Ein Tanz durch die Zeit
25.11.2025 Gipf-OberfrickHip-Hop-Show «Magic Boombox» bewegt Publikum und Tänzer gleichermassen
In der Turnhalle in Gipf-Oberfrick wurde am vergangenen Samstag und Sonntag Hip-Hop aufgeführt. Zweieinhalb Stunden geballte Show und Tanz, der die Menschen zum Lachen und zum Staunen brachte ...
Hip-Hop-Show «Magic Boombox» bewegt Publikum und Tänzer gleichermassen
In der Turnhalle in Gipf-Oberfrick wurde am vergangenen Samstag und Sonntag Hip-Hop aufgeführt. Zweieinhalb Stunden geballte Show und Tanz, der die Menschen zum Lachen und zum Staunen brachte und 150 Tänzerinnen und Tänzer von klein bis gross, die sich die Bühne teilten.
Yasmin Malard
Vor der Aufführung wuseln die verkleideten Tänzerinnen und Tänzer aufgeregt umher, ein Schuh wird gesucht, Besucherinnen und Besucher tummeln sich im Foyer, in der Turnhalle und vor dem Eingang.
Auf die Beine gestellt wurde die Show hauptsächlich von den drei Brüdern Häseli, die «Dance Tower» – so heisst die Hip-Hop-Tanzschule in Gipf-Oberfrick – von ihrer Mutter, nach langer Führung, übernommen haben. Die Mutter, Susanna Häseli, die sich selbst als «Hip-Hop-Mami» bezeichnet, hat schon 1989 mit den Shows angefangen, damals noch in der Kirche. Für die heutige Show scheint sie aber so frisch und begeistert zu sein, als wäre es ihre erste. Und wie kommt man darauf, im Fricktal in den Achtzigern, als man manchen vielleicht noch erklären musste, was Hip-Hop überhaupt ist, auf diese Tanzart zu setzen? Susanna Häseli schmunzelt. Sie arbeitete als Lehrerin bis sie an einer Lehrerweiterbildung auf eine Frau stiess, die aus Los Angeles kam und sie mit dem Hip-Hop-Fieber ansteckte: «Da hat es mir den Ärmel hineingezogen.» Fortan unterrichtete sie nur noch Tanz. So sind auch ihre Söhne Nicolas, Jonas und Luca auf dem Tanzboden aufgewachsen und zwei von ihnen tanzen heute professionell. Luca hat sogar für die Schweizer Fernsehshow «Darf ich bitten» eine Final-Performance choreographiert und tanzt am Pariser «Moulin Rouge». Nun kehrt er ins Fricktal zurück und möchte sich mehr mit den Brüdern auf die Tanzschule fokussieren.
«Was ich von der heutigen Show erwarte?», fragt Nicolas zwischen dem Ausschenken von zwei Cüplis. «Dass es eine coole Show wird, dass die Kiddies zeigen, was sie können.» Susanna ergänzt: «Dass alle glücklich rauskommen. Für die Kinder ist das ein Highlight, wie, wenn sie nie an einen Fussballmatch gehen können, und dann ist es soweit. Sie blühen richtig auf.»
Ghettoblaster als Zeitmaschine
Die Show beginnt humorvoll. Das Publikum wird direkt einbezogen. Eine Panne gebe es, das Orchester sei nicht aufgetaucht. Nun müsse das Publikum herhalten. «Do re mi», wird angestimmt, Klatschen und Jubeln geübt. Dann müssen die Besucher «Y.M.C.A» singen. Klappt wunderbar. Die Schauspielenden finden dann aber doch noch eine Trickkiste mit verschiedenen Objekten – unter anderem eine Flöte, die zu Céline Dions Titanic-Titelsong erbärmliche Klänge von sich gibt und bei den Zuschauern Gelächter auslöst – bis sie auf einen Ghettoblaster stossen. Dieser entpuppt sich als Zeitmaschine, der die jeweiligen Tanzgruppen in eine Epoche zurückschleudert. Immer wenn er anfängt zu rauchen, gibt es einen neuen Zeitsprung. Die Jüngsten vertreten die Steinzeit. Die Kinder kommen zwar noch nicht ganz mit, sehen aber umso putziger aus. Danach tanzen verschiedene Gruppen mit beeindruckendem Können durch die folgenden Jahrtausende und stellen spielerisch das antike Ägypten, die Schweiz zu Zeiten des Rütlischwurs (das Publikum rastet aus), den Wilden Westen, den Vietnamkonflikt, die Hippie-Bewegung und weiteres bis zum Jahr 2000 dar.
Nach der ersten Hälfte erzählt Sarah Roth begeistert vom Tanzen. «Man kann sich ausleben. Seit ich angefangen habe mit dem Tanzen, bin ich selbstbewusster geworden. Das habe ich auch an meinen Kolleginnen beobachtet. Wir haben es halt auch gut neben der Bühne.» Das kommt rüber und beeindruckt Ruth Frei, eine Zuschauerin in der zweiten Reihe, deren Enkelin schon als Vierjährige dabei war und nun viele Jahre später immer noch Teil der Show ist. «Toll, dass die Jungen so etwas zusammen machen.» Neben ihr sitzt Christine Mayer und sie erzählt, dass sie seit zwanzig Jahren an jede Aufführung geht. «Es ist jedes Mal der Hammer, die Musik, die Tänze und das Licht perfekt abgestimmt.» Für das Licht gab es professionelle Unterstützung von Janosch Zwahlen. Besonders herausfordernd sei es, den Lichtkegel personalisiert auf die jeweiligen Tanzenden zu werfen, wissen, wer, wann im Fokus sein soll. Namen und Positionen werden ihm ins Ohr gef lüstert, aber ein bisschen Spontanität bleibt; durch die Ausführung von Hand sehe jede Lichtshow ein bisschen anders aus, erzählt er.
Nach der Pause reisen wir in die Zukunft mit einer Erklärung, was den menschlichen Tanz unserer Zeit so besonders macht. Der Beweis dafür überzeugt; die Emotionen, der Ehrgeiz, der Fleiss, der Rhythmus, die Synchronität fesseln die Zuschauer bis zum Ende. Um den Kreis zu schliessen, geht der Ball am Schluss wieder ans Publikum zurück. Mit einer kleinen Choreografie wird die ganze Turnhalle auf die Beine gestellt. Es tanzt, es singt und es macht Freude. Susanna Häseli sagt zum Abschluss: «Ein voller Erfolg. Es hat keine Panne gegeben. Alles ist gut gegangen.»




