ansatz.
Nochmals zurück zum Zusammenschluss von Laufenburg und Sulz: Vor diesem musste in Sulz viel mehr operativ gemacht werden. Gemeinsam mit Laufenburg konnte von verschiedensten, bereits vorhandenen Ämtern, wie etwa dem Bauamt, profitiert werden.
Tatsache ist, dass die Professionalität in den Gemeinden steigt. Dafür braucht es meiner Meinung nach eine gewisse Grösse. Gerade eben hat auch der Kanton eine Studie herausgegeben, laut der die Mindestgrösse eine Gemeinde idealerweise 3500 bis 4000 Einwohner zählen sollte.
Was war für Sie der schönste Moment in Ihrer 30-jährigen Ratstätigkeit?
Den schönsten Moment gibt es nicht wirklich. Vielmehr hatte ich über viele Jahre das Privileg, mit aussergewöhnlichen Menschen – engagierten Gemeinderätinnen, Gemeinderäten wie auch Gemeindeschreiber und Stadtschreiber, Seite an Seite arbeiten zu dürfen. Was uns verband, war nicht nur das Amt, sondern das gemeinsame Ziel.
Welches wäre?
Auch in komplexen Situationen tragfähige Lösungen zu finden. Zudem habe ich es als sehr lehrreich und inspirierend empfunden in zahlreichen Gemeindebehörden, Verbandsvorständen und Organisationen Einblicke zu bekommen und mitwirken zu dürfen.
In guter Erinnerungen bleiben mir sicher die Gemeinderatsreisen mit unseren Partnerinnen und Partnern wie auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Schwestergemeinde Laufenburg-Baden.
Das ist sicher auch eine wertvolle Erfahrung?
Ja, als Sulzer Ratsmitglied hatte ich früher wirklich wenig Kontakt zu unseren deutschen Nachbarn. Sulz hat ja im Gegensatz zu Laufenburg ja keine direkte grenzüberschreitende Verbindung. Schlussendlich sind über die Grenze Bekannt- und Freundschaften entstanden.
Gibt es eine bestimmte Situation, die Sie sehr getroffen hat?
Bewusst eine bestimmte Situation kann ich so nicht nennen. Aber es gab sicher solche Situationen, vor allem wenn sie persönlich wurden.
Wie schwierig oder einfach war die Vereinbarkeit von Beruf und Amtstätigkeit?
Karrierefördernd ist so ein Amt mit Bestimmtheit nicht. Ich hatte sehr viel Glück, einen Arbeitgeber zu haben, welcher mich sehr unterstützt hat und die notwendigen Freiheiten zur Verfügung stellte. Ich wurde bisweilen sogar von oberster Ebene zur Amtsausführung motiviert. Tatsächlich ist die Verknüpfung von Beruft und Amtstätigkeit eine Herausforderung. Ich glaube, die vielen Term i ne haben m ich nahezu zu einem Organisationsprofi geformt. Man glaubt gar nicht, wie viele Termine man mit etwas Willen unter einen Hut bringen kann.
Es waren viele Termine …
Zugegeben, ab und zu wurde es schon etwas eng; verbindet man es mit Freude, geht vieles einfacher.
Es gibt aber noch die andere Vereinbarkeit, nämlich die der Amtstätigkeit und der Familie. Sehr viele Termine finden ausserhalb des Arbeitszeit statt. Ohne die Unterstützung meiner Frau hätte ich meine Aufgabe nicht stemmen können. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
An Ihrer letzten Gemeindeversammlung als Stadtammann haben Sie gesagt, dass Sie die vielen Jahre im Gemeinderat/ Stadtrat nicht missen möchten. Jetzt beginnt eine Zeit ohne diese vielen Aufgaben. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Die stressige Zeit vor der Gemeindeversammlung, deren Vorbereitung und Durchführung werde ich wahrscheinlich nicht vermissen. Ich freue mich, etwas weniger hektisch unterwegs zu sein, auf weniger Termine, mehr Zeit für meine Frau und Familie. Einmal mehr auf dem Fahrrad zu sitzen und vielleicht wieder mal einen Hobel in die Hände zu nehmen.
Was geben Sie Stadtratsmitgliedern bei ihrer Aufgabe aus Ihrer persönlichen Erfahrung mit?
Die Aufgabe ernst nehmen und nicht sich, sondern der Sache zu dienen. Zudem hilft es, den Leuten auf Augenhöhe zu begegnen. Es steht mir jedoch nicht zu, Ratschläge zu erteilen. Gerne stehe ich aber für Auskünfte zur Verfügung.
Was wünschen Sie sich für Laufenburg und seine Ortsteile für die Zukunft?
Obwohl wir in den letzten 15 Jahren doch um fast 800 Einwohner gewachsen sind, wünsche ich mir, dass der eingeschlagenen Weg der massvollen Weiterentwicklung weitergeht und nicht Masse vor Qualität steht. Ausserdem hoffe ich, dass man sich nicht scheut, notwendige Investitionen zu tätigen und so verhindert, dass eine Bugwelle vor sich hergeschoben wird. Nach wie vor wünsche ich mir vor allem den gegenseitigen Respekt gegenüber der Eigenheiten der Ortsteile.


