Es waldmeiert unter den Bäumen

  10.08.2025 Möhlin

Beat Waldmeier, Forstwart in Pension und Ryburger Präsidentschaftskandidat Nummer eins vor jeder Generalversammlung, lässt wieder mal die Späne fliegen.

Ronny Wittenwiler

Während es die einen ans Mittelmeer zieht oder gleich auf die Malediven, braucht er von zuhause geschätzt dreihundert Meter Luftlinie, um auf seiner Insel der Glückseligkeit zu landen. Dort unten am Waldrand, im Gebiet «Ryburger Hölzli» unweit des Rheins, verbringt Beat Waldmeier seine Tage; lässt Späne fliegen und erweckt Kreaturen im Holz zum Leben. Soeben hat er einen Tisch gezimmert, an dem vier Hasen Platz nehmen. Immer wieder zieht das kleine Kunstwerk Blicke von Spaziergängern auf sich.

Es ist wieder an der Zeit
Der Mann steckt mitten in den Vorbereitungen fürs Ryburger-Fäscht. Alle zwei Jahre findet es statt; ein kleines, aber feines Fest, das jeweils eine ausgewählte alte Handwerks-Tradition hochleben lässt. Den liebevollen Rahmen der Veranstaltung bilden unter anderem die Schnitzereien von Waldmeier; er, der einfach weitermacht, womit er bei seiner Pensionierung als Forstwart aufgehört hat: einem Leben draussen in der Natur, unter Bäumen. Ein Wald-Meier halt.

1989 gegründet, führt der Ryburger-Club sein Fest vom 30. August bereits zum 18. Mal durch. Der Zeremonienmeister einmal mehr: Waldmeier selbst, wer sonst. Er ist nämlich der erste und bisher einzige Präsident des Ryburger-Clubs. «Meine Tochter Daniela hat dieses Mal die Flössergilde Wallbach angeschrieben, ob sie uns am Fest ihr Handwerk präsentieren will.» Warum er das nicht selbst getan hat, ist schnell erklärt: «Ich kann doch keinen Computer bedienen.» Dafür kann der Waldmeier umgehen mit Holz. Und wie. Da also die Hasen. Dort eine Art Kegelbahn. «Und hier», er zeigt auf eine andere Konstruktion aus Holz, mitsamt Kugel und Löchern in der Bahn: «Ich weiss zwar nicht, wie man es nennen soll. Habe ich gestern selbst erfunden.» Den ganzen August hindurch wird der Mann weiter hobeln, schnitzen – alles fürs Fest und die eigene Seelenruhe. «Ich habe ja Sommerferien», sagt der pensionierte Passionierte mit einem Lächeln.

Dann macht er einfach weiter
Er nimmt eine Chronik hervor. «Hier steht es: 1684 haben sie damit aufgegeben, die Ryburger. Bis dann gab es zuletzt noch eine Familie, die am Rhein Flösserei betrieb.» Wie das damals ausgesehen hat, soll die Flössergilde Wallbach am Ryburger-Fäscht veranschaulichen. «Vielleicht graben wir einen Weiher aus, damit wir eine Runde drehen können.» Die Ideen gehen dem Langzeitpräsidenten seit anno 1989 also noch lange nicht aus. Der Humor auch nicht. «Ich wollte eigentlich aufhören, aber sie wollten ja nicht.» Er meint damit die Mitglieder des Ryburger-Clubs an ihrer jährlichen Versammlung. «Bei meiner Wiederwahl gab es eine Gegenstimme. Dieses Mal war es nicht meine Frau, sondern die Tochter. Wahrscheinlich bekam sie den Auftrag von meiner Frau.» Er winkt ab, lacht. Dann geht er zurück zu seinem Holz. Macht weiter. Lässt die Späne fliegen. Im Ryburger-Fachjargon heisst das nichts anderes als: Es waldmeiert wieder gehörig. Und bald steigt das Fest.


18. Ryburger-Fäscht: Samstag, 30. August, beim alten Fussballplatz Bata (hinter dem Bata-Clubhaus). Wirtschafts- und Festbetrieb ab 10 Uhr, mit Buurestube/Kaffeestube; am Abend Barbetrieb. Oldtimer-Traktorentreff mit Korso (14 Uhr) durchs Dorf, Präsentation von altem Handwerk (Flössergilde Wallbach).


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