Es waren turbulente Zeiten, als die SP Kaiseraugst 1975 gegründet wurde: Kaiseraugst stand im Mittelpunkt des schweizweiten Widerstands gegen weitere Atomkraftwerke. Viele der Besetzer auf dem AKW-Gelände in Kaiseraugst waren Sozialdemokraten und so hatte die neu gegründete SP ...
Es waren turbulente Zeiten, als die SP Kaiseraugst 1975 gegründet wurde: Kaiseraugst stand im Mittelpunkt des schweizweiten Widerstands gegen weitere Atomkraftwerke. Viele der Besetzer auf dem AKW-Gelände in Kaiseraugst waren Sozialdemokraten und so hatte die neu gegründete SP Kaiseraugst einen fliegenden Start.
Edi Strub
Schon ein Jahr nach der Gründung gelang es der Kaiseraugster SP mit Max Stöckli, den ersten Gemeinderatssitz zu erobern, erzählte am Jubiläums-Anlass SP-Präsidentin Marianne Grauwiler. Und ein Jahr später seien es dann bereits zwei gewesen. Die frisch aus der Taufe gehobene Partei gehörte bereits zu den Bestimmenden in der Gemeinde. Und so sei es im Verlaufe der Jahrzehnte dann auch geblieben. Meist sei die SP mit zwei Vertretern im Gemeinderat vertreten gewesen. Auch jetzt: Markus Zumbach sei seit dem plötzlichen Rücktritt von Gemeindepräsidentin Françoise Moser der Geschäftsführende der Gemeinde und Gemeinderat Oliver Jucker der Verantwortliche für das Bauwesen. SP-Präsidentin Grauwiler ist zuversichtlich, dass das auch nach den Gemeinderats-Wahlen so sein wird.
Die Rheinfelder Stadt- und Grossrätin Claudia Rohrer wurde in dieser bewegten Zeit in den 70-er-Jahren von ihrer Mutter erstmals an eine Demonstration gegen das AKW Kaiseraugst mitgenommen, erzählte sie am Jubiläumsanlass in Kaiseraugst. Sie habe damals zwar nicht richtig begriffen, um was es da gehe, aber diese erste Begegnung mit der Politik habe sie nicht vergessen. SP-Co-Präsident Cedric Wermuth war damals noch nicht einmal geboren. Seine Politisierung begann erst nach der AKW-Besetzung. Aber allein schon die Veränderungen, die er seit seiner Zeit als Juso erlebt habe, seien gewaltig. Es habe damals unter anderem einen US-Präsidenten George W. Bush gegeben, über den er sich fürchterlich aufgeregt habe. Aber wenn er Bush mit dem jetzigen US-Präsidenten vergleiche, spüre er, dass die Welt sich seither grundlegend verändert habe. Auch George W. Bush habe gelogen, aber nicht alle dreissig Sekunden und er habe auch nicht friedlichen Ländern wie Kanada oder Grönland mit der Einverleibung gedroht.
Cedric Wermuth betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der kleinen Gemeinden und der Politiker, die dort wirkten. Sie würden als Gemeinderäte das umsetzen, was die Essenz sozialdemokratischer Politik ausmache. Nämlich dafür zu sorgen, dass es gute Schulen gebe und beispielsweise wie in Kaiseraugst einen guten Fussballclub und ein ordentliches Spielfeld. Auch dass bezahlbare Wohnungen gebaut würden, sei zu grossen Teilen den Politikern in den Gemeinden zu verdanken. Für solche Dinge zu arbeiten, sei wichtig. Das gebiete der Respekt vor den Wählern und verhindere, dass Wähler enttäuscht in die Fänge rechtsgerichteter Parteien abglitten. Das Wort, das man für eine solche Politik verwende, heisse bei der SP «Solidarität». Auch der Grossrat und Co-Präsident der SP-Aargau Stefan Dietrich gab seiner Verwunderung über den schnellen Wandel Ausdruck. Er sei ein Jahr alt gewesen, als die SP Kaiseraugst gegründet wurde. Damals sei eben das Frauenstimmrecht eingeführt worden. Davon habe er zwar noch nicht viel mitbekommen. Auch seine Politisierung sei jüngeren Datums. Für die SP Politik zu machen, wie es heute sein Auftrag ist, sei nicht leicht. Es gelte Opposition mit Pragmatismus zu verbinden. Das sei manchmal schwierig, erst recht im Aargau, wo vieles sich ein bisschen langsamer bewege als beispielsweise im benachbarten Basel. Aber so oder so gelte: wenn man aktiv sei und sich nicht entmutigen lasse, könne man auch unter solchen Umständen etwas erreichen.