Schwanenvater zwischen Glück und Sorge
21.06.2025 LaufenburgSchwanenvater zwischen Glück und Sorge
Hannes Burger und das Laufenburger Schwanenpaar
Heute Donnerstag sind die Laufenburger Schwanenküken 20 Tage alt. «Ich glaube, jetzt schaffen sie es», sagt Hannes Burger. Keine Selbstverständlichkeit, weiss der Laufenburger, der das Schwanenpaar an seinem Wohnort seit vielen Jahren beobachtet.
Susanne Hörth
Schwäne hätten es ihm schon während der Schulzeit sehr angetan, sagt Hannes Burger. «Immer, wenn ich bei meiner Gotte am Zürichsee in den Ferien war, habe ich Schwäne beobachtet. Ich hatte früh schon einen Fotoapparat und war viel damit unterwegs. Dabei habe ich auch entdeckt, dass Schwäne ihre Jungen auf dem Rücken tragen.» Eines der Motive, die er in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Male mit der Kamera, heute vielfach auch mit dem Smartphone, festgehalten hat. Aktuell drückt er den Auslöser täglich mehrfach; immer dann, wenn er seine gefiederten Freunde an ihren bevorzugten und ihm wohlbekannten Orten antrifft.
Dass «sein» Schwanenpaar jetzt wieder mit dem grau-weiss-f lauschigen Nachwuchs unterwegs ist, sich oft in der Badstube oder nahe dem Wehr auf dem Rhein aufhält, macht ihn glücklich. Gleichzeitig beobachtet er die Schwanenfamilie mit den vier – anfänglich waren es sechs – Jungtieren auch voller Sorge. «In den vergangenen drei Jahren hatten die Schwäne kein Glück. Einmal wurde ihr Nest mitsamt den Eiern vom Hochwasser mitgerissen.» Zweimal schlüpften die jungen Schwäne zwar, doch auch ihnen wurde das Hochwasser zum Verhängnis. «Dass die Küken vom Wels gefressen wurden, erachte ich als eine Mär», glaubt Hannes
Burger nicht an solche Erzählungen. Hingegen ist er überzeugt, dass es sich immer um das gleiche Schwanenpaar handelt, welches er seit Jahren in Laufenburg – teils auf Schweizer, teils auf deutscher Rheinseite – erleben und spüren darf. «Einmal konnte ich einem der Schwäne sogar ‹Chrottebösche› direkt aus der Hand verfüttern.» Burger schüttelt den Kopf: «Nein, Schwäne wie auch Enten dürfen nicht gefüttert werden, vor allem nicht mit Brot.» Er zückt sein Smartphone, zeigt das Foto der kleinen Schwäne, wie sie ins Wasser geworfene Brotstückchen fressen. «Da hat das Elternpaar sehr schnell reagiert und ist mit den Kleinen davon geschwommen.» Er, der bei vielen auch bereits den Ruf als Schwanenvater geniesst, fügt stolz hinzu: «Sie wissen, dass ihnen das Brot nicht guttut. Schlaue Tiere.»
Sein Nest hat das gefiederte Paar auf deutscher Seite am Ufer des in den Rhein mündenden Andelsbach gebaut und dort, gut versteckt im hohen Schilf, auf den Eiern gebrütet. «Sie bauen das Nest immer auf deutscher Seite», weiss Burger aus seiner langen Beobachtungszeit. Mit ihren 20 Lebenstagen zeigen die Kleinen mittlerweile bereits eine gewisse Eigenständigkeit. Sie tauchen nach dem Gras am Rheinufer oder zupfen es, wenn es die Gelegenheit erlaubt, direkt ihren Eltern aus den Schnäbeln. Sind sie müde, kuscheln sie sich in das Gefieder der Elterntiere und lassen sich auf deren Rücken über das Wasser transportieren.
Schon bald sind sie zu gross, um als Viererpack gemeinsam auf diesem bequemen Elternschiff herumkutschiert zu werden. Apropos Grösse: «Ich glaube, sie schaffen es jetzt», zeigt sich Hannes Burger zuversichtlich.
Einige Stockenten schwimmen auf dem Rheinwasser bei der Badstube vorbei. Burger blickt ihnen nach. «Ich mag nicht nur Schwäne, sondern alle Tiere.» Er liebt auch die Natur, reist gerne und hält das Gesehene nicht nur mit der Kamera fest, sondern gibt seinen Gefühlen auch gerne mit Pinsel und Farbe auf der Leinwand Ausdruck.
Mit offenen Augen durch das Leben gehen, sich für die Mitmenschen, die Tierwelt und die Natur interessieren, ist für den Laufenburger gelebter Alltag. Ob als ehemaliger Laufenburger Stadtrat oder als früherer Präsident des grenzüberschreitenden Museumsvereins, für den 81-jährigen Burger ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem Heute, mit der Zukunft wie auch mit der Vergangenheit und damit der Geschichte, in der alles verwurzelt ist, sehr wichtig. Seine Freude an der Kunst, der Kultur und eben auch an den Tieren, den Schwänen, rundet dieses umfassende Wissensspektrum ab.
«Sie sind jetzt unten beim Kraftwerk. Gerade ist Putzzeit angesagt», teilt der Schwanenvater zwei Stunden nach dem Gespräch mit der NFZ mit. Dass bei diesem die Schwanenfamilie nicht wie erhofft in der Badstube angetroffen werden konnte, liess ihm keine Ruhe. Als machte er sich auf die Suche nach seinen gefiederten Freunden. «Es geht ihnen gut.»