«Die Musikkultur soll in unseren Gemeinden erhalten bleiben»
14.09.2025 PersönlichSeit zwanzig Jahren Musikschulleiter: Valentin Sacher
2005 bewarb sich Valentin Sacher als Schlagzeuglehrer an der Musikschule in Zeiningen. Der damals 24-Jährige wurde dann nicht nur Schlagzeuglehrer, sondern auch Schulleiter.
Janine Tschopp
«Diese ...
Seit zwanzig Jahren Musikschulleiter: Valentin Sacher
2005 bewarb sich Valentin Sacher als Schlagzeuglehrer an der Musikschule in Zeiningen. Der damals 24-Jährige wurde dann nicht nur Schlagzeuglehrer, sondern auch Schulleiter.
Janine Tschopp
«Diese zwanzig Jahre sind so schnell vorbeigegangen», sagt Valentin Sacher im Gespräch mit der NFZ. Er erinnert sich noch gut wie damals alles angefangen hat. 24-jährig bewarb er sich an der Musikschule in Zeiningen als Schlagzeuglehrer. Der damalige Musikschulleiter, Robert Obrist, wollte kürzertreten. Valentin Sacher begann dann 2005 nicht nur als Schlagzeuglehrer, sondern auch als Schulleiter. An der Hochschule der Künste in Bern absolvierte er berufsbegleitend die entsprechende Ausbildung. 2008 übernahm er zusätzlich die Leitung der damaligen Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst. Er freute sich, einerseits Verantwortung zu übernehmen, aber auch die Schule nicht nur zu administrieren, sondern auch entwickeln zu können. Ein grosser Meilenstein in den letzten Jahren war der Anschluss der Musikschule Zeiningen, welcher auch das ganze Wegenstettertal angehörte, an die Musikschule Rheinfelden / Kaiseraugst. Mit dem Anschluss kam es zur Namensänderung in «Musikschule Unteres Fricktal». «Es ist schön, dass wir seither nicht mehr in zwei verschiedenen Strukturen arbeiten und viele Synergien nutzen können», betont Valentin Sacher.
Im Einsatz für den Verband der Aargauer Musikschulen
Seit über 15 Jahren ist Valentin Sacher Verbandspräsident der Aargauer Musikschulen und erwähnt einen weiteren Meilenstein. Dabei geht es um die aktuelle Vernehmlassung der Revision des Instrumentalunterrichts im Kanton Aargau (siehe NFZ vom 26. August 2025). Durch die Revision würde der Bildungsauftrag zu den Gemeinden gehen. Der Kanton seinerseits würde dafür aber einen deutlich höheren Beitrag daran leisten. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zugang zu einem Mindestangebot an Instrumentalunterricht erhalten – vom Kindergarten bis zum vollendeten 22. Altersjahr. In einer Annahme der Gesetzesänderung sähe der Musikschulleiter viele Vorteile. Unter anderem würden die Schulen durch den Kanton stärker subventioniert, was moderatere Tarife für die Eltern zur Folge hätte. Eine Volksabstimmung zur entsprechenden Verfassungsänderung sei frühestens auf Ende 2027 zu erwarten.
Begeisterung fürs Schlagzeug
Valentin Sacher hat schon als kleiner Bub bei seinen Eltern für Schlagzeugunterricht «gestürmt». «Ich konnte mich durchsetzen und wurde dann auch gefördert», erinnert er sich. In der Oberstufe kam Klavierunterricht dazu. Schon früh erhielt er auch den Zugang zur Blasmusik, da er in der Jugendband Bassposaune spielte. «Es gab damals bereits viele Schlagzeuger.» Bei der Matur wählte er die musische Richtung und studierte später klassische Perkussion. Als Musikschulleiter will er heute den Kindern ebenfalls ermöglichen, ihren musikalischen Weg zu gehen. Besonders fördern möchte er auch das gemeinsame Musizieren in den Jugendblas-Orchestern. «Miteinander zu musizieren, ist viel lustiger», ist Sacher überzeugt. Das Mitmachen in einem Orchester bedeutet für die Kinder und Jugendlichen auch viele gemeinsame Erlebnisse wie zum Beispiel Konzerte, Tourneen, Lager, Grillhock und vieles mehr. Auch Erfolg und Applaus gemeinsam zu erleben, sei für Kinder eine grosse Bereicherung. Entsprechend freut er sich auch immer, wenn es nicht nur Anmeldungen für Gitarre- und Klavierunterricht gibt, sondern wenn sich Kinder für Blechblas- oder Streich-Instrumente entscheiden.
Veränderungen?
Auf die Frage, was sich in den letzten zwanzig Jahren verändert hat, erwähnt Valentin Sacher unter anderem den Einf luss der digitalen Medien. «Kinder sind durch die Smartphones oft abgelenkt und haben Mühe, sich zu konzentrieren. Ein Instrument zu üben, ist aber ein Prozess, der mit Ausdauer zu tun hat.» Zudem nehme die Schule mehr Zeit ein. «Die Stundentafel hat sich erhöht, leider immer zu Lasten von Kreativfächern.» Zu den jüngsten Entwicklungen gehört der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI), auch bei der Musik. «Die Gefahr ist, dass es immer mehr Musik geben wird, die mit KI produziert ist.» Für Valentin Sacher ist dies aber Musik, die nicht berührt. «KI wird nie wie ein Mensch spielen können.» Sinnvoll findet er den Einsatz von KI, wenn sie beispielsweise zum Erstellen von digitaler Begleitung beim Üben verwendet wird.
Wünsche für die Zukunft
«Die Musikkultur soll in unseren Gemeinden erhalten bleiben. Und wir möchten Teil davon sein. Es wäre schön, wenn möglichst viele Kinder und ihre Eltern den Wert der Musik erkennen und selber Musik machen würden. Das bringt der ganzen Gesellschaft etwas. Menschen sollen Freude am Musizieren haben und wissen, dass sie damit Grosses bewirken und vieles erschaffen können», formuliert Valentin Sacher Wünsche für die Zukunft. Er selber könnte sich auch heute, nach zwanzig Jahren als Musikschulleiter, keine schönere Tätigkeit vorstellen. «Es gab in all der Zeit noch keinen einzigen Tag, an welchem ich nicht gerne zur Arbeit ging. Nicht einmal nach den Ferien …»
Musikschule Unteres Fricktal
Valentin Sacher ist in Möhlin, Allschwil und Hellikon aufgewachsen. Heute wohnt er mit seiner Frau und den beiden Kindern in Wegenstetten. Der Musikschulleiter spielt selber mehrere Instrumente und hat sich im Tal stark für die Jugendmusik-Förderung eingesetzt und die örtlichen Jugendformationen dirigiert. Seit einigen Jahren ist er Dirigent der Brass Band Zuzgen.
Die Musikschule Unteres Fricktal (2019 kam es zum Zusammenschluss zwischen den Musikschulen Zeiningen und Rheinfelden/Kaiseraugst) leitet der 44-Jährige seit zwanzig Jahren. Die Musikschule beschäftigt rund 35 Lehrpersonen und insgesamt 40 Festangestellte. Wöchentlich werden rund 1000 Fachbelegungen verzeichnet.