Ein Bubentraum wird wahr
08.03.2024 SteinBaumhaus-Projekt in Stein
Das sieht man nicht alle Tage. Kein Wunder, zieht das Baumhaus an der Schönaustrasse in Stein viele Blicke auf sich. Wer steckt dahinter?
Fabrice Müller
Am Anfang hingen sie in den Seilen, genauer gesagt in Klettergurten, die sie ...
Baumhaus-Projekt in Stein
Das sieht man nicht alle Tage. Kein Wunder, zieht das Baumhaus an der Schönaustrasse in Stein viele Blicke auf sich. Wer steckt dahinter?
Fabrice Müller
Am Anfang hingen sie in den Seilen, genauer gesagt in Klettergurten, die sie davor schützten, bei ihren teilweise doch recht waghalsigen Manövern abzustürzen. Das hätte sonst ins Auge gehen können, schliesslich misst die Distanz zwischen Baum und Strasse doch gut und gerne sechs bis acht Meter. Doch Bjarne Brenner und Fridolin Kessler waren sich des Risikos bewusst, als sie mit dem Bau ihres Baumhauses auf der grossen Eiche an der Schönaustrasse in Stein begannen. Diese Phase des Baus bezeichnen die beiden Jugendlichen im Alter von 17 Jahren als besonders anspruchsvoll, galt es doch, die erste Plattform und somit sozusagen das «Fundament» des Baumhauses zu erstellen. «Wir legten die schweren Balken für die Plattform auf Astgabeln und befestigten die Hölzer mit Gewindestangen. Um den Baum nicht zu verletzen, legten wir Gummimatten in die Astgabeln», erzählt Bjarne. Einige Wochen arbeiteten sie an der Grundplatte für ihr Baumhaus, dessen Bau vor etwa eineinhalb Jahren begonnen hat.
Schon vor ihrem aktuellen Projekt an der Schönaustrasse haben sich die beiden als Baumhausbauer in Stein profiliert. Damals jedoch anfänglich noch ohne offizielle Bewilligung. Das erste Bauwerk entstand oberhalb des Kraftwerks direkt am Rheinufer. Neben einem Baum am Ufer dienten Holzstützen, die die Jungs im Flussgrund verankerten, als Befestigung. Weil das Haus immer grössere Dimensionen annahm und ohne behördliche Genehmigung gebaut wurde, musste das Baumhaus nach einigen Monaten auf Geheiss der Behörden wieder abgerissen werden. Bjarne und Fridolin liessen sich deswegen jedoch nicht entmutigen, schliesslich waren sie vom Baumhaus-Virus längst befallen. Als sich ihnen die Möglichkeit bot, die Eiche an der Schönaustrasse für ihr zweites Baumhausprojekt zu nutzen, waren sie nicht mehr zu bremsen. Dieses Mal ging es allerdings nicht ohne offizielle Genehmigung bzw. Baubewilligung. Im Vorfeld führten die Jugendlichen Gespräche mit der Bauverwaltung, zeichneten Pläne und reichten das Baugesuch offiziell ein. Nach einer längeren Zeit des Wartens und Hoffens gab der Gemeinderat für das nicht alltägliche Projekt schliesslich grünes Licht. Vermutlich war dies der erste Fall in der Geschichte des Dorfes, bei dem sich der Gemeinderat mit einem Baumhaus befassen musste.
«Learning by doing»
Wie man ein Baumhaus baut, wussten Bjarne und Fridolin ja bereits. Zumindest konnten sie auf ihre Erfahrungen mit ihrem ersten Projekt am Rheinufer zurückgreifen. «Vieles, das wir anpackten, basierte auf », verrät Fridolin. Zudem hätten sie sich auf Youtube von gewissen Baumhaus-Videos inspirieren lassen. Fachliche Beratung erhielten sie ferner vom Vater von Bjarne, einem ausgebildeten Schreiner. Bereits vor ihren Baumhausprojekten haben Fridolin und Bjarne gerne gebastelt, allerdings nicht in solch grossen Dimensionen wie bei einem Baumhaus.
Was reizt die beiden am Baumhaus-Bau? «Wir arbeiten gerne mit Holz und lieben es, draussen an der frischen Luft zu wirken», schwärmt Bjarne. Für Fridolin stellt das Baumhausprojekt auch eine gewisse Ablenkung vom Alltag, von der Schule dar. Und: «Nicht jeder baut ein Baumhaus. Daher ist es schon etwas Besonderes, so ein Haus zu bauen und die Freizeit sinnvoll zu verbringen. Ausserdem geniesse ich die Freiheit, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen.» Weil sich ihr Baumhaus an einer gut frequentierten Lage mit vielen Fussgängern befindet, sorgt es bei vielen Passanten für Aufmerksamkeit. «Wenn wir am Bauen sind, werden wir häufig beobachtet und sogar angesprochen», berichtet Bjarne. «Bis jetzt haben wir nur positive Reaktionen erhalten. Die Leute finden es toll, dass Jugendliche ihre Freizeit auf diese Weise verbringen», ergänzt Fridolin.
Abschluss im Herbst
Mittlerweile hat das Baumhaus konkrete Formen angenommen. Das erste Stockwerk ist beinahe abgeschlossen. Noch fehlen allerdings die Fenster und ein Balkon. Bereits arbeiten die Jungs am zweiten Stockwerk. Für beide Etagen setzen sie auf eine Ständerkonstruktion, die sie mit Holztäfern beplanken. Später sollen die Wände innen gedämmt werden. Noch offen ist, wie die Übergänge zwischen Wände, Decken und den Ästen wasserdicht geschlossen werden soll. «Wir haben die Idee, diese Übergänge mit alten Fahrradschläuchen zu schliessen. Ob es tatsächlich funktioniert, wissen wir allerdings noch nicht», sagt Fridolin. Für einen guten Zugang ins Baumhaus planen die Jungs ferner den Bau einer Treppe aus Holz. In einem weiteren Ausbauschritt möchten sie das Baumhaus über Solarpanels mit Strom versorgen und im Innern vielleicht mit einer Audio-Anlage bestücken. Noch ist das Projekt jedoch nicht abgeschlossen. Es gibt einiges zu tun. Deshalb trifft man die Jungs schon bald wieder jeweils an den Freitagabenden und am Wochenende auf ihrem Baumhaus an. Sie rechnen damit, dass ihr Projekt bis Herbst zum Abschluss kommen wird.