Niklaus Leemann
Heute endet die COP30 in Belém. Wieder werden Tabellen herumgereicht, die zeigen, welches Land wie viel CO2 ausstösst und einspart – die Schweiz wirkt darin oft wie eine Musterschülerin. Höchste Zeit also für einen Revisionsbericht dieser ...
Niklaus Leemann
Heute endet die COP30 in Belém. Wieder werden Tabellen herumgereicht, die zeigen, welches Land wie viel CO2 ausstösst und einspart – die Schweiz wirkt darin oft wie eine Musterschülerin. Höchste Zeit also für einen Revisionsbericht dieser Klimabuchhaltung.
Der Haken liegt in der Buchungslogik. Gezählt wird dort, wo produziert wird, nicht dort, wo konsumiert wird. Viele Dinge, die wir täglich nutzen, entstehen aber längst ausserhalb Europas. Für die Schweiz heisst das: Territorial sind wir zwar sauberer geworden – seit 1990 haben wir als Land 26 % weniger CO2 ausgestossen. Konsumbasiert fällt der Fussabdruck aber deutlich höher aus – die importbedingten Emissionen nahmen seit 2000 um rund 30 % zu. So entsteht heute rund 68 % unserer konsumbezogenen Klimabelastung im Ausland. Und global ist der Atmosphäre egal, auf welcher Seite der Grenze das CO2 entsteht.
Das erklärt, warum «brave» Länder wie die Schweiz im Ranking gut aussehen – obwohl wir die Emissionen für unseren Lebensstil bloss auslagern. Auf Konsumbasis schrumpft der Vorsprung reicher Importländer, manchmal kehrt er sich sogar um.
Testat der Revisionsstelle: Die Klimabuchhaltung ist formell korrekt, aber materiell unvollständig. Empfehlung: Neben der territorialen Bilanz konsequent eine Konsumbilanz ausweisen und Ziele daran koppeln – inklusive Import-Fussabdruck. Erst wenn sich Soll und Haben reduzieren, ist die Prüfung bestanden.
In der Kolumne «Die Wirtschaft sind wir» beschreibt der Ökonom und Unternehmensberater Niklaus Leemann, wie die Wirtschaft fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres Lebens ist.