Die SVP ist nicht mehr im Stadtrat
17.06.2025 RheinfeldenDämpfer für die Rheinfelder Ortsparteien
Die beiden Parteilosen Benjamin Steiger und Joël Lässer haben am Sonntag den Sprung in den Rheinfelder Stadtrat für die Amtsperiode 2026/29 geschafft. Die drei Bisherigen, die wieder antraten, wurden ebenfalls ...
Dämpfer für die Rheinfelder Ortsparteien
Die beiden Parteilosen Benjamin Steiger und Joël Lässer haben am Sonntag den Sprung in den Rheinfelder Stadtrat für die Amtsperiode 2026/29 geschafft. Die drei Bisherigen, die wieder antraten, wurden ebenfalls gewählt. Die SVP ist im Stadtrat nicht mehr vertreten, die FDP nur noch mit einem Sitz.
Valentin Zumsteg
Die Freude bei Benjamin Steiger ist riesig: «Ich bin überwältigt», sagt der 48-Jährige zu seinem Wahlergebnis. Mit 1911 Stimmen schaffte er das zweitbeste Resultat. Er spielte am Sonntagmorgen mit der Stadtmusik auf dem Zähringerplatz ein Promenadenkonzert, als er den Anruf zu seiner Wahl aus dem Rathaus erhielt. «Ich habe gehofft, aber nicht mit einem solchen Glanzresultat gerechnet», so Steiger. Er freut sich auf die neue Zusammensetzung des Stadtrats. Steiger gehörte bis vor kurzem der FDP an. Als diese ihn aber nicht für die Stadtratswahlen nominierte, trat er aus der Partei aus und kandidierte als Parteiloser – erfolgreich wie sich jetzt zeigt. Er beabsichtigt, im September bei der Wahl für den Vizeammann anzutreten. Eine Kandidatur als Ammann schliesst er aus.
Freude und Respekt
Den Sprung in den Stadtrat hat ebenso Joël Lässer erstmals geschafft. Er holte 1490 Stimmen und kam damit auf den fünften Platz. «Ich bin sehr glücklich. Es freut mich, dass es gleich im ersten Anlauf geklappt hat», sagt der Parteilose, der zum ersten Mal antrat. Er gehe die neue Aufgabe mit Respekt, aber auch voller Vorfreude an. Eine Kandidatur im September als Ammann oder Vizeammann möchte er nicht komplett ausschliessen. «Das ist jetzt noch kein Thema. Ich überlege mir aber beides», so Lässer.
Überglücklich ist Claudia Rohrer (SP, bisher). Sie erzielte am Sonntag das Spitzenresultat mit 2058 Stimmen. «Ich habe gehofft, dass ich unter die ersten Drei komme. Dass ich das beste Resultat mache, damit habe ich nicht gerechnet.» Sie sieht die vielen Stimmen als Ergebnis ihrer Arbeit in den letzten dreieinhalb Jahren im Stadtrat. Das sehr gute Resultat gibt ihr Schwung im Hinblick auf die Wahl des Stadtammanns. Claudia Rohrer hat bereits früh angekündigt, dass sie für dieses Amt kandidieren wird. Als Vizeammann stehe sie aber nicht zur Verfügung.
Sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis ist auch Susanna Schlittler (FDP, bisher). Sie holte 1890 Stimmen und schaffte damit den dritten Platz. Enttäuscht ist sie hingegen, dass es der FDP nicht gelang, den zweiten Sitz zu verteidigen. «Ich habe etwas anderes erwartet», so Schlittler. Sie bedauert ebenfalls, dass die SVP im neuen Stadtrat nicht mehr vertreten sein wird. Das sieht auch Claudia Rohrer – obwohl von der SP – so: «Es wird eine Herausforderung, dass nicht mehr alle grossen Parteien eingebunden sind», sagt Rohrer. Der dritte Bisherige – Dominik Burkhardt von der GLP – schaffte die Wiederwahl mit 1673 Stimmen ebenfalls klar, er kommt damit auf den vierten Platz. «Ich bin sehr glücklich. Es war eine schwierige Ausgangslage, da sich viele Kandidaten in der politischen Mitte positioniert haben», sagt der 49-Jährige. Er selbst habe einen zurückhaltenden Wahlkampf betrieben und ein solides Ergebnis erzielt. «Dass mit der SVP eine gewichtige Ortspartei nicht mehr vertreten sein wird, ist per se nicht erfreulich. Es ist zu hoffen, dass weiterhin Konsens möglich ist und nicht zu stark Opposition betrieben wird.» Eine Kandidatur als Ammann oder Vizeammann kann sich Burkhardt gut vorstellen. «Ich sehe mich als geeignet für diese Ämter», so Burkhardt. Er will in den kommenden Wochen dazu noch einige Gespräche führen und dann entscheiden.
SVP und FDP lassen Federn
Acht Kandidatinnen und Kandidaten bewarben sich am Sonntag um einen der fünf Sitze im Stadtrat. Bei dieser Ausgangslage ist klar, dass es neben den Gewinnern auch Verlierer geben muss. Urs Schnyder (neu, SVP) erhielt 1222 Stimmen. Er übertraf damit zwar das absolute Mehr von 1201, doch als Überzähliger ist er nicht gewählt. «Ich bedaure das sehr. Ich habe mit einer Wahl gerechnet», erklärt Schnyder. Als Vertreter einer Polpartei, der klar zu seiner Meinung stehe, sei es schwieriger, gewählt zu werden. Der SVP ist es damit nicht gelungen, den Sitz von Walter Jucker, der nicht mehr angetreten ist, zu verteidigen. Die Volkspartei wird damit nicht mehr im neuen Stadtrat vertreten sein. Auch die FDP muss Federn lassen. Sie konnte den Sitz von Franco Mazzi, der ebenfalls nicht mehr kandidiert hat, nicht halten. Niklaus Leemann, neben Susanna Schlittler der zweite offizielle Kandidat der Freisinnigen, erzielte 1105 Stimmen und verpasste damit die Wahl. «Ich bin sehr überrascht. Ich habe mit einem knappen Wahlausgang gerechnet, aber nicht mit einem so schlechten Resultat», sagt Leemann. Es herrsche offenbar eine Wechselstimmung. «Die Rheinfelder wollen etwas Neues ausprobieren. Ich stand für Kontinuität.»
Die Wahl klar verpasst hat Michael Derrer (mehr Farbe für Rheinfelden), der auf nur 468 Stimmen kam. «Das ist keine Überraschung. Das Mobbing gegen mich hat funktioniert», sagt er dazu. Er gratuliert den Gewählten – «besonders den Parteilosen». Fazit nach diesem Wahlgang: In den kommenden vier Jahren besteht der Rheinfelder Stadtrat aus je einer SP- und einer FDP-Vertreterin, einem GLP-Mann und zwei neuen Parteilosen.
Gewählte und nicht Gewählte
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 37,8 Prozent. Das absolute Mehr beträgt 1201 Stimmen.
Gewählt:
Claudia Rohrer, SP, bisher, 2058 Stimmen
Benjamin Steiger, parteilos, neu, 1911 Stimmen
Susanna Schlittler, FDP, bisher, 1890 Stimmen
Dominik Burkhardt, GLP, bisher, 1673 Stimmen
Joël Lässer, parteilos, neu, 1490 Stimmen
Nicht gewählt:
Urs Schnyder, SVP, neu, 1222 Stimmen
Niklaus Leemann, FDP, neu, 1105 Stimmen
Michael Derrer, mehr Farbe für Rheinfelden, neu, 468 Stimmen