«Ein Jäger macht viel mehr als zu jagen»
28.06.2023 Persönlich, ZeihenSimon Meier hat Anfangs Juni die kantonale Jagdprüfung bestanden
Büchsenlicht nennen Jäger die Morgen- oder Abenddämmerung, wenn sie vom Hochsitz aus die Tiere noch ohne künstliches Licht sehen. Die Jagd in der Schweiz ist streng reglementiert, die ...
Simon Meier hat Anfangs Juni die kantonale Jagdprüfung bestanden
Büchsenlicht nennen Jäger die Morgen- oder Abenddämmerung, wenn sie vom Hochsitz aus die Tiere noch ohne künstliches Licht sehen. Die Jagd in der Schweiz ist streng reglementiert, die Abschusszahlen sind genau vorgegeben. Wer Jäger wird, hat eine anspruchsvolle und fundierte Ausbildung hinter sich.
Karin Pfister
Rund 30 000 Jägerinnen und Jäger gibt es in der Schweiz; einer von ihnen ist seit Anfang Sommer Simon Meier aus Zeihen. Die Jagd sei eine stille Tätigkeit, die eine hohe Konzentration erfordere und mit viel Verantwortung einhergehe, sagt Simon Meier. Was ihm daran gefalle sei das Draussensein in der Natur, wo er vom Alltag abschalten könne und das Beobachten der Tiere, auch in der Nacht mit der Wärmebildkamera.
Im Einsatz für die SBB
Simon Meier ist 35 Jahre alt und im Eichwald in Zeihen aufgewachsen; inzwischen wohnt er zusammen mit seiner Frau Tamara und den Kindern Finn und Jana mitten im Dorf. Er arbeitet als Polier und seine Firma ist momentan für die SBB im Einsatz, weshalb er noch bis Ende Jahr Nachtschicht leistet. Er ist seit vielen Jahren Mitglied im Turnverein Zeihen und im OK des Waldfestes.
Die Jagdprüfung hat Simon Meier erst im zweiten Anlauf vollständig bestanden, da diese anspruchsvoll sei, viel Selbststudium beinhalte und er als berufstätiger Familienvater nicht immer Zeit zum Lernen gefunden habe. Geprüft wurden Fächer wie Wildkunde, Lebensraumkunde oder Schiessund Waffenkunde. Der praktische Teil beinhalte vor allem sicherheitsrelevante Aspekte.
Am Anfang war die Neugierde
Angefangen hat Simon Meier 2006 als Treiber, einfach aus Neugierde. Während der Ausbildung durfte er sich Jagdlehrling nennen. «Viele denken, ein Jäger gehe einfach in den Wald und schiesse, aber es gehört sehr viel mehr dazu», sagt er. Die Aufgaben eines Jägers beinhalten unter anderem die Bestandeskontrolle des Wildes, junge Kitze aus Mähwiesen retten, Schutz und Pflege von Lebensräumen, Unterhalt von Hochsitzen und Wildwarngeräten entlang der Strassen sowie das Ausrücken bei Wildtierunfällen.
Jagdkritikerinnen und Jagdkritikern bietet Simon Meier immer an, einmal an einer Bewegungsjagd teilzunehmen. «Wenn diese vor Ort sehen, wie wir weidwerken, haben sie meistens mehr Verständnis für unsere Tätigkeit und erkennen den Sinn und den Nutzen dahinter.» Er persönlich sei der Überzeugung, dass eine kontrollierte Wildregulierung die Wälder vor übermässigem Wildverbiss und grossen Fegschäden schützt, wovon schlussendlich die ganze Gesellschaft profitiere. Ausserdem sichere ein angepasster Wildtierbestand vielen Tieren das Überleben in der Winterzeit und bewahre sie vor dem Hungertod. «Die Diskussionen um die Jagd bleiben wohl kontrovers», ergänzt Simon Meier. Für ihn sei es eine sinnvolle Aufgabe; für Kritiker ist die Jagd mit dem Tierschutz nicht kompatibel. «Das Gleichgew icht zw ischen Mensch und Tier sorgfältig zu erhalten, ist eine stetige Herausforderung.»
Die Abschusszahlen sind vom Kanton vorgegeben. Obwohl die Jäger im kantonalen Auftrag unterwegs sind, müssen sie alle Kosten selber tragen. «Die Ausbildung und die Ausrüstung haben mich rund 10 000 Franken gekostet», hat Simon Meier ausgerechnet. Verdienen tut er nichts; im Gegenteil: «Falls ich ein Tier, das ich erlegt habe, behalten möchte, muss ich es dem Jagdverein abkaufen.»
Kollegialität
Jäger sind häufig alleine unterwegs; darum sei es schon schön, wenn man hin und wieder zu zweit auf die Pirsch gehe. «Die Kollegialität unter den Jägerinnen und Jägern gefällt mir.» Simon Meier ist im Jagdrevier Zeihen tätig; dieses sei rund 556 Hektaren gross, wovon 435 Hektaren bejagt werden dürfen. Regelmässig werden Jäger von anderen auswärtigen Jägern einge-laden, um in deren Revier zu jagen. «Es ist immer spannend, andere Reviere kennenzulernen.»