Einmal durchchecken, bitte
15.08.2025 MöhlinWas sich die Gemeinde Möhlin davon verspricht
Die Gemeinde gab eine Organisationsanalyse in Auftrag, deren Resultate nun vorliegen. Der Gemeindeammann erklärt, weshalb das Durchleuchten des eigenen Apparats nötig geworden ist und was es kostet.
Ronny Wittenwiler
Organisationsanalyse. Ein grosses Wort. Und nein, zum Nulltarif ist eine solche nicht zu haben. «Die Schlussabrechnung liegt noch nicht vor. Der letzte Stand war bei 60 000 Franken. Das reicht aber nicht aus, es wird Folgeaufträge geben», sagt Gemeindeammann Markus Fäs. Die bei einer Beratungsgesellschaft (BDO Schweiz) in Auftrag gegebene Organisationsanalyse sei ihr Geld allerdings wert, findet der Gemeindeammann und die Frage an ihn sei erlaubt: War die Gemeinde Möhlin mit all ihren Anlaufstellen und Abteilungen denn bisher schlecht organisiert? «Nein, war sie nicht», sagt Fäs – und erklärt, was es mit dieser Analyse auf sich hat.
Die Welt dreht sich weiter
Das Bevölkerungswachstum in den vergangenen Jahrzehnten habe zu einem Mehr in vielerlei Hinsicht geführt. Mehr Strassen, mehr Schulraum, mehr Arbeiten, die erledigt werden müssen. Damit seien auch Bedürfnisse beziehungsweise Ansprüche in der Bevölkerung gestiegen, vom Mittagstisch und der Nachmittagsbetreuung über die Lenkung und Kanalisierung des Verkehrs bis hin zum Bauen. Entsprechend dieser Entwicklung seien auch Verwaltung und Aussendienste der Gemeinde Möhlin gewachsen, doch, wie Fäs allerdings auch sagt: «gewachsen mehr zufällig als systematisch.» Man sei deshalb an einen Punkt gelangt, an dem es zu hinterfragen gilt: «Wo stehen wir eigentlich? Machen die richtigen Leute das Richtige?»
Konkrete Beispiele
Der Gemeindeammann nimmt das Asylwesen als Beispiel. Irgendwann wohl in den Neunzigern sei das Thema auf der Agenda aufgetaucht. Man habe es dem Gemeindeschreiber zugewiesen und dort sei es auch geblieben bis heute, obwohl das Asylwesen längst mit neuen Herausforderungen und Aufgabenbereichen – das Prüfen verfügbarer Liegenschaften oder das Hinzumieten neuer Wohnungen etwa – aufgeladen wurde. «Ein anderes Thema ist der Datenschutz. Auch das war dem Gemeindeschreiber zugeteilt.» Mittlerweile hätten sich gesetzliche Bestimmungen gerade auch im Zuge der Digitalisierung derart geändert, dass sich ebenso hier die Frage stelle, ob die Zuständigkeit dieses Aufgabenbereichs noch am richtigen Ort sei. Markus Fäs sagt es vielleicht etwas überspitzt, aber nahe an der Wahrheit sei es eben doch: «Der Gemeindeschreiber musste am Ende immer wieder Dinge unterschreiben, worüber er gar nicht konkret im Bild war.»
Das habe nichts mit dem Personal und ihren Qualifikationen zu tun, betont Fäs ausdrücklich. Die gesellschaftlichen und demografischen Entwicklungen hätten schlicht neue Felder aufgetan – mit der Konsequenz, dass es die ursprünglich oft zufällig an Personen oder Gruppen zugeteilten Zuständigkeiten zu hinterfragen gilt. «Das sind Dinge, die wir nun unbedingt anschauen müssen. Schliesslich wollen wir uns die Arbeit erleichtern und nicht erschweren.»
Es braucht einen langen Atem
Der Schlussbericht der Analyse mit Empfehlungen liegt vor. Bereits an der Gemeindeversammlung ging Markus Fäs auf einige Resultate ein. Dabei hielt er fest, dass die Gemeindeverwaltung insgesamt effizient, reibungslos und gut funktioniere. «Wir wollen aber, dass die Zusammenarbeit zwischen strategischer und operativer Ebene transparenter, klarer und verbindlicher funktioniert.»
Jetzt nach den Sommerferien wird eine Arbeitsgruppe bestehend unter anderem aus Gemeindeammann Fäs, Gemeinderat Loris Gerometta sowie Führungspersonen aus den Abteilungen die gemachten Empfehlungen mit Verantwortlichen der beauftragten Firma genauer anschauen und Massnahmen besprechen. Die Umsetzung wird kein Sprint. «Ziel ist, dass der gesamte Prozess am Ende der nächsten Legislatur abgeschlossen ist», sagt Fäs. Wenn man so will, dann ist die in Auftrag gegebene Organisationsanalyse so etwas wie ein Termin beim Ernährungsberater. Es geht darum zu prüfen, welche Umstellungen nötig sind, um fit genug die Zukunft bestreiten zu können. Auch deshalb ist im Übrigen die Stelle des Gemeindeschreibers nach wie vor nicht ausgeschrieben. Fäs: «Wir wollen das künftige Stellenprofil zuerst klar definieren können.»
Seit dem Weggang des Gemeindeschreibers Marius Fricker im vergangenen Jahr hat der Vize-Gemeindeschreiber Sylvain Steck diesen Posten ad interim übernommen.