Es ist längst angerichtet: 270 Mittagessen, 120 betreute Kinder
20.12.2025 MöhlinKlein angefangen und mit Anlaufschwierigkeiten, haben sich die schulergänzenden Tagesstrukturen der Gemeinde Möhlin weiterentwickelt. Die NFZ traf die heute zuständige Leiterin Kerstin Mendelin für eine Bilanz - zehn Jahre nach dem Start.
Ronny Wittenwiler
Irgendwann war es kein Wunschkonzert mehr. Das Gesetz ü ber d ie fam i l ienergänzende Kinderbetreuung nahm mit seinem Inkrafttreten 2016 die Gemeinden in die Pflicht. Möhlin ging mit einem entsprechenden Angebot im Jahr davor an den Start; am Schulstandort Steinli vorerst, und es brauchte seine Zeit, bis eine halbwegs entsprechende Auslastung vorzuweisen war.
Kontinuierlicher Ausbau
«Im Februar nahmen wir den Standort im Obermatt in Betrieb», sagt nun Kerstin Mendelin. Mittlerweile bietet die Gemeinde Möhlin somit an allen drei Schulstandorten (Steinli, Fuchsrain, Obermatt) einen Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung an. Nach dem Auftakt im Steinli vor zehn Jahren kam aufs Schuljahr 2022/2023 der Standort Fuchsrain hinzu – und zwar im Schultrakt Fuchsrain B, wo vor dem Zusammenzug der gesamten Oberstufe ins Steinli die Bezirksschule angesiedelt war. «Wir sind sehr froh, können wir das Angebot nun splitten», sagte Mendelin bereits damals, sei man im Steinli doch aufgrund der hohen Nachfrage an Grenzen gestossen bezüglich Ressourcen, Lärmpegel oder Wartezeiten.
Einmal quer durchs Dorf, das ist vorbei
Die Vorteile einer Erweiterung, wie sie nun im Februar mit dem Standort im Obermatt noch zusätzlich vollzogen wurde, liegen auf der Hand: Vorbei die Zeiten, als sich eine grosse Anzahl Schülerinnen und Schüler durch halb Möhlin hinunter ins Steinli hat transportieren lassen müssen, um am Mittagstisch Platz nehmen zu können. Es ist also längst überall angerichtet. Insgesamt 270 Mittagessen jede Woche, und rund 120 betreute Kinder in den verschiedenen Nachmittags-Modulen zeugen davon. Es sind die jüngsten Zahlen und ja, diese variieren bisweilen. «Natürlich gibt es immer wieder Schwankungen», sagt Kerstin Mendelin, und spricht davon, dass etwa im Dorfteil Riburg gleich mehrere Angebote von Tagesmüttern existieren. «Vielleicht hat das einen Einfluss.» Doch die Tagesstrukturen der Gemeinde seien ohnehin nicht als Konkurrenz zu verstehen, vielmehr als ergänzendes Angebot, aus dem Eltern auslesen könnten. «Beides hat seine Berechtigung.»
Von Freundschaften und wirtschaftlicher Dringlichkeit
«Die Tagesstrukturen lassen sich nicht mehr wegdenken», sagt Mendelin und meint das nicht nur in gesellschaftlicher, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Situation von vielen Familien würde es oft geradezu erfordern, dass beide Elternteile erwerbstätig blieben. Doch auch so findet Mendelin: «Für viele Kinder ist es toll, wenn sie auf andere Kinder in ihrem Alter treffen und miteinander spielen und basteln können. Es ergeben sich neue Freundschaften.» Als Beispiel nennt sie eine aussergewöhnliche Konstellation, die sich einmal ergeben habe. «Zuerst waren sechs, vielleicht sieben Kinder vom selben Kindergarten angemeldet. Plötzlich aber waren es vierzehn. Viele hatten zuhause ihr Mami oder ihren Papi gefragt, ob sie auch hierherkommen dürfen, weil die anderen schon da sind.»
Professionalisierung
Was die Kinder möglicherweise weniger kümmert, Eltern aber umso mehr: Seit diesem Sommer sind alle drei Standorte mit ihren schulergänzenden Tagesstrukturen zertifiziert (auf Grundlage von «STEP», Systematisches Training für Eltern und Pädagogen). Nicht nur der Hunger nach Mittagstisch ist grösser geworden, auch die Professionalisierung hat also zugenommen. Für den Standort Steinli kommt es demnächst zur Pilotphase mit einer App, über die Anmeldungen zusätzlich erfolgen können. Später soll diese für alle drei Standorte zum Einsatz kommen.
Weitere Infos und Anmeldung zu Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung mit diversen Modulen im Internet (unter Angebote/Betreuungsangebote).


