Fricktaler Werkgespräch zur Digitalisierung der Landwirtschaft
Kann die moderne Datatechnik helfen, genügend Lebensmittel für alle zu produzieren – und zwar auf eine nachhaltige Art, ohne die Böden auszulaugen und die Artenvielfalt noch weiter zu reduzieren? ...
Fricktaler Werkgespräch zur Digitalisierung der Landwirtschaft
Kann die moderne Datatechnik helfen, genügend Lebensmittel für alle zu produzieren – und zwar auf eine nachhaltige Art, ohne die Böden auszulaugen und die Artenvielfalt noch weiter zu reduzieren? – Das war das Thema am 1. Fricktaler Werkgespräch im Forschungszentrum der Syngenta in Stein.
Edi Strub
Für den Agrarpublizisten Olaf Deininger war die Antwort ein klares Ja. Als Beispiel nannte er die computergesteuerte Ausgabe von Pestiziden oder Dünger. So kann nach Deininger zum Beispiel vermieden werden, dass zu viele Pestizide versprüht werden, was mit traditionellen Methoden oft geschehe, weil der Bauer nicht weiss, wieviel tatsächlich vonnöten ist. In einer modernen Landwirtschaft können dem Bauern aber dank Messungen und Analysen die dafür notwendigen Daten zur Verfügung gestellt werden. Dazu brauche es zum Beispiel Drohnen, die den Acker mit ihren Sensoren abtasten oder gar Satelliten. Die Pestizid- und Düngerverwendung könne so auf das Notwendige beschränkt werden. Das spare Geld und verhindere, dass die Natur unnötig belastet werde. Bereits heute gebe es auch Datenprogramme, die Prognosen erstellten, wann die Pestizide am zweckmässigsten versprüht werden sollen und gegen welche Arten von Schädlingen. Am Schluss fahre dann ein datengesteuerter Mähdrescher übers Feld, der auch gleich den Traktor mit Anhänger steuere. Solche Dinge seien nicht mehr Zukunftsmusik, sondern bereits Alltag in den USA und Kanada, aber auch vielerorts in Europa und Lateinamerika.
Elisabeth Fischer, Leiterin der Nachhaltigkeitsstrategie bei Syngenta, betonte, dass es dabei nicht nur darum gehe, mehr zu produzieren, sondern auch mit weniger Ressourcen unter grösstmöglicher Schonung der Natur. Dass mehr produziert werden müsse, sei klar. Noch immer hungerten Hunderte Millionen von Menschen, gleichzeitig drohe die Klimaerwärmung den landwirtschaftlichen Ertrag zu vermindern. Der Auftrag heisse daher, effizienter, angepasster und naturschonender zu produzieren. Syngenta leiste mit seiner Nachhaltigkeitsforschung einen wichtigen Beitrag dazu. Die Erhebung von zuverlässigen Daten über das Wetter, das Verhalten von Schädlingen und so fort sei ein Weg dazu.
Brennpunkt Afrika
Professor Benard Lehmann, von 2011 bis 2019 Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, dämpfte die Erwartungen. Einer der Brennpunkte, was Ernährung und Landwirtschaft betreffe, sei Afrika. Dort werde sich die Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln und dort seien auch die dramatischsten Veränderungen in Bezug auf das Klima zu erwarten. Gleichzeitig versiege das Wasser. Dem Bauern, der noch mit einem Ochsen den Acker bearbeite, sei mit Computerdaten nicht geholfen. Da brauche es landwirtschaftliche Methoden, die seinen finanziellen Möglichkeiten besser entsprächen. Für Elisabeth Fischer von Syngenta war klar, dass dieser Bauer natürlich nicht einen computergesteuerten Mähdrescher brauche, aber vielleicht eine App auf seinem Handy, die ihn anleite, wie er unter seinen Bedingungen ebenfalls mehr produzieren könne, ohne die Böden auszumergeln. Denkbar wäre zum Beispiel auch, dass junge technikaffine Leute, die es auch in diesen Ländern gebe, ihm helfen würden, Dünger, Saatgut und die Pestizide auszubringen. Mit Drohnen und in der richtigen Menge.