«Du wirst automatisch misstrauisch»
09.08.2024 BrennpunktDie Hofläden sind beliebt, so auch jener von Lukas und Manuela Emmenegger in Laufenburg. Der Grossteil der Kunden ist ehrlich, doch es gibt zahlreiche Diebstähle.
Bernadette Zaniolo
Vor zweieinhalb Jahren haben Lukas und Manuela Emmenegger ihre alte Heimat im ...
Die Hofläden sind beliebt, so auch jener von Lukas und Manuela Emmenegger in Laufenburg. Der Grossteil der Kunden ist ehrlich, doch es gibt zahlreiche Diebstähle.
Bernadette Zaniolo
Vor zweieinhalb Jahren haben Lukas und Manuela Emmenegger ihre alte Heimat im Bernbiet verlassen und haben den Hof von Bernhard und Elisabeth Weiss in Laufenburg übernommen (die NFZ berichtete). «Ja, wir sind angekommen und fühlen uns hier sehr wohl», sagt Manuela Emmenegger. Auch der Hofladen, welcher inzwischen mit weiteren Produkten ergänzt wurde, läuft gut. «Wir haben grossmehrheitlich eine ehrliche und gute Stammkundschaft», betont Manuela Emmenegger im Gespräch mit der NFZ und freut sich darüber. Dennoch verhehlt sie nicht: «Die Diebstähle und das Ausnutzen durch einzelne Personen beschäftigen mich mega, auch psychisch.»
Wie die zweifache Mutter schildert, sei eines Abends plötzlich das Licht angegangen «und wir sahen wie ein Mann Münz aus der Kasse nahm und mit einem Sack den Laden verliess.» Ein Moment, der noch lange nachwirkt: «Wir konnten bis morgens um 3 Uhr kein Auge mehr zumachen.» Wie sich herausstellte, hatte der Täter neben dem Geld auch «Chrömli» entwendet. Rund eineinhalb Jahre später konnte der Mann verhaftet werden. Gemäss Manuela Emmenegger handelt es sich um einen zirka 40-Jährigen aus dem Oberaargau.
Ein Riesenaufwand
Dahinter steckt ein Riesenaufwand, der, so Manuela Emmenegger, der Sache keineswegs gerecht wird. Denn während die Kosten der Polizei und der Staatsanwaltschaft gedeckt sind, gehen die «Beklauten» beziehungsweise Opfer oft leer aus. «Wir müssten den Schaden auf dem Zivilprozessweg einfordern.» In diesem Fall rund 70 oder 80 Franken für «Chrömli und Bargeld». Dennoch würde die Polizei dazu raten, jeden Diebstahl zur Anzeige zu bringen.
Im November 2023 klaute eine Frau aus Deutschland «reservierte Weihnachtsguetzli» aus einer Kiste. Als die rund 30- bis 40-jährige Frau nach ein paar Wochen wieder auftauchte, erinnerte sich Manuela Emmenegger beim Blick auf die Videokamera sofort wieder an das Gesicht. Sie stoppte die Frau und rief die Polizei. Und mit was begründete die Täterin ihren Diebstahl? «Sie unterstütze damit Flüchtlinge», erzählt Emmenegger. Die Täterin habe angeboten, dass sie auf dem Hof mitarbeiten könnte. Auch hier war der effektive Schaden nicht immens. Wie Emmenegger jedoch festhält: «Du wirst automatisch misstrauisch. Es kommt ein pauschales Misstrauen auf.»
Auch komme es immer wieder vor, dass Kunden ein, zwei oder noch mehr Franken zuwenig in die Kasse legen. «Man kann doch mit uns reden und nicht einfach handeln», sagt die gelernte Konditorin/Confiseurin kopfschüttelnd. «Sehr viele wissen nicht, wieviel Arbeit dahinter steckt. Das macht mir zu schaffen.»
5 von 100 sind speziell
Auch Andy Steinacher aus Schupfart bestätigt, dass es Kunden gibt, die weniger zahlen, als angeschrieben ist. Das seien jedoch wenige. «Der grosse, ja übergrosse Teil der Kunden ist sehr ehrlich, wofür wir uns bedanken.» Von 100 Personen «sind immer etwa fünf speziell, wovon einer ein ganz Spezieller ist», schildert der Landwirt und Grossrat. «Nein, das bringt nur administrativen Aufwand, denn finden lassen sich solche Diebe kaum», sagt er auf die Frage, ob er jeweils Anzeige erstattet. Erwischten und bekannten uneinsichtigen Personen werde jeweils ein Hofverbot erteilt. Der Hofladen von Steinacher ist videoüberwacht. «Das wirkt abschreckend.» Mit zusätzlichen Massnahmen konnte er «Profiklauern», das sind solche, die sporadisch von Hofladen zu Hofladen gehen, entgegenwirken.

