«Ein Verein dieser Grösse und Infrastruktur gehört in die 2. Liga»
15.10.2025 PersönlichCan Agdas und Durim Ibrahimi sind seit dieser Saison für die erste Mannschaft des FC Frick verantwortlich. Ende Saison wollen sie mit dem FC Frick in die 2. Liga aufsteigen, langfristig den FCF in der 2. Liga verankern. Ein Gespräch mit den zwei Chefs über ihre ersten ...
Can Agdas und Durim Ibrahimi sind seit dieser Saison für die erste Mannschaft des FC Frick verantwortlich. Ende Saison wollen sie mit dem FC Frick in die 2. Liga aufsteigen, langfristig den FCF in der 2. Liga verankern. Ein Gespräch mit den zwei Chefs über ihre ersten Erfahrungen.
Simone Rufli
Der Regen hat im Verlauf der Partie nachgelassen, der Wind – in der ersten Halbzeit stürmisch – ist abgeflacht. Mit 4:3, Pausenstand 1:0, hat der FC Frick 1a an diesem nasskalten Samstagabend gerade das 3. Liga-Meisterschaftsspiel gegen den FC Entfelden gewonnen und dabei die Nerven seiner Fans arg strapaziert. Jetzt nach dem Spiel sitzen Can Agdas (39) und Durim Ibrahimi (34) im Clubhaus, vor sich je einen Becher mit heissem Tee. «Zum Aufwärmen», sagen sie, reiben sich die kalten Hände und beginnen zu erzählen: Zum Start der Saison 2025/ 26 haben Can Agdas, als Innenverteidiger einst Spieler beim FC Black Stars Basel und beim SC Binningen und Durim Ibrahimi, nach der Juniorenzeit beim FC Frick sieben Jahre lang Stürmer beim FC Aarau (bis U21, 1. Liga und 2. Liga) und zuletzt wieder beim FC Frick, das Traineramt von Ivan Petrovic und Marc-Alain Kessler übernommen. Als Co-Trainer? «Nein! Wir sind zwei gleichgestellte Trainer, die sich in der Führung der Mannschaft alle zwei Wochen abwechseln, wichtige Entscheide aber immer gemeinsam treffen», erklärt Can Agdas das Prinzip ihrer Zusammenarbeit.
Als klar war, dass Ivan Petrovic und Marc-Alain Kessler zum Ende der Saison 2024/25 als Trainer aufhören, habe Präsident Marco Boss ihn gefragt, ob er sich eine Zusammenarbeit mit Durim Ibrahimi vorstellen könne. «Ich habe ihm gesagt: Das kann ich, aber nach Jahren als Cheftrainer komme ich nicht als Co-Trainer zur ersten Mannschaft». Durim Ibrahimi schmunzelt und nickt. «Auch ich habe Marco gesagt, dass ich nicht als Assistent von Lenzburg nach Frick zurückkomme.» Der Präsident liess sich darauf ein und band beide als gleichwertige Chef-Trainer mit einem Zweijahresvertrag an den FC Frick. Sie hätten schnell gemerkt, dass sie sich vom fussballerischen Fachwissen her auf gleicher Ebene befänden, sagen sie heute. «Wir passen zu 95 Prozent zusammen und finden für die restlichen 5 Prozent immer einen Weg», so Durim Ibrahimi. Beide wollen sich als Trainer weiterbilden und weitere Diplome machen. Das Uefa B-Diplom zum Beispiel. Voraussetzung: ein Jahr lang eine Elfer-Mannschaft als Cheftrainer trainieren. Auch das ein Grund, weshalb die beiden gleichberechtigt nebeneinander funktionieren wollen.
Eher stärker als letzte Saison
Blicken sie auf den Kader sind sie sich einig: «Unsere Vorgänger haben gute Arbeit geleistet.» Petrovic/ Kessler haben die erste Mannschaft im Sommer 2020 übernommen und sind mit ihr im Juni 2022 in die 2. Liga des Aargauer Fussballverbands (AFV) aufgestiegen. Einen Abstieg und drei Jahre später bot sich dem FC Frick im Juni dieses Jahres erneut die Chance, in die 2. Liga zurückzukehren. Nach einem Sieg im Aufstiegs-Halbfinalspiel gegen den FC Brugg (in der Verlängerung mit 2:1), ging die entscheidende Partie in Lenzburg dann aber verloren. «Als wir im August dieses Jahres in die Saison starteten, konnten wir die Mannschaft der Vorsaison übernehmen und mit ein paar Spielern verstärken, grösstenteils aus der 2. Mannschaft. Insgesamt würde ich sagen, sind wir sogar etwas stärker als in der vergangenen Saison.» Ein Trainerwechsel sei immer ein Prozess, der Zeit brauche, meint Can Agdas, er sagt aber auch klar: «Unser Ziel ist der Aufstieg. Ein Verein von dieser Grösse und Infrastruktur gehört in die 2. Liga.»
Und wie genau funktioniert ein Training mit zwei Chef-Trainern? «Zwei Wochen lang bringe ich die Idee auf den Platz und Durim assistiert, die nächsten zwei Wochen ist es umgekehrt.» Eine ideale Lösung, die neue Impulse mit sich bringt, davon sind beide überzeugt. «Für die Spieler sind unterschiedliche Trainingsmethoden abwechslungsreich und als Trainer schätze ich den anderen Blick, den Can auf die Mannschaft hat und von dem ich dann auch wieder profitieren kann», so Durim Ibrahimi. Natürlich brauche es Abstimmung und viele Gespräche. Can Agdas schmunzelt: «Wir telefonieren an einem Tag häufiger miteinander als mit unseren Frauen.» Auf Verständnis der Familie können beide zählen. Durim Ibrahimi: «Als ich vor zwei Jahren wegen einer Schulterverletzung gezwungen war, meine Aktiv-Karriere zu beenden, habe ich eine Weile gar nichts mehr gemacht in Sachen Fussball.» Er lacht. «Bis es meiner Frau zu viel wurde und sie mich daran erinnerte, dass ich Fussball in meinem Leben brauche.» Ein Gefühl, das Can Agdas gut kennt: «Fussball ist eine Leidenschaft, kein Beruf und Fussball macht mir immer Freude.» Eine Freude, die er zuerst als Trainer der B-Junioren, danach der A-Junioren und zuletzt als Trainer der zweiten Mannschaft weitergegeben und als Vater seinen beiden Buben vererbt hat. «Beide spielen bei den E-Junioren des FC Frick.» Durim Ibrahimi lacht: «Meine Tochter ist erst zweieinhalb, sie kann mit Fussball noch nicht viel anfangen.»
Generationenwechsel
Die Förderung des eigenen Nachwuchses, sie liegt dem FC Frick als Verein genauso am Herzen wie den beiden Trainern. Der Vorstand ist mit jungen Kräften besetzt, auf den Trainerpositionen kam es zu einer Verjüngung, das Ziel aber, die erste Mannschaft mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu formen, ist geblieben. «Neben dem Aufstieg als Saisonziel ist es uns wichtig, ein Team aufzubauen, das sich langfristig in der 2. Liga halten kann», betont denn auch Can Agdas. «Wir hatten über zehn Jahre lang eine Gruppe zusammen, die angefangen bei den Junioren gemeinsam gross und spielerisch stark geworden ist und die es nun mit Spielern aus dem Nachwuchs zu ersetzen gilt.» Durim Ibrahimi war bis vor zwei Jahren selbst noch Teil dieser Generation. Vom Kumpel zum Chef-Trainer – wird der Mannschaftskollege von einst in der Rolle des Trainers akzeptiert? Ibrahimi nickt. «Dazu muss ich sagen, ich war als Spieler ein ganz anderer als ich heute als Trainer bin. Das ist auch nötig, denn ich trage eine grosse Verantwortung. Als Spieler reichte es, dass ich ins Training kam. Heute muss ich mich fragen, was für Themen schaue ich mit den Spielern an, welche Übungen passen, welche Spieler habe ich zur Verfügung …?»
Mehr als genug, könnte man denken, wenn man die Warteliste bei den Kindern anschaut. Im zweitgrössten Fussballverein des AFV warten jeweils gegen 60 Buben und Mädchen auf einen Platz in einer der Mannschaften. «Zum Glück haben wir einen ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplatz. Ohne diesen würde es nicht gehen», sagen die beiden und verabschieden sich.