Ehemaliges Trafohäuschen einer Fabrik
Früher sorgte das kleine Häuschen an der Allmendgasse in Kaiseraugst für die Stromversorgung der ehemaligen Cellulosefabrik, heute dient es dem Naturund Vogelschutzverein als Lagerraum.
Valentin Zumsteg
Es ist ...
Ehemaliges Trafohäuschen einer Fabrik
Früher sorgte das kleine Häuschen an der Allmendgasse in Kaiseraugst für die Stromversorgung der ehemaligen Cellulosefabrik, heute dient es dem Naturund Vogelschutzverein als Lagerraum.
Valentin Zumsteg
Es ist ein Hingucker: Seit über 100 Jahren steht das kleine Sichtbacksteingebäude an der Allmendgasse 26 in Kaiseraugst. Im Dorf kennt fast jeder die Liegenschaft. Doch zu was sie einstmals diente und wie sie heute genutzt wird, das wissen nicht alle.
Eine zweckmässige Schönheit
Ein Blick ins «Bauinventar Aargau» gibt Auskunft über die Geschichte: Die ehemalige Cellulosefabrik Kaiseraugst hat das Gebäude 1912 als Trafohäuschen erbaut. Die Fabrik bestand von 1888 bis 1930; in ihrer Blütezeit beschäftigte sie 140 Personen im Dreischichtbetrieb und war damit die grösste Arbeitgeberin im Dorf. Das Unternehmen ist aber längst verschwunden. Erhalten blieb lediglich das ausserhalb des einstigen Cellulose-Areals gelegene Trafohäuschen beim ehemaligen Bahnübergang.
Unter dem kleinen Dach ist heute noch zu sehen, wo die Stromleitungen ins Häuschen kamen. Zum Baustil heisst es: «Über quadratischem Grundriss errichtetes Transformatorenhäuschen mit schwach geneigtem Pyramidenstumpf und Fachwerklaterne.» Es wird deutlich: Früher haben sich die Bauherren auch bei reinen Zweckbauten noch Mühe gegeben. Heutige Trafostationen können da aus ästhetischer Sicht nicht mithalten.
«So etwas sieht man fast nirgends mehr»
Seit vielen Jahrzehnten gehört die Liegenschaft der Gemeinde, welche sie seit ungefähr den 1990er-Jahren an den Natur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst vermietet. Der Verein hat einen neuen Boden und eine Decke eingezogen und die technischen Anlagen der Transformatorenstation entsorgt. Auch die Wände wurden mit Holz verkleidet. «Anfangs nutzten wir den Raum als Sitzungszimmer. Wir haben eine Eckbank eingebaut und eine Werkbank», erzählt Urs Wullschleger. Der 80-Jährige ist der «Storchenvater» von Kaiseraugst und war lange Vorstandsmitglied des Naturund Vogelschutzvereins. Er verfügt über einen Schlüssel für das Häuschen. Heute nutzt der Verein das historische Gebäude vor allem als Lagerraum für verschiedene Gerätschaften. Hier sind zum Beispiel Vogelhäuschen, Leitern, Harassen und Obstfässer eingestellt. Der Natur- und Vogelschutzverein pflegt im Gebiet Lienerthalde rund 100 Obstbäume, die für Flora und Fauna besonders wertvoll sind. Der Most, der aus den gepflückten Äpfeln entsteht, wird an der Kaiseraugster Chilbi verkauft.
«Für den Verein ist das Trafohäuschen sehr wichtig. Wir sind froh, dass wir es nutzen können», sagt Wullschleger. Das Gebäude hat aus seiner Sicht aber auch für das Dorf eine Bedeutung: «Das ist ein Wahrzeichen von Kaiseraugst. So ein Backsteinhäuschen sieht man heute fast nirgends mehr.» Derzeit ist allerdings der Zugang erschwert, denn im Zusammenhang mit Bauarbeiten im Dorf führt aktuell eine Notstrasse direkt vor der ehemaligen Trafostation durch. Doch diese Strasse soll irgendwann wieder verschwinden – im Gegensatz zum geschichtsträchtigen Sichtbacksteingebäude.