Wanderausstellung durch das Fricktal startet in Stein
Ein blinder Fleck in der Geschichte der Schweiz ist der Schwabenkrieg, der 1499 tobte und brutale Zerstörungen im Fricktal hinterliess. Licht in dieses dunkle Kapitel bringt ein Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie ...
Wanderausstellung durch das Fricktal startet in Stein
Ein blinder Fleck in der Geschichte der Schweiz ist der Schwabenkrieg, der 1499 tobte und brutale Zerstörungen im Fricktal hinterliess. Licht in dieses dunkle Kapitel bringt ein Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH).
Charlotte Fröse
Am Montagabend wurde im Gemeindehaus in Stein die Jahresschrift der FBVH vorgestellt, die sich gänzlich dem Schwabenkrieg widmet. Zudem konnte eine Vitrine mit originalen Fundstücken, die aus Ausgrabungen stammen, bestaunt werden. Die Vitrine geht von Stein aus bis zum 15. Dezember auf Wanderschaft durch das ganze Fricktal. In 21 Gemeinden wird die Wander-Vitrine Station machen.
Miriam Hauser, Präsidentin der FBVH, sagte an der Vernissage, an der zahlreiche Gäste teilnahmen: «Stellen Sie sich vor, es ist Krieg und keiner sieht hin.» Genau hingeschaut haben über einen Zeitraum von rund 30 Jahren sogenannte Freiwillige Bodenforscher, eine Arbeitsgruppe der FBVH, und bei vielen Ausgrabungen im Fricktal einzigartige Fragmente aus der Zeit des Schwabenkrieges ans Licht befördert. Ein Team aus verschiedenen Fachpersonen hat sich von 2022 bis 2023 mit diesen archäologischen Hinterlassenschaften aus dem Fricktal, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Schwabenkrieg stehen, beschäftigt. «Nun ist diese Zeit kein weisser Fleck mehr, sie wurde mit Leben gefüllt», berichtete Miriam Hauser.
Die Autorin und Archäologin, Andrea Winkler, referierte über die Funde. Erstaunlich sei die hohe Qualität der Funde gewesen, die in Brandschuttschichten eingebettet waren, sagte sie. Die Funde seien aussagekräftige Momentaufnahmen aus dem Spätmittelalter und zeigten, wie ländliche alltägliche Haushalte im Spätmittelalter ausgestattet waren. Gezeigt habe sich bei der Auswertung, dass die damalige Gesellschaft bereits über einen gewissen Wohlstand verfügte, den man im ländlichen Raum eigentlich nicht erwartet hatte. Neben Haushaltskeramiken, die zum Kochen, Servieren und Ausschenken genutzt wurden, kamen Ofenkeramiken in Form von reich verzierten Ofenkacheln zutage. Sie lieferten wichtige Hinweise auf den Wohnstandard. Für die Archäologie seien die aus den Ascheschichten geborgenen Fundstücke ein Glücksfall. Sie geben Aufschluss auf Lebensart, Wohnweise und Wohlstand, erläuterte Hauser. Der Kantonsarchäologe Thomas Doppler betonte in seiner Ansprache, dass die Funde, die sich aus vielen kleinen Mosaikstücken zusammensetzten und oftmals überraschende Ergebnisse lieferten, Geschichten erzählten. Ihre Dokumentation sei wichtig, betonte er. Er dankte den vielen Beteiligten für die grosse Unterstützung an dem Projekt. Viele Zahnräder hätten für ein gutes Ergebnis ineinandergegriffen, sagte Doppler.
Beat Käser, Gemeindeammann von Stein, freute sich darüber, dass die Wanderausstellung in Stein startet, zumal die Gemeinde in ihrer Vergangenheit immer wieder, einem Wanderpokal gleich, vielen verschiedenen Obrigkeiten angehört habe.
Noch eine weitere Publikation
Die FBVH hat ergänzend zur Ausstellung ein populärwissenschaftliches Buch herausgegeben. Zudem werden die Resultate der Auswertung für die Publikation «Archäologie im Aargau» von der Archäologin und Autorin Andrea Winkler aufbereitet. Das Buch legt die Befunde und Funde aus den 15 Ausgrabungsstätten in neun Gemeinden vor.
Finanziell unterstützt wurde das Projekt auch durch die Gemeinden Böztal, Densbüren, Eiken, Frick, Gansingen, Gipf-Oberfrick, Hellikon, Herznach-Ueken, Kaiseraugst, Kaisten, Laufenburg, Mettauertal, Möhlin, Münchwilen, Mumpf, Oberhof, Oeschgen, Olsberg, Rheinfelden, Schwaderloch, Sisseln, Stein, Wölflinswil, Zeiningen und Zuzgen, sowie durch den Swisslos-Fonds des Kantons Aargau, der Stiftung Pro Fricktal und den Odd Fellows.