Eine Kugel voller Bienenmörder
11.09.2025 RheinfeldenHoch oben in einem Baum auf dem Storchennest-Parkplatz in Rheinfelden haben Asiatische Hornissen ihr Nest gebaut. Die Feuerwehr und ein Schädlingsbekämpfer entfernten es am Montagabend.
Valentin Zumsteg
Die Asiatischen Hornissen scheinen clevere Tierchen zu sein. Sie bauen ihre Nester hoch oben in Bäumen, wo sie unter den Blättern gut versteckt sind. Ein besonders grosses Exemplar eines solchen Nestes hat die invasive Art auf einer Platane beim Storchennest-Parkplatz in Rheinfelden errichtet. Lange blieb es unentdeckt, schliesslich wurde es aber gesichtet. Am Montag rückte nun die Feuerwehr Rheinfelden mit der Autodrehleiter an, um zusammen mit Schädlingsbekämpfer Gregor Buser das Nest aus dem Baum zu entfernen und die Stecher unschädlich zu machen. Zahlreiche Schaulustige verfolgten die Aktion interessiert.
«Das grösste Nest in Rheinfelden»
«Wir werden mit der Drehleiter rauf gehen und ein zugelassenes Insektizid in das Nest spritzen», beschrieb Buser den Plan. So geschah es denn auch. Da die aggressiven Tierchen nicht nur stechen, sondern auch eine Säure verspritzen können, waren die Beteiligten in Schutz-Vollmontur. Auf dem Weg nach oben mussten einige Äste entfernt werden, weil sie den Weg zum Nest versperrten.
In einem zweiten Schritt, nachdem die meisten Hornissen eliminiert waren, packte Buser das Nest in einen Plastiksack und holte es herunter. «Das ist das grösste Nest, das ich in Rheinfelden je entfernt habe», sagte Gregor Buser. Rund 70 Zentimeter betrug der Durchmesser.
«Massiv zugenommen»
Die Asiatischen Hornissen stellen eine Gefahr für die einheimischen Bienen dar. Deswegen setzen die Imker und der Kanton alles daran, dass sich der Eindringling nicht ungebremst ausbreitet. «Rheinfelden ist ein Hotspot, Aarau und Buchs ebenso», erklärt Renate Stäuble gegenüber der NFZ. Sie ist nicht nur Bieneninspektorin, sondern auch Koordinatorin Asiatische Hornissen im Kanton Aargau. «In diesem Jahr gab es im Aargau bereits 257 Meldungen, dass Asiatische Hornissen gesichtet worden sind. Im ganzen letzten Jahr waren es rund 70 Meldungen. Zudem wurden dieses Jahr schon 21 Primärnester und 12 Sekundärnester gefunden. Im ganzen vergangenen Jahr waren es 2 Primärnester und 13 Sekundärnester. Die Verbreitung hat massiv zugenommen», so Stäuble. In Rheinfelden sind 2025 bislang ein Primärnest und fünf Sekundärnester entdeckt worden, zudem gab es 76 Einzelsichtungen von Asiatischen Hornissen – ebenfalls deutlich mehr als im Vorjahr.
In jüngster Vergangenheit musste die Feuerwehr Rheinfelden deswegen zu zahlreichen Einsätzen im Zusammenhang mit Asiatischen Hornissen ausrücken. Aus diesem Grund wurde eine Spezialeinheit ins Leben gerufen, die entsprechend ausgerüstet und ausgebildet ist (die NFZ berichtete). «Das ist eine Zusatzbelastung für die Feuerwehr. Für die Mannschaft der Autodrehleiter sind diese Einsätze eine Herausforderung, da man mit der Leiter nicht immer gut zum Nest kommt», erklärt Feuerwehrkommandant Marc Leber gegenüber der NFZ.
Das grosse Nest, das am Montag aus dem Baum beim Storchennest-Parking entfernt wurde, ist von Christian Haas entdeckt worden. Er ist selbst nicht Imker, engagiert sich aber als sogenannter Hornissen-Scout. Das sind Freiwillige, die mithelfen, die Flugrouten zu bestimmen und so die Nester zu finden. Haas erachtet es als sinnvoll, einen Beitrag zum Schutze der heimischen Bienen zu leisten. Das Nest landet nun in der Kehrichtverbrennung.
Nach rund einer Stunde war der Spuk am Montag vorbei. Doch am Pappelnweg ist bereits das nächste Nest gesichtet worden – die Arbeit geht also nicht aus.
Hier können Sichtungen von Asiatischen Hornissen mit Foto gemeldet werden: www.asiatischehornisse.ch