Ein Lob kam sogar aus Amerika
05.12.2025 PersönlichSandra Wernli backt fürs Fricktal ganz besondere Springerli
Man mag sie oder eben nicht, nur «es bitzeli» gibt es bei Anisbrötli nun mal nicht. Für Sandra Wernli ist die Entscheidung klar, sie steht auf der Seite der Anisbrötli-Geniesser. Weil sie aber so oft ...
Sandra Wernli backt fürs Fricktal ganz besondere Springerli
Man mag sie oder eben nicht, nur «es bitzeli» gibt es bei Anisbrötli nun mal nicht. Für Sandra Wernli ist die Entscheidung klar, sie steht auf der Seite der Anisbrötli-Geniesser. Weil sie aber so oft enttäuschte Gesichter am Marktstand sehen musste, hat die Hobbybäckerin eine vielfarbige Alternative geschaffen, die es so bisher noch nicht gab.
Petra Schumacher
Im November und Dezember begleitet Sandra Wernli, Jahrgang 1972, fast immer der Backduft. 50 Kilogramm Mehl, 50 Kilogramm Puderzucker und 200 Eier gehen bei ihr über den Backtisch. Die begeisterte ehemalige Springreiterin, die 1998 nach Mumpf zügelte, hat vor acht Jahren zum Backen gefunden und ist seit 2018 am Martini- und Weihnachtsmarkt in Frick mit ihrem Stand vertreten. Nussecken, Spitzbuben, Linzertörtchen und Amaretti umrahmen die «Hauptdarsteller», die Anisbrötli, die es in verschiedenen Grössen und Formen gibt. Daneben liegen gelbe, hellgrüne, braune und orange Springerli, die wie Anisbrötli daherkommen, aber keine sind. Sandra Wernli hat lange getüftelt, bis ihr diese speziellen Springerli gelungen sind.
Die Hobbybäckerin
Sandra Wernli ist in Sisseln aufgewachsen. Nach der Primarschulzeit wechselte sie für die Oberstufe nach Laufenburg und spielte dort zehn Jahre Volleyball. Parallel verbrachte sie viel Zeit im Reitstall. «Zusammen mit meinem Vater hatten wir immer zwei oder drei eigene Pferde», erzählt Sandra Wernli, die in dieser Zeit oft an regionalen Springturnieren teilgenommen hat. «Als wir vor acht Jahren unsere letzten zwei Pferde kurz hintereinander auf die Pensionsweide gebracht haben, wusste ich, dass das Reiten für mich jetzt vorbei war.» Nebenher war die ausgebildete Chemielaborantin, die in Sisseln im Labor arbeitet, schon immer gern kreativ. Häkeln, Basteln und Backen wechseln sich dabei ab. Zum Backen von Anisbrötli kam sie über ein Geburtstagsgeschenk. «Anisbrötli sind meine absoluten Lieblingsguetzlis, das weiss bei uns in der Familie jeder», erzählt Sandra Wernli. «Von der Schwägerin bekam ich deswegen immer zum Geburtstag – mitten im August – feine Anisbrötli.» Irgendwann entstand die Idee, sie selber zu backen. Von ihrer Mutter hat sie das erste Model geschenkt bekommen, eines mit einem Pferdemotiv. Inzwischen liegen in der Kiste wohl über 100 solche Prägeformen. Auf die Frage, mit welchen Model sie oft arbeitet, antwortet die Hobbybäckerin: «Mit dem Edelweiss-Model backe ich gern. Speziell finde ich das Model mit dem Mumpfer Wappen, dass der Mumpfer Bootsclub extra mal für eine 1. August-Feier angeschafft hat. Da gab es dann auch mitten im Sommer Anisbrötli», ergänzt sie lachend.
Für die feinen Anisbrötli brauchte es einige Anläufe und Versuche. Zu hart, zu weich, schräg – doch inzwischen hat Sandra Wernli den Dreh raus: «Jeder schwört beim Backen auf seine eigene Vorgehensweise. Für mich müssen die Zutaten ganz genau stimmen. Ich wiege sogar die Eier ab.» An den Märkten werde oft gefachsimpelt verrät die Hobbybäckerin: «Eigentlich bekomme ich jedes Mal Fragen zum Backen gestellt. Eine Marktbesucherin wollte sogar, dass ich mit ihr zusammenbacke, weil ihr die Anisgutzlis einfach nicht gelingen wollten.»
Wie Anisbrötli, aber ganz anders
Die erst interessierten, dann aber enttäuschten Gesichter am Marktstand haben die Hobbybäckerin dazu gebracht, ganz neue Wege in der Backkunst zu gehen. «Anisbrötli mag man oder eben nicht und dazwischen gibt es nichts», erklärt Sandra Wernli. «Und viele Leute haben nun mal Anis nicht gern, haben aber Freude an den verschieden Formen der Model. Das brachte mich auf den Gedanken, die Rezeptur abzuändern.» Es wurde getüftelt, probiert und von der ganzen Familie getestet. Zitrone, Lebkuchen, Schoggi, Matcha mit Tonkabohne und Kokos haben den Test bestanden und gehören inzwischen zum festen Bestand. Die leuchtenden Farben ziehen die Aufmerksamkeit an. «Ich verwende ausschliesslich natürliche Gewürze und Farben», betont Sandra Wernli und ergänzt: «Mehl und Eier kommen aus der Region, das ist für mich wichtig.»
Ideen für weitere Geschmacksrichtungen gibt es, aber das Verhältnis von den trockenen und feuchten Zutaten müsse eben stimmen, damit die Springerli gelingen, weiss die Hobbybäckerin. «Und die Leute müssen es mögen. Beim Lavendel hatte ich eine ältere Dame, die die Guetzlis als Bettmümpfeli sehr geschätzt hat, bei allen anderen kam der Lavendel nicht so gut an», erklärt Sandra Wernli schmunzelnd.
An den Märkten erkenne sie viele Gesichter wieder. «An einem Martinimarkt hatte ich den Stand an einer anderen Stelle, da kamen einige Leute vorbei, die erzählten, dass sie mich gesucht haben. Das freut mich natürlich», berichtet Sandra Wernli. Ein ganz überraschendes Lob für ihre Backwaren kam per E-Mail aus Amerika, wohin ihre Gutzlis wohl in einem Weihnachtspäckli gereist waren. Bei diesen positiven Rückmeldungen stellt sich die Frage, ob es bei der Hobbybäckerei bleibt. Unbedingt, findet Sandra Wernli. Neben den beiden Märkten in der Vorweihnachtszeit in Frick ist sie im Frühjahr noch am Schlösslimarkt in Oeschgen anzutreffen. Vor den Märkten brauche es immer einige Ferientage und zudem den Einsatz der ganzen Familie für die Markttage. Das reiche ihr völlig.
Bisher gibt es die farbigen Springerli nur bei Sandra Wernli. Aber ob Anisbrötli oder Schoggi-Springerli – am Ende zählt für die Hobbybäckerin, dass jedes Guetzli ein kleines Lächeln zaubert.

