Ein Blick in die Unterwelt
01.11.2025 FokusDie Laufenburger Stollenbesichtigung wird zur Zeitreise
Etwa 20 Stufen hinunter und man befindet sich in einer anderen Zeit. Bei einer fachkundigen Führung erleben die Besucher eine geologische Zeitreise, erfahren viel über die Entstehung Laufenburgs und werden von einer ...
Die Laufenburger Stollenbesichtigung wird zur Zeitreise
Etwa 20 Stufen hinunter und man befindet sich in einer anderen Zeit. Bei einer fachkundigen Führung erleben die Besucher eine geologische Zeitreise, erfahren viel über die Entstehung Laufenburgs und werden von einer Vielfalt an Farben und Formen unterschiedlicher Gesteinsschichten überrascht.
Petra Schumacher
«Ohne Gneis kein Laufen, ohne Laufen kein Laufenburg», ist in der Jahresschrift 2011 der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) nachzulesen. Die Feststellung von A. Heiz bringt die Jahrmillionen alte geologische Geschichte Laufenburgs auf den Punkt. Der heutige Rheinlauf, der erst nach der letzten Eiszeit entstanden ist, hat sich dabei in die kristallinen Gesteine gefressen und eine bis 30 m tiefen Schlucht geschaffen. Da das Gestein sehr hart war, bildeten sich in diesem Einschnitt Stromschnellen, der Laufen, welcher der Stadt ihren Namen gab. Das Gestein, der Gneis, gehört zu den ältesten Erdformationen.
Spannender Tunnelblick
1980 wurde unter Laufenburgs nördlicher Altstadt ein Kanalisationsstollen von 2,27 Metern Durchmesser gefräst. Schnell wurde der Tunnel ein begehrtes Ziel von Geologie Professoren und deren Studenten, da hier die geologischen Verhältnisse im Schwarzwaldkristallin ausgezeichnet zu beobachten waren. Vor zwölf Jahren entschloss sich Laufenburg Tourismus, die Stollenbesichtigung ins Stadtführungsprogramm aufzunehmen. Aktuell führen mit Res Fraenkl und Hans Joachim Müller zwei fachlich versierte Personen alle Interessierten durch die Unterwelt. «Am Anfang war die Geologie», beginnt der pensionierte Geologe Res Fraenkl augenzwinkernd seine Einführung und nimmt die Besuchenden mit auf einen erdgeschichtlichen Exkurs. Was in den theoretischen Ausführungen interessant klingt, überwältigt alle, wenn sie die etwa 20 Stufen hinunter in den Stollen steigen. Auf 200 Metern Länge eröffnet sich eine Gesteinswelt, die von den Formen, Farben und unterschiedlichen Strukturen her kaum beeindruckender sein könnte. Diese Vielfalt regt die Fantasie an. So hat die Allschwiler Künstlerin Pia Poltera bei einer Tunnelführung in den Gesteinsschichten Figuren und Formen erkannt, etwa 150 Fotoaufnahmen gemacht, diese am Computer nachbearbeitet und in einer Ausstellung präsentiert. Ihre Entdeckungen sind im Stollen gekennzeichnet und laden zur Betrachtung ein. «Je nach Blickwinkel und Sehhöhe entdecken unsere Besuchenden aber auch selbst etwas. Gerade Kinder sind von der unterirdischen Welt fasziniert und haben eine enorme Fantasie», weiss Res Fraenkl.
Laufenburger Stadtführungen
Als Laufenburg 1985 den Wakkerpreis gewann entstand die Idee, Besuchern und Touristen durch Stadtführungen das Städtli bekannter zu machen. Erwin Rehmann, Künstler und Ehrenbürger, schrieb ein Zweihundertseitiges Grundlagendokument, mit dem noch heute neue Tourguides in ihr Amt eingeführt werden. „Heute arbeiten rund 20 Guides für uns. Acht verschiedene Touren bieten wir an und verzeichnen rund 100 Stadtführungen pro Jahr mit knapp 1500 Besuchern.“ erklärt Franziska Winter, Leiterin vom Laufenburger Tourismusbüro. «Zum hela-Jubiläum haben wir kostenfreie Stadtführungen offeriert.
Die Stollenbesichtigung war an diesem Wochenende sehr begehrt. Wir mussten einige Interessierte wegweisen.» Die Saison der öffentlichen Stadtführungen ist von März bis November. Für eine Stollenbesichtigung reicht es zeitlich in diesem Jahr nicht mehr. Geplant werden sollte der Blick in Laufenburgs Unterwelt aber unbedingt.
Unter dem Titel «Verborgenes» blickt die NFZ in einer losen Folge hinter verschlossene Türen und in versteckte Winkel. (nfz)





