Energiestrategie muss angepasst werden
16.07.2024 AargauNeue Vorgaben des Bundes erfordern ambitioniertere Ziele
Das zweite Monitoring der kantonalen Energiestrategie energieAARGAU zeigt, dass der Kanton Aargau mehrheitlich auf Zielkurs ist, so etwa bei der Wasserkraft und den neuen erneuerbaren Energien. Aufgrund geänderter ...
Neue Vorgaben des Bundes erfordern ambitioniertere Ziele
Das zweite Monitoring der kantonalen Energiestrategie energieAARGAU zeigt, dass der Kanton Aargau mehrheitlich auf Zielkurs ist, so etwa bei der Wasserkraft und den neuen erneuerbaren Energien. Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen ist jedoch eine Revision der Energiestrategie angezeigt.
Im Juni 2015 hat der Grosse Rat der kantonalen Energiestrategie energieAARGAU zugestimmt. Damit hat der Aargau damals die Stossrichtung und die Ziele der Energiestrategie 2050 des Bundes in die eigene Energiestrategie aufgenommen. Seit der Verabschiedung von energieAARGAU im 2015 hat sich die Ausgangslage verändert, unter anderem gab es einige nationale Gesetzesrevisionen im Energieund Klimabereich. So hat das Schweizer Stimmvolk im Juni 2023 dem neuen Klima- und Innovationsgesetz und damit dem Netto-Null Emissionsziel bis 2050 zugestimmt. Zuletzt wurde am 9. Juni 2024 auch das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien angenommen. Zudem importiert die Schweiz weiterhin grosse Mengen fossiler Brenn- und Treibstoffe sowie einen Teil der Elektrizität aus dem Ausland. Weltweite Pandemien oder Kriege in oder mit den Exportländern wirken sich über die direkten und indirekten Abhängigkeiten der Energiemärkte auch auf die Schweiz aus. Insbesondere in den letzten zwei Jahren prägten unvorhergesehene Verwerfungen die Energiemärkte. Auch in der Schweiz wurden auf nationaler Ebene Gesetze und zahlreiche Massnahmen beschlossen, welche die schweizerische Energiepolitik stark geprägt und die Weichen für die zukünftige Energiepolitik gestellt haben.
Ursprüngliche Ziele mehrheitlich erreicht
Das nun vom Regierungsrat gutgeheissene Monitoring zeigt, dass die kantonalen Hauptziele der Strategie energieAARGAU aus dem Jahr 2015 mehrheitlich übertroffen, die Ziele respektive Zielpfade der Handlungsfelder grösstenteils erreicht und die geplanten Massnahmen umgesetzt wurden. Bei den meisten Handlungsfeldern ist der Kanton Aargau auf Zielkurs, so etwa bei der Wasserkraft und den neuen erneuerbaren Energien. In den Handlungsfeldern «Nicht erneuerbare Energien», «Gebäude» und «Mobilität» ist dieser jedoch gefährdet. Der Anteil der nicht erneuerbaren Energien dominiert nach wie vor den Gesamtenergieverbrauch und lag im Jahr 2022 bei 72 Prozent. Auch im Gebäudebereich werden im Kanton Aargau mehrheitlich fossile Energieträger (57 Prozent) eingesetzt. Der fossile Anteil ist zwar rückläufig, der Zielwert für 2022 (fossiler Anteil von 50 Prozent) wird jedoch verfehlt. Mit der erfolgreichen Revision des kantonalen Energiegesetzes (Inkrafttreten: 1. April 2025) wurden schlanke, sozial verträgliche und griffige Massnahmen zur Verbesserung dieses Zustands ergriffen. Im Bereich Mobilität wurden die Ziele nur bedingt erreicht: Die CO2-Emissionen konnten nicht reduziert werden. Mit Ausnahme der Wasserkraft ist der zukünftige Handlungsbedarf in allen Handlungsfeldern sehr hoch.
Windenergie und Geothermie mit Potential
Bei den erneuerbaren Energien hat die Photovoltaik in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen. Im letzten Jahr trugen Solaranlagen 10 Prozent zur nationalen Stromproduktion bei. Es gilt, diese günstige Form von Energie gewinnbringend zu integrieren. Bis heute wird im Kanton Aargau keine grössere Windkraftanlage betrieben. Das Ziel von energieAARGAU, mit Windkraft bis 2035 50 Gigawattstunden erneuerbaren Strom zu produzieren, wird mangels genügender Anzahl Projekte und aufgrund der sehr langen Planungs- und Bewilligungsverfahren bei Windenergievorhaben aller Voraussicht nach ohne zusätzliche Massnahmen nicht erreicht werden können. Da das Potenzial der Aargauer Windkraft auf jährlich 1,2 Terawattstunden nach oben revidiert wurde und die Windkraft eine äusserst ökologische und kostengünstige Produktionstechnologie darstellt, die gerade im Winterhalbjahr sehr wertvoll für das Energiesystem ist, müssen die Anstrengungen zur Nutzung der Windenergie intensiviert werden.
Eine weitere emissionsarme Energiequelle ist Geothermie. Erste Untergrundanalysen zeigen für den Kanton Aargau ein im schweizerischen Vergleich hohes Potenzial für die Nutzung der Geothermie zur Wärme- und Stromproduktion.
Revision der Strategie
Bei der Revision das Aargauer Energiestrategie ist darauf zu achten, dass die kantonalen Ziele den neuen internationalen und nationalen Rahmenbedingungen angepasst werden. Dazu gehören die Energieperspektiven 2050+ des Bundes sowie der Einbezug der verstärkten Gefährdung der Versorgungssicherheit. Dies hat zur Folge, dass sich der Kanton in der neuen Energiestrategie ambitioniertere Ziele setzen muss, um mit den aktuellen energie- und klimapolitischen Zielen des Bundes Schritt halten zu können. Um die Wahrscheinlichkeit einer Strom- und Gasmangellage zu reduzieren, muss in Zukunft der Versorgungssicherheit im Winterhalbjahr noch mehr Beachtung geschenkt werden und auch auf bisher wenig genutzte technologische Möglichkeiten wie Batteriespeicher und synthetische Brennund Treibstoffe zurückgegriffen werden. (mgt/nfz)