SVP-Nationalrat Andreas Glarner wird die Ansprache an der diesjährigen Kaiseraugster Bundesfeier am 31. Juli halten. Das sorgt im Dorf für Gesprächsstoff.
Valentin Zumsteg
«Wie in aller Welt kommt der Gemeinderat darauf, einen rechten ...
SVP-Nationalrat Andreas Glarner wird die Ansprache an der diesjährigen Kaiseraugster Bundesfeier am 31. Juli halten. Das sorgt im Dorf für Gesprächsstoff.
Valentin Zumsteg
«Wie in aller Welt kommt der Gemeinderat darauf, einen rechten Ausländerhardliner für die Bundesfeier-Rede einzuladen. Kaiseraugst ist eine liberal-konservative Gemeinde mit einem ausländischen Bevölkerungsanteil von rund 30 Prozent», erklärt Meinrad Schmid, ehemaliger Vizeammann (SP) von Kaiseraugst. «An unserem Freitagsstamm haben alle den Kopf geschüttelt», sagt Schmid.
«Die Wahl des Gemeinderats»
Grund für das Unverständnis und die Diskussion ist die Kaiseraugster Bundesfeier, die traditionsgemäss am 31. Juli gefeiert wird. Die Ansprache hält dort in diesem Jahr der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der selbst innerhalb der eigenen Partei als Provokateur gilt. Jüngst hat der Parlamentarier wegen eines Deepfake-Videos seine Immunität verloren. Glarner hatte im Wahlkampf 2023 mit Künstlicher Intelligenz ein Video von Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan erstellen lassen, in dem sie die SVP zur Wahl empfiehlt. Weil Glarners Immunität aufgehoben worden ist, darf jetzt die Staatsanwaltschaft ermitteln.
Organisiert wird die Kaiseraugster Bundesfeier vom Fussballclub und von der Gemeinde. «Wir haben damit nichts zu tun. Es war die Wahl des Gemeinderates», erklärt Angelo Borserini, Präsident des FC Kaiseraugst, zur Personalie Andreas Glarner. Dies bestätigt der neu gewählte Kaiseraugster Gemeindepräsident Jean Frey (SVP) gegenüber der NFZ: «Ich freue mich, dass der Gemeinderat für die diesjährige Bundesfeier mit Nationalrat Andreas Glarner einen bekannten und erfahrenen Redner begrüssen darf. Er ist eine prägende Stimme in der Schweizer Politik. Ich bin gespannt auf seine Gedanken zum Nationalfeiertag.» Frey schliesst aber nicht aus, dass wegen Glarner einige Kaiseraugsterinnen und Kaiseraugster auf einen Besuch der Feier verzichten werden. «Das ist möglich. Vielleicht kommen aber andere extra wegen ihm.» Die Auswahl der Festredner erfolge bewusst breit abgestützt. «Das ermöglicht eine gewisse Vielfalt an Perspektiven und spricht unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an. Ich sehe darin eine Chance für eine lebendige Auseinandersetzung mit aktuellen Themen – gerade zum 1. August.» Die Bundesfeier ist für Frey ein schöner Moment der Gemeinschaft – unabhängig vom jeweiligen Redner. «Der Nationalfeiertag soll verbinden.»
«Ausgewogene Bundesfeiern»
Gelassen sieht die Sache auch Marianne Grauwiler, Präsidentin der SP Kaiseraugst. Sie hat zwar das Heu politisch überhaupt nicht auf der gleichen Bühne wie Glarner, sagt aber: «Abwechslung ist mir wichtig. In den letzten Jahren waren verschiedene Persönlichkeiten aufgetreten, die linke, rechte oder total unpolitische Reden gehalten haben.» Wenn die Hitze nicht unerträglich sei, werde sie den Anlass selbstverständlich besuchen. «Eine Absenz der SP-Präsidentin wäre aus meiner Sicht unangebracht und schlechter Stil», so Grauwiler. Abschliessend meint sie: «Auch für die Zukunft erwarte ich vom Gemeinderat ausgewogene Bundesfeiern.»