Erste Turnhalle mit grosser Geschichte
10.01.2025 RheinfeldenVor 120 Jahren ist die erste Rheinfelder Turnhalle gebaut worden. Damit beschritt die Gemeinde Neuland. Weil sich der Untergrund senkt, musste sie schon mehrfach saniert und neu abgestützt werden. Die Neujahrsblätter 2025 würdigen den besonderen Bau.
Valentin Zumsteg
...Vor 120 Jahren ist die erste Rheinfelder Turnhalle gebaut worden. Damit beschritt die Gemeinde Neuland. Weil sich der Untergrund senkt, musste sie schon mehrfach saniert und neu abgestützt werden. Die Neujahrsblätter 2025 würdigen den besonderen Bau.
Valentin Zumsteg
Die Rheinfelder waren früh dran: Noch bevor der Bundesrat 1909 eine Verordnung über den ganzjährigen Turnunterricht erliess, bauten die Zähringer ihre erste Turnhalle. Sie ist ein «Baudenkmal der Auf bruchstimmung um 1900», hält Autorin Katja Lesny in ihrem Beitrag für die Rheinfelder Neujahrsblätter 2025 fest.
«Vorwärtsstrebendes Gemeindewesen»
Die Gemeinde hatte damals ein starkes Wachstum hinter sich; zwischen 1850 und 1900 verdoppelte sich die Einwohnerschaft nahezu. Weil es im Städtchen keinen Platz für die geplante Turnhalle gab, war es der erste Schulraum, der ausserhalb der historischen Stadtmauern realisiert wurde. Als Standort wählte die Stadt die Schützenmatt (heute Schützenweg). Hier entstand zwischen 1902 und 1904 das Gebäude, das als einfacher Saalbau ohne umfangreiche Annexbauten oder Bühne konzipiert wurde. «Damit war der Auftakt zu allen weiteren Schulanlagen gesetzt, die in den nachfolgenden Jahrzehnten in den Aussenquartieren angesiedelt wurden.»
Als Architekt konnte Karl Moser gewonnen werden, der in Rheinfelden schon einiges gebaut hatte und sich bei diesem Projekt dem Jugendstil zuwandte. «In der Schützenmatt-Turnhalle manifestiert sich der Wille der Stadt Rheinfelden, durch eine vorausschauende Planung ihrem Anspruch als vorwärtsstrebendes Gemeindewesen gerecht zu werden», schreibt Katja Lesny und stützt sich bei dieser Aussage auf den Bericht der Turnhallenkommission aus dem Jahr 1902.
Wird die Bedeutung erkannt?
Die Schützenmatt war keine Wiese, sondern Teil des Heimendeckenlochs, das sich im Westen der Stadt in einem Bogen bis zum Rhein erstreckte und bis zu vierzehn Meter Tiefe aufwies. Entstanden war dieser Graben durch eine geologische Verwerfung. Zur Planierung des Terrains beschloss man um 1900, den Graben mit Bauschutt aufzufüllen. Der Untergrund führte später zu Problemen. In den 1950er-Jahren musste die Südfassade der Halle teilweise mit Beton unterfangen werden, weil man aufgrund von Rissbildungen bemerkt hatte, dass sie sich nach Westen hin senkt.
Durch die verschiedenen Sanierungen hat das Gebäude etwas von seinem ursprünglichen Charme verloren: «Heute präsentiert sich die Turnhalle insbesondere an den beiden Stirnfronten und im Erschliessungsbereich stark überformt», schreibt Katja Lesny. «Die prägende Umgestaltung im Zeitgeschmack der Postmoderne erfolgte 1987–1990 anlässlich einer durch die Senkung des Baugrundes fälligen Sanierung.» Weil die Senkungen weitergehen, hat die Stadt 2020 zusätzlich zwei senkrecht zur Fassade stehende Stahlträger montieren lassen. Schön ist das nicht. «Hoffen wir, dass die architekturgeschichtliche und städtebauliche Bedeutung der ältesten Turnhalle Rheinfeldens erkannt wird, obwohl geologische Gegebenheiten, Nutzungsansprüche und jüngere Bauepochen am Bauwerk ihre Spuren hinterlassen haben», meint Katja Lesny abschliessend.