Ein sanft renoviertes Baudenkmal
09.09.2025 WölflinswilUmgebaute Pfrundscheune in Wölflinswil feierlich eingeweiht
Die älteste noch erhaltene Pfrund- oder Zehntenscheune im Bezirk Laufenburg erstrahlt in neuem Glanz. Auf dem Kirchenhügel in Wölflinswil wurde am Sonntag der Abschluss der Umbauarbeiten am ...
Umgebaute Pfrundscheune in Wölflinswil feierlich eingeweiht
Die älteste noch erhaltene Pfrund- oder Zehntenscheune im Bezirk Laufenburg erstrahlt in neuem Glanz. Auf dem Kirchenhügel in Wölflinswil wurde am Sonntag der Abschluss der Umbauarbeiten am denkmalgeschützten Gebäude gefeiert.
Simone Rufli
Am 7. Oktober 2024 fuhr der Bagger auf, am Sonntag, 7. September 2025, auf den Tag genau elf Monate nach dem Baustart, wurden die Renovationsarbeiten an der Pfarrschür nun mit einem feierlichen Gottesdienst, umrahmt vom Kirchenchor und einem offiziellen Festakt, begleitet von der Musikgesellschaft Wölflinswil-Oberhof, abgeschlossen.
«Die Beschäftigung mit diesem Haus war auch für mich spannend und etwas Einmaliges», betonte Architekt Marc Böller. Ende der 1970er-Jahre habe es schon einmal einen Anlauf gegeben, die Pfrundscheune zu renovieren. Das Projekt fand damals keinen Anklang. «Vielleicht waren die Pläne nicht so schön gezeichnet», holte der Junior augenzwinkernd zu einem Seitenhieb an die Adresse seines Vaters Franz Böller – auch er Architekt – aus. Marc Böller dankte der kantonalen Denkmalpflege für die gute Zusammenarbeit, den Handwerkern aus Wölf linswil und den umliegenden Gemeinden für ihren Einsatz und erklärte – mit einem gegen 400 Jahre alten Feierabendziegel in der Hand, dem Zeichen des vollendeten Tagwerks – seine Arbeit am Gebäude für beendet.
«Die wildeste Party gefeiert»
An diesem Gebäude, dessen erste gesicherte Erwähnung im Archiv der Denkmalpf lege auf das Jahr 1650 zurückgeht. Allerdings sei damals von einem Umbau die Rede, nicht von einem Neubau, so Gemeindeleiter Christoph Küng. Errichtet worden sei das Gebäude vermutlich im 11. Jahrhundert, als das Fricktal christianisiert wurde. «1850 kam zum Haus ein Stall dazu, jetzt 2025 eine Küche», reduzierte Küng den Katalog der Veränderungen auf das Wesentliche. Bevor sich der Gemeindeleiter mit einem schlichten Tau-Kreuz (ein Symbol des heiligen Franziskus von Assisi) aus dem Archiv der Kirchgemeinde auf den Weg machte, die vier Ecken des Hauses zu segnen – «eine kleine Wallfahrt», wie er scherzhaft meinte – kam er auf seine ganz persönliche Beziehung zur Scheune zu sprechen: «Als Oberstufenschüler in Frick haben wir hier die wildeste Party gefeiert. Auch dieses Ereignis hat das Haus überstanden.»
Dank für finanzielle Unterstützung
Die Kirchgemeinde Wölf linswil-Oberhof hatte im März 2024 an der Urne dem Baukredit in der Höhe von 1,26 Millionen Franken zugestimmt. Die Urnenabstimmung war nötig geworden, nachdem gegen den Beschluss der Kirchgemeindeversammlung vom 29. November 2023 das Referendum ergriffen worden war. Die Denkmalpflege Aargau hat die Umbauarbeiten mit 110 000 Franken unterstützt, jene des Bundes mit 30 000 Franken. Die Ernst Göhner Stiftung spendete 40 000 Franken, die Stifttung Pro Fricktal 5000 Franken und die Stiftung Lebensraum Aargau 20 000 Franken. Unterstützung kam auch von zahlreichen anonymen Spendern.
«Eine Bereicherung»
Dass sich nun auch ehemalige Kritiker lobend über die Umbauarbeiten äusserten, gar von einer «Bereicherung für Wölf linsw il und Oberhof» die Rede sei, freue ihn sehr, meinte Anton Kretz, Präsident der Kirchenpf lege Wölf linswil-Oberhof. Das Haus lasse eine vielfältige Nutzung zu. Von Generalversammlungen von Vereinen über Sitzungen von Behörden bis zu Hochzeits-Apéros. «Wir haben schon Reservationsanfragen für 2026 bekommen.»