Ein Sechser im Lotto für die Natur
26.11.2024 Gansingen, NaturIn Gansingen wird nicht bloss von Biodiversität, Umwelt und Schutz für die Natur erzählt. Hier wird Naturschutz inszeniert. Das Zusammenspiel vieler Akteure zeigte sich am vergangenen Freitag bei der Einweihung des Bisletenbächlein.
Vreni Weber
«Das ...
In Gansingen wird nicht bloss von Biodiversität, Umwelt und Schutz für die Natur erzählt. Hier wird Naturschutz inszeniert. Das Zusammenspiel vieler Akteure zeigte sich am vergangenen Freitag bei der Einweihung des Bisletenbächlein.
Vreni Weber
«Das Naturschutzprojekt ist wie ein Sechser im Lotto für die Natur und uns alle», freute sich Gemeindeammann Thomas Szabo. Neu verbindet der bisher landwirtschaftlich genutzte Landstreifen wie ein Korridor den Ortsteil Büren mit dem Bürerberg. Durch die Ausdohlung und Renaturierung des Bisletenbächli in der Kernenmatte wurde auf einer Länge von 200 Metern ein neuer Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt geschaffen. Auf einer Gesamtfläche von 6200 Quadratmetern entstanden drei grosse Weiher, sowie vier kleine Tümpel, Trockenmauern, Hecken, Kleinstrukturen und ein Obstgarten mit einer extensiv bewirtschafteten Wiese.
Alles begann mit einer weitsichtigen Idee
Die Idee zur Bachrenaturierung brachte Beat Erdin von der Erbengemeinschaft Josef Erdin ein. Als Eigentümerin der Parzelle hatte die Erbengemeinschaft in den 1960er-Jahren erlebt, wie das Bisletenbächlein im Zuge der Güterregulierung eingedohlt wurde. Um ihrer Vision Schub zu geben, den bisher landwirtschaftlich genutzten Landstreifen in einen vielfältigen Lebensraum zu verwandeln, unterstützte sie das Projekt mit einem Betrag von 20 000 Franken. Schon bald wurden erste Projektskizzen von Jürg Erdin vom Naturschutzverein Gansingen mit Vertretern der Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons erörtert und die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung vom 18. Juni 2021 über die Bachöffnung informiert. Im Mai 2022 stimmte die Bevölkerung einem Kreditbegehren zu. Das Bauprojekt, ausgearbeitet vom Ingenieurbüro Koch + Partner, Laufenburg, wurde nebst dem Naturschutzverein auch von der Raiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal mit 25 000 Franken unterstützt. BirdLife Aargau prämierte das Vorhaben gar im Rahmen eines Wettbewerbes (Rang 1) mit 1500 Franken und Bund und Kanton subventionierten die ökologische Aufwertung.
Der Baubeginn durch die Firma Waldburger GmbH Hottwil erfolgte Anfang August 2024. Ab da waren auch Grosseinsätze der Mitglieder des Naturschutzvereins Gansingen angesagt. Mit vereinten Kräften wurde in Gansingen ein wegweisendes Projekt umgesetzt und damit Flora und Fauna aufgewertet. Am Freitagmorgen setzten die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse mit ihrer Heckenund Obstgartenpf lanzung vorerst einen Schlusspunkt unter das Projekt. Doch sie werden sich bereits im kommenden Frühling und vielen folgenden Jahren an dem gelungenen Grossprojekt erfreuen können.
Beat Erdin, von der Erbengemeinschaft Josef Erdin, verfasste zum Projektabschluss folgendes Gedicht, das Gross und Klein zum Schmunzeln brachte:
Es war einmal eine Hecke, die Regulierung brachte sie zur Strecke.
Das Bächlein drin, jetzt seid ganz Ohr, zwängte man dann in ein Rohr.
Und die Bäume mit den Kernen, musste man dann auch entfernen. Der Grund dafür soll gewesen sein, man trank Most nicht so gern wie Wein.
Und seither stand die Matte stumm, ganz ohne Kernen jetzt herum. Da kam ein Mann auf die Idee, das Bächlein wieder vüre z’neh. Und siehe da, er find Gehör bei Vielen, dass das was Gutes wär. Das Bächlein «bislet» wieder und es tanzt und Bäum mit Kernen werden pflanzt:
So macht die Sache wieder Sinn, mit Weihern, Sträuchern, ein Idyll. Flora, Fauna, man sieht sich satt, jetzt ist es wieder d’Chärnematt.