Von hier sind es nur noch ein paar Meter, bis man richtig Fahrt aufnimmt
Hier in diesem Kabäuschen beginnt diese kleine Geschichte, die man dem «Fährimaa» schon gar nicht erzählen muss. Er ist nämlich der Hauptprotagonist.
Catherine Hossli
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Von hier sind es nur noch ein paar Meter, bis man richtig Fahrt aufnimmt
Hier in diesem Kabäuschen beginnt diese kleine Geschichte, die man dem «Fährimaa» schon gar nicht erzählen muss. Er ist nämlich der Hauptprotagonist.
Catherine Hossli
Eine unscheinbare Holztür kann Vieles verbergen. Der rote Rettungsring neben dem Eingang lässt erahnen, dass wir uns am Wasser befinden. Wir sind in Kaiseraugst am Rhein. Wenn man die Türe öffnet, erspäht man einen Blick in den Holzschopf mit einem kleinen Büro, einem Lagerraum und einem wundervollen Blick über den Rhein zum Nachbarland.
Der Fährimaa weiss Bescheid
Alex Geissberger sitzt gerade in seinem Kabäuschen und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Aber eigentlich ist die Szenerie eher gestellt, denn: «Wir sitzen praktisch nie in diesem Büro. Unsere Hauptaufgabe ist überhaupt nicht bürokratisch, sondern eine Herzensangelegenheit.» Geissbergers Antwort deckt auf, dass dieses Örtchen mehreren Menschen einen Arbeitsplatz bietet. «Ja, ganz genau, wir sind über zehn Fährmänner und eine Fährfrau, die von April bis Oktober Kundschaft von Kaiseraugst nach Herten (D) und zurückbringen», sagt uns der «Fährimaa».
Der Fährbetrieb hat eine lange Geschichte. 1866 wurde das ursprüngliche Handruderboot durch eine Drahtseilfähre ersetzt. Später musste sie motorisiert werden, da die Strömung infolge des Kraftwerkbaus nicht mehr ausreichte.
Die jetzige «Fähri» ist seit 1995 im Besitz der Ortsbürgergemeinde und nicht nur das Boot selbst ist nostalgisch, auch die Preise scheinen in der Vergangenheit hängengeblieben sein. Eine Überfahrt kostet pro Person CH 2.50 und -.50 fürs Velo. Um eine Überfahrt anzukündigen, betätigt man einfach die Glocke, welche auf beiden Uferseiten angebracht ist. Die Motorfähre steht aber auch für Rund- und Genussfahrten (Fondue, BBQ, Saftschinken etc.) zur Verfügung. Solche Fahrten können via Gemeindeverwaltung gebucht werden. Alex Geissberger zeigt uns im Lager Grillausstattung und Caquelons: «diese im Bürgerkeller nebenan zu reinigen und für den nächsten Einsatz bereitzumachen – auch das gehört zur Aufgabe vom ‹Fährimaa›.»
Warten auf den neuen Tag
Die Fähre Kaiseraugst-Herten ist ein Bijou und nicht nur unter Einheimischen ein Geheimtipp. Abends, wenn sie ihren Dienst getan hat, wird sie im Nacht- und Winterlager, welches an der Mündung zur Ergolz zu finden ist, eingeparkt.
Dort wartet die alte Dame jeden Abend aufs neue Morgenrot.
Unter dem Titel «Verborgenes» blickt die NFZ in einer losen Folge hinter verschlossene Türen und in versteckte Winkel. (nfz)