«Ein Linker muss rechts spielen können»
07.09.2023 Frick, FussballFür einmal hatten sie von links bis rechts das gleiche Ziel; geholfen hat es ihnen nicht. Zwei Treffer, erzielt durch einen Verwaltungsangestellten, reichten dem FC Grossrat am Dienstagabend nicht, um den FC Landrat Basel-Landschaft auf dem Ebnet in Frick zu bezwingen.
Simone Rufli
Trainer Luigi Ponte wusste am Ende genau, warum sein Team an diesem Dienstag verloren hatte. «Die Stimmung war zu locker. Ihnen fehlte an diesem Dienstag die Auseinandersetzung einer Grossratssitzung.» Ponte lacht. Etwas ernsthafter dann, der Schiedsrichter habe alles getan, um nicht in den Verdacht zu geraten, die Heimmannschaft zu bevorteilen. Luigi Ponte kann sich immer noch ereifern. Selber Schiedsrichter seit 1976, jahrelang Fifa-Linienrichter, seit 2019 Präsident des Aargauischen Fussballverbands (AFV) und – unberechenbarer als alles, was er zuvor gemacht hat – Trainer des FC Grossrat. «Man weiss halt bis zum Anpfiff nicht, wer tatsächlich spielt», sagt er und streicht einen weiteren Namen auf der Aufstellung. Politiker haben eine andere Agenda als Profi-Fussballer. Andere Vorlieben auch. Hanspeter Hubmann, SP Zurzach: «Ich habe da heute Nachmittag in Frick einen sensationellen Beck gefunden. Diese Zwetschgen-Schiff li…» Ponte lässt Hubmann fürs Erste auf der Bank.
Baselbieter mit Regierungsrat
«Ein Linker muss rechts spielen können, ein Rechter in der Mitte», gibt der Trainer den Tarif durch und tritt den Baselbietern, die mit dem eben erst gewählten Regierungsrat Thomi Jourdan antreten, entschlossen entgegen: Viererkette im Mittelfeld, drei Mann im Sturm. Alex Hürzeler, der Aargauer Regierungsrat, Sportdirektor und ehemaliger Spieler beim FC Frick, lässt sich für die Partie entschuldigen, er trifft später am Abend ein. Auf dem Feld wird derweil mit vollem Einsatz gespielt. Emanuel Suter, SVP, an der Seite von Mitte-Politiker Andre Rotzetter, Geschäftsführer im Verein für Altersbetreuung Oberes Fricktal (VAOF). Zusammen sind sie brandgefährlich vor dem gegnerischen Tor. Trotzdem: Die beiden Aargauer Tore schiesst Michel Hassler, Leiter Kommunikation beim Departement Gesundheit und Soziales.
Die Baselbieter spielen gut. Wissen konnte man das nicht, sagt Luigi Ponte. Minuten vor dem Anstoss, ausgeführt von Fricks Gemeinderat Gunthard Niederbäumer, hatte er zur Mannschaft gesagt: «Ich habe keine Ahnung wie die Baselbieter spielen, aber das spielt auch keine Rolle. Wir spielen unser Spiel.» Ponte nach 35 Minuten in der Halbzeitpause: «Legt einen Zacken zu! Wir verlieren zu viele einfache Bälle!» Ponte nach Spielschluss: «Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen.»
Polit-Prominenz
Die SVP ist an diesem Abend mit sechs Mann im Grossrats-Team in der Mehrheit, gehört am Ende aber zusammen mit der Mitte und der SP, die je zwei Spieler stellen, und dem einen Grünen, Captain Jonas Fricker, zu den Verlierern. Endstand nach zweimal 35 Minuten 2:3 (Pausenstand 0:1). Oliver Wagner, Fricktaler Programmleiter bei Radio Argovia, macht den Stadionspeaker, auf den Rängen auffallend viel Polit-Prominenz: Elisabeth Burgener Brogli und Verena Buol Lüscher aus Gipf-Oberfrick, die Fricker Susanne Gmünder Bamert, Gunthard Niederbäumer, Christian Fricker, ganz kurz auch Eugen Voronkov.
Gastgeber Hans Reimann, Präsident des FC Frick, lädt nach dem Spiel Sieger und weniger siegreiche Politiker zum Nachtessen ins Clubhaus ein.